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2378 - Der Erste Kybernetiker

Titel: 2378 - Der Erste Kybernetiker
Autoren: Unbekannt
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bringen.
    Wenn er an den Folgen des Medikamentenmissbrauchs starb, war alles vergebens. ESCHER würde weiterhin im Verborgenen wachsen, und das im selben rasenden Tempo wie seit zwei Tagen.
    Mindestens dreißig Prozessoren waren in den letzten achtundvierzig Stunden assimiliert worden.
    Savoire könnte seinen eigenen Tod leicht verhindern. Er hätte sich ohne Schwierigkeiten ein hochwirksames Gegenmittel beschaffen können. Karikin beseitigte die Wirkung des Arimal zuverlässig und würde seinen Körper innerhalb von Stunden heilen. Doch wenn er das Karikin zu früh schluckte, würde auch der Hypnoblock wieder greifen ... und Savoire stand wieder ganz am Anfang.
    Also musste er das Risiko eingehen. Er trug kein Karikin bei sich, um sich nicht in Versuchung zu führen, denn er konnte nicht dafür garantieren, dass er stark blieb, wenn er den Tod nahen fühlte. „Für Terra", sagte er und trank die trübe Flüssigkeit auf einen Zug leer.
    Er spürte nichts. Die ersten Wirkungen würden in wenigen Minuten einsetzen.
    Dann musste er den ESCHER-Turm bereits verlassen haben.
     
    *
     
    An den Gang durch den Käfigtransmitter konnte er sich nicht mehr erinnern. Seine Erinnerung verschwamm, als läge sie am Grund eines trüben Sees verborgen, dessen Wasser von Sekunde zu Sekunde undurchsichtiger wurde.
    Savoire schleppte sich an Gebäuden entlang, die er nie zuvor als bedrohlich empfunden hatte - warum ihm wohl die düsteren Schatten und die Auswüchse nie aufgefallen waren, die den Ideen eines krankhaften Architekten entsprungen sein mussten?
    Weil sie nicht existieren. Weil sie nichts als Halluzinationen sind.
    Dieses tief in ihm verborgene Wissen verhinderte nicht das schreckliche Grauen, das in Form von scharrenden Klauen und glühenden Augen in der Dunkelheit auf ihn wartete. Über die große Grünfläche hastete ein riesiges Ding mit meterlangem Hals und blitzenden Zähnen. Dünne Tentakel wuchsen aus dem tonnenförmigen Oberkörper und schoben sich auf Savoire zu. Greifklauen schnappten, und Gifttropfen schillerten an den Spitzen von langen Stacheln. Der Boden warf Wellen.
    Verästelte Risse durchrasten ihn, wurden breiter und breiter, um ihn zu verschlingen.
    Savoire ging weiter. Meter für Meter. Ich muss es tun. Muss meinen Auftrag erledigen. Meinen Auftrag. Perry Rhodan muss es erfahren.
    Perry Rhodan?
    Wer war das?
    Ein Mensch? Ein Mann? Ein Kind?
    Er hatte es schon wieder vergessen.
     
    *
     
    Seine Zähne schlugen klappernd aufeinander. Die Beine zuckten schmerzhaft, sämtliche Muskeln standen vor Anstrengung in Flammen.
    In Flammen ... Knisternde heiße Zungen schossen in die Höhe, fraßen sich durch die Bettdecke, verschmorten Haut und Fleisch.
    Panisch schlug Laurence Savoire zu, wieder und wieder, erdrückte das Feuer mit bloßen Händen, achtete nicht auf die mörderischen Folgen, ignorierte die Brandblasen, die schwärzlich verkohlenden Fingernägel, die sich in Brocken aus schierer Finsternis verwandelten.
    Finsternis - dieses Wort weckte eine Assoziation, die sich tief in sein gepeinigtes Bewusstsein gegraben hatte: Es atmet Finsternis und spuckt Licht.
    Savoire erinnerte sich in einem winzigen Winkel seines Bewusstseins und fand an diesen Worten Halt. Er zog sich daran in die Höhe, zurück in die Wirklichkeit. Die Macht der Einbildung verblasste. Kein Feuerschein flackerte mehr. Keine Brandverletzungen bedeckten seine Hände und Beine. Da waren nur noch sein geschundener, gequälter Leib und sein gepeinigter Geist.
    Er sah sich um. Er lag im Bett eines einfach ausgestatteten Hotelzimmers. Wie war er hier hergekommen? War da nicht ein Robotportier gewesen, der ihn geführt hatte, ein kugelförmiges, glänzendes Modell?
    Die Bettdecke lag zusammengeknüllt am unteren Rand der Matratze. Er ergriff sie und hob sie über den zitternden Körper. Er zog die Beine an wie ein Embryo im Leib der Mutter, rollte sich zusammen und schlief ein.
     
    *
     
    Er schwamm durch ein unendliches Meer aus glühend heißem Wasser. Sein Kopf sackte unter die Oberfläche, und salzig brennende Flüssigkeit rann in seinen Mund und das Auge, dass er befürchtete, zu ersticken und zu erblinden. Panisch stieß er wieder ins Freie, und kalter Wind peitschte durch die nassen Haare, jagte ihm eine Gänsehaut über den Körper.
    Laurence Savoire floh, von Schüttelfrost gepeinigt. Er floh vor den Dämonen seiner Halluzinationen ebenso wie vor ESCHER, denn tief in sich verborgen wusste er. dass sein Verschwinden bald bemerkt werden
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