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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter
Autoren: Manfred Weinland
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Tohuwabohu hasteten, waren sie lupenreine Paradiesvögel. Er fragte sich, wie lange das gut gehen konnte.
    »Der Wille ist da, aber die meisten Wasserleitungen wurden durch das Beben zerstört – und was soll eine Feuerwehr ausrichten, wenn es ihr am Wichtigsten mangelt: am Löschwasser?«
    Brandgeruch und Rauch füllten mittlerweile jede Straßenschlucht. Über die Skelette eingefallener Häuser und wenige noch standhaft gebliebene Gebäude hinweg waren fette Qualmwolken und der Widerschein riesiger Feuer zu sehen, die sich über mehrere Gebiete der Stadt erstreckten.
    »Das Beben löste nicht nur Brände aus«, erläuterte Matt seinem Begleiter und Zweckverbündeten, »sondern öffnete auch Spalten im Boden, aus denen unterirdische Gasvorkommen nach oben strömten. Sie hauptsächlich entfachten die Feuer letztlich zu der Glut, der bald nichts mehr widerstehen wird. Wir müssen uns beeilen!«
    »Wie lange haben wir?«
    Matt zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. So genau bin ich mit dem Ablauf der Katastrophe nicht vertraut. Es ist lange her, ich habe manches aus meiner Schul- und Studienzeit vergessen. Sie sicher auch…«
    Crow griente augenrollend. Als in ihrer unmittelbaren Nähe Schüsse aufklangen, duckten sie sich zuerst instinktiv, dann ließen sie sich flach auf den Boden fallen – und mit ihnen die meisten Flüchtlinge, die des Weges kamen.
    Als sie über den aufgewirbelten Staub hinweg in die Richtung der Schießerei schauten, sahen sie Uniformierte, die sich ein Feuergefecht mit einer Gruppe von Männern lieferte, die offenbar versucht hatten, Waren aus einem zerstörten Geschäft zu entwenden. Plünderer!
    »Klar, die Schmeißfliegen sind nie weit, wenn’s was umsonst zu erben gibt…«, grunzte der General.
    »Ganz so preiswert ist’s am Ende dann aber wohl doch nicht«, relativierte Matt die Aussage seines Begleiters. »Oder man sieht es so, dass sie als Dreingabe auch noch heißes Blei bekommen.«
    »Mit solchen Schmarotzern habe ich kein Mitleid – Sie, Drax?«
    Matt schüttelte den Kopf. Der Schusswechsel war schnell beendet. Gegen eine dreifache Übermacht hatten die drei Halunken, die aus dem Store geflohen waren und ihre Beute nach und nach auf der Flucht hatten fallen lassen, keine Chance. Am Ende lagen sie ausnahmslos in ihrem Blut auf Veranden oder im Straßenschmutz.
    Die Polizisten beglückwünschten sich lautstark; einer von ihnen schaute über die Straße herüber zu Matt. In seinen Augen schien es irritiert zu glitzern, aber vielleicht bildete Matt es sich auch nur ein. Kurz darauf zogen die Polizisten weiter, ohne sich weiter um die Gefallenen oder die beiden seltsam gekleideten Männer zu kümmern, die immer noch im Staub lagen.
    Matt atmete auf. Auch Crow hatte das Interesse des Polizisten bemerkt. »Wir sollten uns vielleicht auch in einem der Geschäfte bedienen«, sagte er. »Unauffällige Kleidung wäre angebracht.«
    »Und dafür erschossen werden?«
    »Können wir das denn? Ich meine, hier sterben?«
    »Warum sollten wir nicht?«
    »Zeitparadoxon«, meinte Crow. »Wenn wir hier sterben, wären wir nie in der Zukunft in die antarktische Anlage gegangen und durch dieses Zeittor gefallen. Uns kann also nichts passieren… Nein! Hören Sie auf! Fangen Sie gar nicht erst an, Gegenargumente zu meiner Sicht der Dinge aufzufahren. Wir sind hier unsterblich, und damit basta!«
    »Wenn’s Ihnen damit besser geht…« Matt ließ es dabei bewenden.
    Auch nachdem die Schüsse verklungen waren, drangen aus größerer Distanz immer wieder andere Entladungen zu Matt und Crow vor, die darauf schließen ließen, dass skrupellose Banditen auch anderenorts versuchten, sich an der Not anderer zu bereichern.
    Während sie ihren Weg fortsetzten, tastete Matt immer wieder nach dem Bild in seiner Tasche, das ihm Whiteheads Frau mitgegeben hatte, um ihren Mann in all dem Tumult leichter ausfindig machen zu können.
    In der Realität ein nahezu aussichtsloses Unterfangen.
    Viel wahrscheinlicher war es, dass sie die kleine Fabrikhalle fanden, in der der »Aeronaut« – als solcher hatte Whitehead sich seiner Gemahlin zufolge in ihren Trauschein eintragen lassen – an einer Weiterentwicklung jener Fluggeräte arbeitete, mit denen er sich bereits 1901 in die Lüfte erhoben hatte.
    Matt stockte kurz in seiner Vorwärtsbewegung, als ihnen ein Pferdewagen entgegenkam, auf dessen offener Ladefläche gut sichtbar gleich mehrere Leichname aufgebahrt waren: Mann, Frau und ein Knabe von etwa zwölf
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