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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter
Autoren: Manfred Weinland
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Jahren. Sie trugen Kleidung, die sie als Angehörige der wohlhabenderen Schicht auswies, zeigten aber keinerlei sichtbare Verletzung.
    »Wahrscheinlich von Flammen eingeschlossen, erstickt und doch noch so rechtzeitig geborgen, dass sie nicht mit ihrem Heim verbrannten«, mutmaßte Crow analytisch kühl. Anders als bei den Whiteheads schien ihm das Schicksal dieser anonymen Opfer kein bisschen nahe zu gehen.
    Und mir? Matt löste den Blick von dem Unabänderlichen, nahm wieder Tempo auf. Er kannte diese Leute so wenig wie Crow, würde nie erfahren, wer sie waren, wie sie gelebt hatten. Im Grunde war der General zu beneiden, dass er offenbar nicht alles an sich heran ließ.
    Matt verscheuchte den Gedanken. Crow hielt ihn plötzlich am Arm fest und zeigte aufgeregt in eine Seitenstraße.
    Matt glaubte zuerst, er wolle ihn auf die Leute dort aufmerksam machen – es sah aus, als hätten sich Männer zusammengerottet, um gegen Polizisten vorzugehen, die das Geschäft eines Juweliers zu schützen versuchten. Noch hielten die Gewehre und Revolver der Uniformierten sie in Schach. Aber so aggressiv, wie die Marodeure auftrumpften, bezweifelte Matt, dass das noch lange so bleiben würde.
    »Was ist? Wollen Sie sich eine blutige Nase holen – im günstigsten Fall?«, fragte er.
    Crow schüttelte den Kopf. »Sehen Sie es wirklich nicht?«
    »Was?«
    »Das, wonach wir gesucht haben – ohne zu wissen, wonach genau wir suchten.«
    Crow sprach in Rätseln. Aber nur so lange, bis Matt aufhörte, sich von den beiden Parteien ablenken zu lassen, die aufeinander geprallt waren. Sein Blick ging etwas mehr nach links… und dann sah er es: das Objekt von Crows Begierde.
    »Sie meinen den Leiterwagen? Dieses Feuerwehrvehikel…?«
    »Sehen Sie irgendwo Feuerwehrmänner?«
    Matt verneinte.
    »Eben. Die haben den Wagen dort stehen lassen – weil er unnütz ist ohne Löschwasser. Aber für uns ist er die optimale Lösung, viel besser als einfach nur eine normale Leiter. Damit fahren wir bis ganz nah an die Stelle und justieren das Ding so, dass wir nur noch hinaufsteigen und durch das Tor treten müssen.«
    Matt teilte Crows optimistische Darstellung nur bedingt. »Ganz so einfach, wie Sie es verkaufen, ist es schon mal nicht. Das Ding wird normalerweise von Pferden gezogen – sehen sie irgendwo Gäule?«
    »Nein. Aber wir sind keine Schwächlinge. Wir ziehen es erst einmal dorthin, wo weniger Trubel herrscht. Die Polizisten sind beschäftigt. Die Aufrührer auch. Auf uns achtet niemand. Eine bessere Gelegenheit finden wir nicht mehr!«
    »Und Whitehead?«
    »Whitehead, Whitehead! Hören Sie endlich auf, den Samariter zu spielen! Laut Ihren Geschichtsbüchern hat er überlebt, Drax. Um ihn müssen wir uns also nicht sorgen – um uns schon. Wer weiß, wie lange diese Zeitblase noch über der Scheune schwebt. Weder Sie noch ich können ausschließen, dass sie ihre Position verändert wie die in der Anlage. Falls dem so ist, sollten wir uns ein wenig beeilen. So interessant es auch erscheinen mag, in einer anderen Zeitepoche zu stranden – ich bin nur bedingt davon begeistert. In meiner Zeit wartet eine Welt auf mich, die ich nicht leichtfertig aufgeben werde. Zumal ich kurz vor meinem Ziel stand.«
    »Die Waffe, mit der Sie ›Ihre‹ Welt beherrschen wollen?«
    »Sie sagen es, Drax.«
    Nie war Matt klarer gewesen, was er von seinem Bündnis mit Crow zu halten hatte. Der General war und blieb sein Erzfeind. Umso frustrierender, dass sie genau so lange zusammenarbeiten mussten, bis sie wieder in die Antarktisstation gelangt waren… und ihren unterbrochenen Krieg fortsetzen konnten.
    Die Jagd nach dem Flächenräumer. Wer ihn zuerst in seine Gewalt bekam, der –
    Matt zwang sich zu einem scharfen Cut. Das alles war Zukunftsmusik. Die Gegenwart war jene ausfahrbare mobile Drehleiter dort drüben. Und wahrscheinlich hatte Crow recht: Sie zu entwenden – ein anderes Wort für stehlen – würde den Zeitverlauf vermutlich nicht spürbar verändern. Zumal sie ohnehin nutzlos in der Gegend herumzustehen schien.
    »Okay, dann wollen wir mal…«
    »So gefallen Sie mir schon besser, Drax. Viel, viel besser.«
    Im Näherkommen sahen sie, dass jemand das Geschirr, das mit der Achse des Vehikels verbunden war, ohne viel Federlesen durchgeschnitten hatte. Wahrscheinlich jemand, der die beiden Zugpferde rechts und links der Deichsel hatte gebrauchen können, nicht aber den Karren, der kaum Platz für Nutzlast bot, weil die Leiter und ihr
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