Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
Vielleicht, weil es echte nicht mehr gab – vielleicht aber auch, weil man ihn so weit nicht hatte tragen wollen.
    »Heda! Hallo?«
    Krächzend verließen die ersten Rufe seine Kehle. Aber auch als er seine Stimmbänder wieder besser im Griff hatte, erfolgte keinerlei Reaktion auf seine Schreie.
    Entweder konnte man ihn nicht hören, oder man wollte es nicht.
    Der Lärm der sterbenden Stadt drang als kaum entwirrbare Geräuschkulisse zu Matt vor.
    Er brauchte nicht lange zu überlegen, warum Crow ihn geopfert hatte. Falls er nicht ebenfalls geschnappt worden war, würde nichts und niemand den General nun noch davon abhalten können, einen Weg zurück in die Zukunft und die Waffenanlage zu finden.
    Matt verzweifelte fast. Nein, das durfte er nicht zulassen – er durfte nicht tatenlos zusehen, wie ein Mann wie Crow in den Besitz des Flächenräumers gelangte! Arthur Crow war nicht nur ein Bastard. Er war ein ideenreicher Bastard.
    Ich muss ihn aufhalten! Irgendwie!
    Matt zerrte wie ein Berserker an seiner Fessel, deren Ränder ihm tief ins Fleisch schnitten.
    Aber das war auch schon alles, was er erreichte.
    Zeit, sich den Tatsachen zu stellen, Matthew. Sieh’s ein: Du bist geliefert!
    ***
    Es war riskant – aber letztlich war sein ganzes Leben gespickt mit Gefahren. Immer schon gewesen.
    Crow hatte damit kein Problem. Weder Ängste noch Skrupel hielten ihn davon ab, bei Tageslicht das Terrain zu sondieren, das er mit Einbruch der Dunkelheit wieder aufzusuchen beabsichtigte. Er drang in insgesamt drei Läden ein, obwohl überall Streifen patrouillierten und der Schießbefehl der Polizisten bei ihm keine Ausnahme machen würde – wenn sie ihn erwischten. Aber genau das wollte er ganz klar nicht: sich erwischen lassen.
    Im ersten Geschäft versorgte er sich mit etwas Ess- und Trinkbarem, im zweiten mit einem Staubmantel, der seine fremdartige Uniform kaschieren sollte, und auf der dritten Station seiner »Einkaufstour« drang er in ein Waffengeschäft ein. Um ungesehen dort hineinzugelangen, brauchte er fast die ganze Nacht.
    Aber es lohnte sich. Er fand eine Auswahl von Handwaffen und entschied sich für einen Smith & Wesson Double Action Revolver Kaliber .38, eine Schachtel dazugehörige Munition, ein Bowie-Messer und… er kam sich vor wie im Paradies… zwei Bündel Dynamitstangen samt Zündschnüren. Auf ein sperriges Gewehr verzichtete er, obwohl ihn einige Winchester geradezu anlachten.
    So ausgerüstet würde es kein Problem mehr sein, mit dem Koordinator fertig zu werden – und mit allen anderen Gefahren, die in der Eiswüste jenseits der Anlage noch lauern mochten, einschließlich Aruula und ihrem zottigen Begleiter. Er schlich sich zurück zu dem Stall, in dem er ein zuvor eingefangenes Pferd festgebunden hatte.
    Die Stadt war auch nach Einbruch der Dunkelheit erhellt vom Widerschein der weiter um sich greifenden Feuer. Weder Ruhe noch Stille waren eingekehrt, was Crow aber durchaus zupass kam. Die fahrbare Leiterkonstruktion fand er noch dort, wo er sie mit Drax zurückgelassen hatte. Er schirrte den Gaul an und hoffte diesmal auf etwas mehr Glück beim Versuch, die Stadtgrenzen unbehelligt hinter sich zu lassen.
    Und er schaffte es tatsächlich. In der ersten Morgendämmerung lenkte er sein gestohlenes Gespann die Serpentinen hinauf, die ihn seinem erklärten Ziel mit jedem Hufschlag näher brachten.
    Matthew Drax war ausgeschaltet, nun stand der alleinigen Rückkehr in die Hydritenanlage – oder überhaupt der Rückkehr in seine Zeit – nichts mehr im Weg. Er musste es nur noch schaffen, die Zeitblase zu erreichen.
    Mister Drax konnte seinetwegen im seiner Zelle verrotten. Und selbst wenn auch ihm irgendwann die Rückkehr durch das Zeittor gelingen sollte, würden die Verhältnisse, auf die er auf der anderen Seite treffen würde, alles andere als nach seinem Gusto sein.
    Denn bis dahin wollte Crow die Station längst für sich erobert haben. Er war sicher, dass Lityi ebenso gut das Hydritische beherrschte wie Drax. Immerhin lebte sie seit Jahren in der Anlage, war oft eins gewesen mit Rantt’ek; und hatte sie nicht auch den Namen ihres Hundes in hydritischen Zeichen auf die Wanne geschrieben, in der er gelegen hatte?
    Crow grinste selbstvergessen, während er das Pferd weiter die Anhöhe hinauf trieb… und endlich die Trümmer der Whitehead-Farm vor sich auftauchen sah.
    ***
    Im grauenden Morgen erwachte Matt durch ein zehrendes Hungergefühl in seinen Eingeweiden. Sein Mund war trocken; niemand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher