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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter
Autoren: Manfred Weinland
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tot. Auch der fingerdicke Strang, der aus einer Manschette in der Wand kam, in der eine schwarze Substanz waberte, rührte sich nicht. Dann aber…
    … erhob Jefferson Parker sich plötzlich wieder. Richtete sich ungelenk auf und setzte den durch den Zwischenfall unterbrochenen Weg hölzern fort. Immer wieder stolperte er und stürzte. Blutige Schürfwunden überzogen bald Knie und Ellbogen, aber davon ließ er sich nicht beirren. Er war bei Bewusstsein, aber gleichzeitig wähnte er sich in einem Traum, der mit dem Moment des Absturzes seines Flugboots begonnen hatte.
    Er klammerte sich an die Vorstellung, nichts von dem, was er sah oder erlebte, sei real. Erst recht nicht das Ding in seinem Nacken, das ihm unbeirrbar folgte, weil es eins geworden war mit ihm.
    Nach gut zwanzig Metern kam er am Ziel an. Parker trat auf einen schwarzen Spiegel zu, in dem er sich selbst erkannte. Er erschrak, weil er nicht gewusst hatte, was für ein furchtbares Bild er abgab. Aus seinen Augen lösten sich Tränen, die…
    … überlebensgroß auf der Fläche erschienen, die er eben noch für einen Spiegel gehalten hatte.
    Es war, als würde er durch ein Teleskop auf den Ausschnitt seines Gesichts starren, der von den Augen, der Stirn, einem Teil der Nase und einem Stück der Wangen eingenommen wurde.
    Das bin ich, dachte er. Er wollte die Hand heben, vortreten an die Fläche, auf der er sich sah, und seine Tränen berühren. Aber er war nicht dazu in der Lage. Er konnte nicht mehr tun, was er wollte. Er tat, was ES wollte.
    Als würde sich ein schmaler Blutfaden, der wärmer war als das umgebende Blut, seinen Weg durch das Gehirn bahnen, erwachte eine bildgewaltige, nie zuvor gehörte Sprache in ihm.
    Die Wandfläche wurde finster. Schwarz.
    Und das einsame Wesen hieß ihn willkommen.
    Für den Rest seines Lebens.
    2.
    Anfang April 2525, fünf Jahrhunderte und einen Kometeneinschlag später
    Das Schott knallte zu.
    Und nicht von allein. General Arthur Crow hatte es zugeworfen und verriegelt.
    Matthew Drax musste wider Willen grinsen. Genau so hatte er es geplant – um seine Gefährten außer Gefahr zu bringen und ihnen die Flucht zu ermöglichen. Ihn selbst würde Crow am Leben lassen. Aruula und der Einsiedler Chacho dagegen waren entbehrlich und für Crow nur als Druckmittel von Nutzen.
    Darum hatte Matt ihn überrumpelt, indem er das Schleusentor öffnete und hindurch schlüpfte. Der General war ihm gefolgt und hatte das Tor geschlossen. Nun stand er ihm gegenüber und richtete seinen Driller auf Matt – eine Waffe, die explosive Minigeschosse abfeuern konnte. Der Colt Python, den er Matt abgenommen hatte, steckte hinter seinem Gürtel.
    Der Driller war so unmissverständlich ausgerichtet, dass Matt beinahe glauben mochte, Crow würde abdrücken. Tatsächlich musste es ihn eine Menge Überwindung kosten, den verhassten Feind vor der Flinte zu haben und ihn trotzdem nicht umzubringen. Das verrieten seine verengten Augen und der hauchdünne Schweißfilm, der sich auf seine zerfurchte Stirn gelegt hatte.
    Der Grund für Crows Selbstbeherrschung war so schlicht wie nachvollziehbar: Er brauchte Matt. Der Mann aus der Vergangenheit war der einzige Mensch am Südpol, der die Schrift und Sprache der Hydriten beherrschte. Der Einzige, der das Geheimnis des Flächenräumers – wie die mächtige Waffe genannt wurde, die sich in dieser Anlage befinden sollte – enträtseln konnte.
    Und doch wären Matt Drax und seine Gefährten ohne Crows Hilfe aufgeschmissen gewesen. Ohne den Datenkristall, den der General aus dem Ärmel gezaubert hatte, wäre es ihnen in tausend Jahren nicht gelungen, das Tor zur Anlage zu öffnen.
    Matt vermutete, dass er ihn dem Dieb abgenommen hatte, der den Kristall in Gilam’esh’gad entwendet hatte: der Hydrit Agat’ol, der vor einigen Tagen in eine Eisspalte gestürzt war. Durch ihn musste Crow von der Existenz des Flächenräumers erfahren haben und ihm gefolgt sein. Anders war es nicht zu erklären, dass er plötzlich wie aus dem Nichts hier aufgetaucht war und mit vorgehaltener Waffe die Führung dieser Expedition an sich gerissen hatte.
    Und nun waren er und Crow allein in den Eingeweiden einer Anlage, die seit zehntausend Jahren unter dem Ewigen Eis der Antarktis verborgen gelegen hatte.
    Trotz der Gefahr sah Matt sich fasziniert um.
    Draußen in der Schleusenkammer hatte Schlinggewächs von der Decke gehangen, aber hier im anschließenden Gang war davon nichts zu sehen. Wir befinden uns immerhin unter
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