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2378 - Der Erste Kybernetiker

Titel: 2378 - Der Erste Kybernetiker
Autoren: Unbekannt
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konnte NATHAN dazu veranlassen, die Parapositronik darüber zu informieren? NATHAN glaubte offensichtlich, ESCHER müsse ausgerechnet über diese Entwicklung in Kenntnis gesetzt werden.
    Aber weshalb? Welchen Nutzen konnte ESCHER daraus ziehen? Was könnte die neu entstandene Parapositronik mit dieser Transmitterstrecke zu tun haben?
    Wie immer in den letzten Monaten zog eine Erkenntnis eine Fülle weiterer Fragen nach sich. Kaum löste er ein Rätsel, entstand daraus eine Unzahl neuer. 16. Januar 1346 NGZ Selbstverständlich behielt Savoire die Information für sich. Wem hätte er sie auch mitteilen sollen? Es schien so, als habe sie für das Alltagsleben keine praktische Relevanz. Warum sollte sich an den Abläufen im ESCHER-Gebäude irgendetwas ändern, nur wegen einer Transmitterstraße in weite Ferne?
    Am Nachmittag suchte er die Gedankenkammer auf. Zwar hatte dieser Ort für ihn längst jede Faszination verloren, aber dort fand er die nötige Ruhe, um nachzudenken. Seit geraumer Zeit stieß er dort nur selten auf lebendige Prozessoren. Die mentale Präsenz empfand Savoire kaum mehr als belastend, was wohl an einem Gewöhnungseffekt lag oder daran, dass ESCHER ihn ohnehin ständig mit einem Hypnoblock belegte und sich nicht darum kümmerte, wenn er die Gedankenkammer betrat.
    An diesem Tag war allerdings alles anders.
    Sämtliche Kreuzkokons des Südblocks waren belegt.
    Savoire atmete tief ein, als er es bemerkte.
    Er zwang sich, ruhig zu bleiben und Informationen zu sammeln.
    Im ersten Kreuzkokon lag eine junge Frau, die äußerlich vollkommen gesund zu sein schien. Im zweiten ebenso. Der dritte beherbergte einen kahl rasierten Mann, der in der Blüte seiner Jahre stand. Er kam ihm vage bekannt vor.
    Savoire ging von Kokon zu Kokon. Überwiegend lagen darin junge Menschen, die nicht einmal das zweite Lebensdrittel erreicht hatten. Nirgends fanden sich äußere Anzeichen von Krankheit.
    Geräte, die die Lebenszeichen überwachten, zeigten allerdings klar, dass die Herzen von zwölf der sechzehn Terraner aufgehört hatten zu schlagen. Sie waren tot, und in ihren Händen hielten sie offen stehende, schwarz glänzende Etuis.
    Zwölf Tote an einem Tag. Zwölf in die Hyperdim-Matrix assimilierte Prozessoren auf einen Schlag, und soeben ertönte ein durchdringendes Piepsen, das einen weiteren Todesfall anzeigte.
    Savoire stand starr vor Schreck. Er war allein mit dreizehn Leichen und drei Prozessoren, die vielleicht nur noch Sekunden vom Tod trennten.
    Er musste sie retten, durfte nicht zulassen, dass junge Menschen in der Blüte ihres Lebens starben, weil sie das obskure Ziel hegten, in eine höhere Wesenheit integriert zu werden.
    Hastig trat er an den Kokon Süd elf. Er blickte in das Gesicht einer blonden Frau mit vollen Lippen und breiter Nase. Die Augäpfel unter den geschlossenen Lidern bewegten sich unruhig. Die Wangenmuskulatur zuckte hin und wieder.
    Der Unterkiefer war leicht verschoben, was der Frau einen debilen Ausdruck verlieh; allein die Tatsache, dass sie von ESCHER ausgewählt worden war, bewies, dass sie hochintelligent sein musste. „Ich befreie dich", sagte Savoire, hob die Hand, um die SERT-Haube zu lüften... ... und ließ sie wieder sinken. Er konnte es nicht tun. Er konnte es nicht. Zum ersten Mal seit langer Zeit schlug der Hypnoblock zu, weil der Erste Kybernetiker sich gegen die Parapositronik wenden wollte. ESCHER verhinderte, dass er eingriff und die Verbindung der Prozessorin zur Hyperdim-Matrix löste.
    Rasende Wut überflutete Savoires Denken. „Lass mich!", schrie er.
    Hinter ihm klang die Stimme ESCHERS auf, nicht mehr die eines Avatars, sondern jene, mit der die Parapositronik zum ersten Mal mit Savoire kommuniziert hatte. Der Erste Kybernetiker drehte sich um und blickte auf das Akustikfeld am Rand des zentralen Kommunikationspultes. „Ich kann nicht zulassen, dass du mein Werk verhinderst."
    Savoire ballte die Hände. „Dein Werk?
    Wovon sprichst du? Ist es dein Werk, diese jungen Terraner zu töten?"
    „Ich töte nicht", behauptete ESCHER. „Sie sind alle freiwillig gekommen, weil sie verstehen, was ich ihnen anbiete. Sie freuen sich darauf, in mir aufzugehen."
    „Warum wollen sie sterben? Weil sie ihr Leben satthaben? Hast du die Todessehnsucht in ihnen geweckt?"
    Die Parapositronik überging diese Fragen. „Behindere mein Werk nicht, Erster Kybernetiker. Bislang hast du deine Aufgabe erfüllt, wenn auch ohne nennenswerte Fortschritte. Aber ich spüre, dass großes
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