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2378 - Der Erste Kybernetiker

Titel: 2378 - Der Erste Kybernetiker
Autoren: Unbekannt
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Büro, und es dauerte Sekunden, bis er begriff, dass die beiden Avatare teleportiert waren. Sie würden weitere Prozessoren ausfindig machen und mit mentaler Gewalt in den ESCHER-Turm zwingen. Damit war der Punkt ohne Wiederkehr überschritten.
    Savoire würde ab sofort nicht mehr mitspielen, nicht länger Komplize eines Massenmörders bleiben. Eines Mörders zudem, der Terra noch weitaus größeren Schaden zufügte, als nur einige Menschenleben auszulöschen, denn Forscher und Denker waren gegen die Terminale Kolonne TRAITOR das wichtigste Kapital der Menschheit.
    Laurence Savoire würde dem allem ein Ende setzen, koste es, was es wolle.
     
    5.
     
    19. Januar 1346 NGZ
     
    Sein Entschluss stand fest, doch das schien nichts zu nutzen. Savoire besaß nicht die Kraft, sich gegen ESCHER zu wenden. Er konnte nicht über die Wahrheit sprechen und niemandem eine entsprechende Nachricht zukommen lassen. Er hatte lange darüber nachgedacht, sich in verschlüsselter Form an Baldwin Carapol zu wenden, doch alle Überlegungen hatten in einer Sackgasse geendet.
    Also musste er einen indirekten Weg gehen. Einen Weg, der ihm gar nicht gefallen wollte.
    Er stand in seinem Badezimmer und stützte sich am Rand des Waschbeckens ab. Das Wasser rauschte in den Abfluss und bildete immer wieder kleine Strudel, die sich gurgelnd auflösten.
    Die Medikamentenpäckchen auf der Ablage waren ebenso verlockend wie erschreckend. Arimal-3. Das stärkste frei erhältliche Sedativum.
    Arimal-3 - ein Mittel, das verschiedentlich in die Schlagzeilen gelangte, weil es zwar exzellent wirkte, aber bei dem eine Überdosierung mit schlimmen Folgen möglich war: Leberschäden, Herzrhythmusstörungen und Schäden an einem Dutzend weiterer Organe. Ab einer gewissen Menge kamen Gehirnschädigungen und ein langsamer Tod hinzu, der von erschreckenden Halluzinationen begleitet wurde, die wiederum durch die gleichzeitige Einnahme eines handelsüblichen Schlafmittels umgangen werden konnten.
    Arimal-3 - das Ticket in den Freitod.
    Das Sedativum wurde an Verkaufsstellen nur in kleinen Mengen abgegeben, aber es hatte Savoire als Leiter des ESCHER-Projekts keine Probleme bereitet, fünf Schachteln zu besorgen. Mit zitternden Händen riss er sie nacheinander auf und warf die jeweils sechs kleinen Tabletten in einen Becher.
    Wie harmlos sie aussahen mit ihrer glänzenden, leicht bräunlichen Oberfläche.
    Das Licht brach sich auf ihnen.
    Savoire hob den Becher. Schon ein komplettes Päckchen einzunehmen bildete einen verantwortungslosen Missbrauch. Er plante, die fünffache Überdosis zu schlucken.
    Er hielt den Becher unter den Wasserstrahl, füllte ihn zur Hälfte. Die Flüssigkeit färbte sich rasch bräunlich, während die Tabletten zur Oberfläche trieben und aneinanderstießen. Die Mischung sprudelte, die tödlichen Tabletten tanzten einen schwerelosen Tanz.
    Savoire wartete ab, während sich das Arimal .vollständig auflöste.
    Er hatte gerade dieses Mittel aus einem guten Grund gewählt. Die Überdosis würde nicht nur seinen Körper schädigen, sondern auch seinen Geist verwirren und sein Bewusstsein an die Grenze des Wahnsinns katapultieren und vielleicht darüber hinaus. Wenn seine Seele erst in tausend Scherben zerbrochen war, konnte ESCHERS Hypnoblock nicht mehr zugreifen.
    Das war eine einfache Rechnung, die nur einen Haken besaß - in diesem Zustand würde Savoire auch nicht über das berichten können, was ihm auf der Seele brannte. Er würde sich in einen lallenden Idioten verwandeln, der von Halluzinationen geplagt langsam zu Tode siechte.
    Für das psychische Problem glaubte er eine Lösung gefunden zu haben. Er musste lediglich genug Willensstärke aufbringen, sich auch im verwirrten Zustand an einen Schaltsatz zu erinnern, der ihn in eine Halbtrance versetzte.
    Der Erste Kybernetiker hatte lange überlegt, welchen Schaltsatz er wählen sollte, und sich schließlich für eine Formulierung entschieden, die halb der Wahrheit entsprach und halb seiner Phantasie entsprungen war. Er hatte die Worte gefunden, als er sich den Anblick des Funken sprühenden Splitters des Nukleus in Erinnerung rief. Es atmet Finsternis und spuckt Licht. Eine ebenso einprägsame wie symbolische Formulierung, die ihm zugleich einen Hinweis auf das gab, was wirklich zählte - er musste Perry Rhodan erreichen und ihm von den Vorgängen um ESCHER berichten.
    Die zu erwartenden nicht geringen körperlichen Schäden konnten allerdings seinen ganzen Plan zum Scheitern
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