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2378 - Der Erste Kybernetiker

Titel: 2378 - Der Erste Kybernetiker
Autoren: Unbekannt
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Potenzial in dir liegt, und niemand kennt mich so gut wie du."
    Ich kenne vielleicht deine technischen Bestandteile und die kybernetischen Voraussetzungen deiner Entstehung, aber ganz gewiss weiß ich nicht, wer du bist oder wie du bist. „Warum übergehst du die moralische Regel? Als Prozessoren-Nachschub kommen nur Alte und Kranke infrage. Ich sehe niemanden, keinen einzigen, auf den diese Kriterien zutreffen! Diese Prozessoren sind in bester körperlicher Verfassung. Du darfst sie nicht ohne Weiteres in die Hyperdim-Matrix integrieren."
    ESCHER war um eine Antwort nicht verlegen. „Die Regel ist ab sofort außer Kraft gesetzt. Grundlegende Voraussetzungen haben sich geändert."
    Wegen der Aktivierung der Transmitterstraße nach Hangay? Er gab sich unwissend. „Wovon redest du?
    Welche Voraussetzungen?"
    „Verlass die Gedankenkammer. Weitere Prozessoren werden in Kürze eintreffen.
    Hindere sie nicht."
    „Ich werde nicht gehen, ehe ich Antworten erhalten habe!"
    „Später."
    „Wann?"
    „Geh, oder ich zwinge dich dazu."
    Weil Savoire genau wusste, dass die Parapositronik über diese Möglichkeit verfügte, drehte er sich um und gehorchte dem Befehl. Noch ehe er in den Antigravschacht stieg, verließen ihn sechs Personen.
    Als Erstes traten Astuin und Myhr daraus hervor. Den Avataren folgten vier Männer, deren Alter Savoire auf dreißig, maximal vierzig Jahre schätzte. Ihre Bewegungen erfolgten seltsam steif, als befänden sie sich in Trance. Sie sahen an Savoire vorbei, ohne ihn wahrzunehmen. Ihre Pupillen waren starr und geweitet.
    Freiwillige, dachte Savoire bitter. Was sind das für Freiwillige, die nur kommen, weil sie unter starkem mentalen Einfluss stehen?
    Astuin und Myhr passierten ihn grußlos, und auch die vier Terraner schenkten ihm keine Beachtung. Es brachte Savoire an den Rand der Verzweiflung, dass er ihnen nicht helfen konnte. Ihr Schicksal war besiegelt. Noch an diesem Tag würden sie sterben.
    Und ESCHER zeigte endlich sein wahres Gesicht. Es bestand nicht mehr der geringste Zweifel – was in der Gedankenkammer geschah, war Mord. 17. Januar 1346 NGZ Savoire öffnete mit seiner Notfall-Berechtigung die Tür, ohne sich anzumelden. Um Privatsphäre scherte er sich nicht. Wie. erhofft saßen Astuin und Myhr auf ihren Plätzen im Sicherheitsbüro.
    Er kam direkt zur Sache. „Ich will keine Ausflüchte hören!"
    „Ausflüchte?", fragte Astuin und klang beinahe amüsiert. „ESCHER hat mir gestern lapidar mitgeteilt, dass die Grundregel zur Rekrutierung neuer Prozessoren aufgelöst wurde. Auch heute sind viele Terraner gestorben. Zu viele! Erinnert ihr euch nicht mehr, warum diese Regel in Kraft getreten ist? Terra kann einen solchen Aderlass nicht hinnehmen. Es ist unzumutbar, dass die konstruktivsten und wichtigsten Denker unseres Volkes getötet werden."
    Myhr erhob sich und blieb direkt vor Savoire stehen. „Sie werden nicht getötet, im Gegenteil: Ihr Wissen geht nicht verloren."
    „Warum diese plötzliche Sinnesänderung?"
    „Die Dinge haben sich geändert."
    „Warum?", schrie Savoire. „Beruhige dich."
    „Ich werde mich nicht beruhigen, solange ich keine weiteren Informationen erhalte.
    Solltet ihr weiterhin schweigen, ist das Projekt für mich nicht mehr tragbar. Ich werde meine Arbeitsleistung einstellen."
    Savoire war sich durchaus bewusst, dass seine Drohung völlig leer war. „Die Zeit wird für ESCHER knapp. Die Parapositronik muss sich dringend jene Prozessoren verschaffen, die die Rechenleistung in der Hyperdim-Matrix optimieren. Dabei kann auf äußere Umstände keine Rücksicht mehr genommen werden. Die Zeit drängt, wie gesagt."
    „Warum? Warum ausgerechnet jetzt?"
    Der Avatar drehte sich um und ging zurück zu seinem Stuhl. „Die Antwort auf diese Frage wirst du nicht erhalten."
    Vielleicht kenne ich sie ja schon. Die Zeit drängt, weil eine Transmitterstraße nach Hangay im Entstehen ist. Aber was hat das eine mit dem anderen zu tun?
    Astuin ergriff noch einmal das Wort. „Wenn ESCHER noch länger wartet, könnte seine Genese zu langsam verlaufen."
    „Da ihr mir ohnehin keine Antwort geben werdet", sagte Savoire, „frage ich erst gar nicht, wofür ESCHER sich zu langsam weiterentwickeln könnte."
    „Eine sehr vernünftige' Entscheidung."
    Myhr zeigte sein kaltes Lächeln. „Und nun müssen wir dich allein lassen. Du hattest Glück, uns überhaupt anzutreffen. Wir haben andere Aufgaben zu erfüllen."
    In der nächsten Sekunde war Laurence Savoire allein im
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