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2378 - Der Erste Kybernetiker

Titel: 2378 - Der Erste Kybernetiker
Autoren: Unbekannt
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Freund ist offenbar extrem gut informiert. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er davon weiß." Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur Zentimeter von Savoire entfernt war.
    Der Erste Kybernetiker spürte den Atemhauch auf der Wange, doch er roch nichts. „Vielleicht hast du recht. Vielleicht wissen nur eine Handvoll Leute davon, vielleicht war er nur einer von sehr wenigen zufälligen Zeugen. Das ändert nichts an den Tatsachen. Wieso gibt es Gerüchte?"
    „Es gibt keine Gerüchte", widersprach Merlin Myhr scharf. „Kaum jemand weiß etwas, und die meisten ..." Er lächelte breit. „... die meisten wissen inzwischen nichts mehr. Aber, du sollst eine Antwort auf deine Frage erhalten. Es ist bislang dreimal zu einem bedauerlichen Fehler gekommen. Wenn das Bewusstsein eines Prozessors vom Körper getrennt werden soll, um es in die Matrix einzubinden, kann dieser Vorgang Probleme hervorrufen. Im Normalfall findet für eine Millisekunde eine Entmaterialisation statt, und danach ist es vollzogen. Während dieser Entmaterialisation- sind wir allerdings wie gesagt in sehr seltenen Fällen auf Schwierigkeiten getroffen."
    „Obwohl der Splitter des Nukleus den Vorgang leitet?"
    Myhr achtete nicht auf die Zwischenfrage. „Wenn Körper und Geist nicht sauber getrennt werden, kommt es zu einer Fehlsteuerung in dem Prozess, und die ausgewählte Person kehrt nicht an Ort und Stelle zurück, sondern materialisiert irgendwo in relativer Nähe in Terrania und ist völlig desorientiert."
    „Dann murmelt er Dinge wie ESCHER ist gefährlich", sagte Savoire. „Derjenige erinnert sich also daran, was eigentlich hätte geschehen sollen, und sieht in der bedauerlichen Fehlfunktion einen Akt der Feindseligkeit oder eine allgemeine Gefahr."
    „Wir kümmern uns um diese Personen und alle Zeugen, deren wir habhaft werden.", Merlin Myhr wies erst auf Savoire, dann auf die Tür. Die Geste war unmissverständlich. „Wenn so etwas geschieht, suchen wir den Prozessor wieder auf und erledigen den Fall mit geringem Aufsehen. Dass dein Freund, um wen immer es sich dabei handelte, uns offenbar durch die Lappen gegangen ist, ist ein seltsamer Zufall."
    In der knappen Botschaft hatte Baldwin mitgeteilt, dass er nur aufgrund seiner besonderen Stellung über Dritte von einem solchen Zwischenfall erfahren hatte und dem keine Bedeutung beigemessen hätte, wenn er sich nicht an Savoire erinnert hätte. „Warum kam es nie zu Ermittlungen?". „Du kennst unsere Fähigkeiten."
    Und ich ahne, dass NATHAN auf eurer Seite steht. Das ist nur ein weiteres Indiz dafür. Dem lunaren Großrechner ist es ein Leichtes, Ermittlungen zu vermeiden, indem er verhindert, dass bestimmte Stellen davon erfahren. NATHAN greift also zugunsten ESCHERS in das Geschehen ein.
    Eine Stunde später tippte Laurence Savoire eine ganz andere Antwort an seinen alten Freund, als er es gerne getan hätte. In der Botschaft stand, wie sehr er sich darüber freue, wieder von ihm gehört zu haben.
    Um ESCHER allerdings müsse sich Baldwin keine Gedanken machen, denn das Projekt gedeihe ausgezeichnet und von Gefahren könne keine Rede sein. 25. August 1345 NGZ Das Ergebnis des neuen Leistungstests übertraf alle Erwartungen. Wieder einmal.
    ESCHERS Rechenleistung war überwältigend und angesichts der Hardware-Ausstattung eigentlich nicht erreichbar. Eigentlich.
    Immer wieder stieß Savoire in seinen Gedanken auf dieses Wort. ESCHER setzte alle Regeln außer Kraft, die nicht nur die Kybernetik, sondern auch andere Wissenschaften aufgestellt hatten.
    Savoire war inzwischen davon überzeugt, dass ESCHER seine wahre Leistungsmöglichkeit sogar gezielt vor ihm und den Messgeräten verbarg. Die Parapositronik riegelte sich ab, gab nicht so viel Output, wie es ihr möglich gewesen wäre. Sie wollte ihre tatsächlichen Leistungsmerkmale nicht einmal der eigenen Belegschaft zu erkennen geben.
    Der Test war einer von vielen, doch dieser Tag nahm aus einem anderen Grund in ESCHERS Genese eine bedeutende Stellung ein. Savoire entdeckte einen schlanken, kräftig rubinrot gefärbten mannshohen Ynkelonium-Zylinder von dreißig Zentimetern Durchmesser.
    Das Gerät stand in der Gedankenkammer vor dem zentralen Kommunikationspult.
    Der Erste Kybernetiker fragte sich, wie es an Ort und Stelle gekommen war, aber er wusste, worum es sich handelte: um einen Salkrit-Resonator, wie sie angeblich seit zwei bis drei Wochen im Stadion der Sterne erfolgreich zum Einsatz kamen. Sie dienten als Hilfsmittel, um
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