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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter
Autoren: Manfred Weinland
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Drehmechanismus den größten Teil beanspruchten.
    »Wie sollen wir vorgehen?«, fragte Matt, immer wieder zu den sich gegenüberstehenden Parteien blickend, von denen die eine die andere mit wüsten Parolen zu provozieren versuchte. »Gleich knallt’s hier.«
    »Sie schieben, ich ziehe«, schlug Crow generalstabsmäßig vor.
    Matt wollte es nur noch hinter sich bringen. Er konnte nur hoffen, dass die bewaffneten Polizisten tatsächlich ausschließlich Augen für die potenziellen Plünderer… und nicht auch ein paar für gemeine Diebe übrig hatten.
    Der Wagen war unerwartet leicht zu bewegen. »Sagte ich doch«, knurrte Crow, als erahnte er Matts Gedanken.
    Sie kamen gut voran, niemand hielt sie auf – die ersten hundert Meter. Dann aber änderte sich schlagartig alles, beginnend mit einem eher schlichten »Hey!«
    Matt blickte über die Schulter nach hinten und sah zwei Uniformierte hinter ihnen her rennen. Ob sie zu den Ladenbeschützern gehörten oder aus einer anderen Richtung gekommen waren, ließ sich nicht erkennen. Aber letztlich zählte ohnehin nur, dass sich zwei Bewaffnete an ihre Fersen geheftet hatten – und diese offenbar mit einem Schießbefehl für Marodeure und anderes Gesindel ausgestattet waren.
    »Verschwinden wir«, seufzte Matt, löste seine Hände von der Rückseite des Vehikels und lief nach vorn zu Crow. »Kommen Sie schon, General, wir haben’s vermasselt.«
    Crow ließ die Deichsel los, der Karren mit der Drehleiter kam zum Halten. Matt blickte sich nervös nach den Verfolgern um. Und als er wieder zu Crow schaute, geschah es.
    Er sah nur noch eine schemenhafte Bewegung… dann schien sein Schädelknochen unter einem brutalen Hieb zu knirschen, und sein Bewusstsein wurde zu Kreide auf schwarzem Schiefer, die ein imaginärer Schwamm hinwegwischte.
    ***
    Crow handelte instinktiv und dennoch wohl überlegt. Unverhofft sah er seine Chance gekommen, auf die er gewartet hatte – vielleicht nicht einmal bewusst gewartet, aber als die Situation eintrat, wusste er sie zu nutzen.
    Drax hatte recht: Sie waren entdeckt, und sie würden es nicht schaffen, ihre Beute bis zum Whitehead-Anwesen zu befördern; nicht auf diese Weise jedenfalls. Aber die Enttäuschung darüber währte nur kurz. Dann handelte er.
    Hinter ihm, auf der Wagenfläche, lag allerlei Werkzeug, unter anderem auch ein knüppelartiges Holz. Und als Drax neben ihm auftauchte, zögerte Crow keine Sekunde. Er holte ansatzlos aus – und zog Drax, der völlig arglos war, mit dem Knüppel einen Scheitel.
    Commander Matthew Drax brach neben dem Feuerwehr-Vehikel zusammen. Crow ließ seine provisorische Waffe fallen… und tauchte ohne jeden Ballast – als den er auch Drax einstufte – ins Heer der Flüchtlinge ein, die nach wie vor die Straßen füllten.
    Er drehte sich erst um, als er glaubte, etwaige Verfolger abgehängt zu haben. Und so war es tatsächlich. Nirgends sah er eine Uniform hinter sich.
    Sofort wurde er ruhig, verlangsamte seine Gangart und kehrte auf einem Umweg zu dem Ort zurück, wo er Drax zurückgelassen hatte. Dort bestätigte sich, was er erhofft hatte. Ein sardonisches Lächeln legte sich auf die Züge des Generals.
    Ausgespielt, Drax, dachte er. Hier ist Endstation für dich – und auf mich wartet der Flächenräumer.
    Aber er wollte absolut sicher sein, dass dem tatsächlich so war, und so folgte er den Polizisten, die den Bewusstlosen davon schleppten.
    ***
    Matt kam mit einem brummenden Schädel und Gleichgewichtsstörungen zu sich.
    Crow, du hinterhältiger Bastard!
    Die Erinnerung war buchstäblich schlagartig wieder da. Er öffnete die Augen. Zuerst sah er nichts, dann den wabernden Schein von Flammen, die den Himmel wie mit feurigem Pinselstrich bemalten. Er blickte durch ein eingestürztes Dach nach oben und fand sich in einem mit Schutt und zerbrochenem Mobiliar gefüllten kleinen Raum wieder, wobei seine Arme mit einer Handschelle um ein dickes, in den Boden einzementiertes Eisenrohr gelegt waren, das in etwa zwei Metern Höhe einen Bogen beschrieb und dann drei Meter entfernt erneut in einem Betonfundament verschwand.
    Matt hatte keine Ahnung, welchem Zweck die Konstruktion einmal gedient hatte, aber offenbar diente sie jetzt dazu, ihn an einer Flucht zu hindern. Die Bruchbude, in der er steckte, hätte ihn nicht halten können – die Handschellen in Kombination mit dem U-förmigen Konstrukt sehr wohl.
    Ganz offenkundig hatte man ihn geschnappt und in ein provisorisches Gefängnis verfrachtet.
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