Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2335 - Das Geheimnis der Enthonen

Titel: 2335 - Das Geheimnis der Enthonen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
fremder Völker, in Raumschiffen oder planetarer Umgebung ... Und in der Mitte des Stelenwalds stand ein hüfthoher Altar.
    Darauf ruhte eine schlanke, humanoide Gestalt, etwa 170 Zentimeter groß: eine Enthonin.
    Ihr schulterlanges Haar war tiefschwarz, das Gesicht makellos, fein geschnitten, ebenso alabastern weiß wie bei ihren Artgenossen, doch ohne die tief eingegrabenen Furchen. Der Unterschied war immens. Bei dieser Frau handelte es sich um eine Enthonin in ihrer Blüte.
    Sie schien zu schlafen, doch atmete nicht: eine äußerst lebensechte Statue, exzellent modelliert. Der Faltenwurf des Gewands; die beiden Fibeln auf den Schultern, die es zusammenhielten; die blauweiß funkelnden, reich facettierten Kristalle, mit denen diese besetzt waren...
    Alaska Saedelaere hatte sie mir mehr als einmal beschrieben, jene Frau, deren Abbild ich im Zentrum des Stelenwalds vor mir sah: Samburi Yura.
    Ich schritt um den quaderförmigen Altar herum - und wäre beinahe auf eine rot gekleidete Gestalt getreten, die dahinter am Boden kniete.
     
    *
     
    Vor dem Transmitter, der nach Rosella Enthon führt, steht der Revisor.
    Erst ein einziges Mal ist er auf dem Geschlossenen Mond gewesen: als ihn Borgin Sondyselene mit seinem Amt betraut hat. Seither hat er die Rückzugssphäre der Enthonen geachtet.
    Bis zu seinem Tod wollte er nicht mehr dorthin vordringen.
    Nun aber bleibt ihm keine Wahl. Er muss diese Schandtat ahnden. Der Revisor tritt in das Abstrahlfeld.
     
    *
     
    Borgin Sondyselene erschrak noch heftiger als ich. Einen röchelnden Schrei ausstoßend, fuhr er hoch, taumelte zurück, strauchelte, fiel der Länge nach hin. Als ich ihm aufhelfen wollte, schlug er meine Hand zur Seite.
    „Frevler!", stieß er hervor. „Noch nie hat sich jemand erdreistet, die Ruhe dieses Ortes zu stören."
    „Tja, es muss immer ein erstes Mal geben." Freche Vorwärtsverteidigung erschien mir nun doch am angebrachtesten.
    Innerlich haderte ich mit mir selbst. Wo hatte ich bloß meine Gedanken gehabt?
    Der Lamuuni hatte mir Sondyselene im Nebel gezeigt! Aber ich war so fasziniert gewesen von dem käsig weichen und doch flüchtigen Medium und dann von der Skulptur, die Samburi Yura darstellte...
    Der Patron der Friedensfahrer rang nach Luft. „Schweig! Sprich kein Wort mehr", keuchte er. „Du hast dich schon genug versündigt. Geh, verlass augenblicklich diesen Ort, bevor du ihn noch weiter entweihst!"
    Ich blieb bei der eingeschlagenen Linie. „Mit Verlaub, ich denke nicht daran. Wie willst du mich zwingen, alter Mann?"
     
    *
     
    Der Revisor ortet den Reflex eines Einsatzanzugs, wie ihn die Friedensfahrer verwenden. Dieser entfernt sich stadtauswärts.
    Das ist gut. Günstig, weil sich die Affäre so vielleicht ohne Behelligung der Enthonen und Varia beheben lässt. Den Bewohnern der Weißen Stadt darf keinesfalls Schaden zugefügt werden.
    Schreckensbilder formen sich vor dem Geistauge des Revisors. Geiselnahme, Erpressung, Schusswechsel ... auf Rosella Enthon!
    Er folgt dem Verdächtigen, so schnell er kann.
    Und der Revisor kann sehr schnell sein.
     
    *
     
    Borgin Sondyselene fauchte: „Du wirst nicht ungestraft davonkommen. Der Anzug, alle deine sonstigen Machtmittel wurden dir vom Patronat verliehen. Du hast einen Eid geschworen, sie nicht zu missbrauchen, und diesen Eid gebrochen.
    Wer immer du auch bist, die Friedensfahrer werden dich bis an dein Lebensende ächten."
    „Mein Name ist Kantiran vo..." Ich stockte kurz. „Kantiran da Vivo-Rhodan."
    In Momenten, in denen es darauf ankommt, muss man zu seiner Herkunft stehen. Zum Vater wie auch zur Mutter. Zu seiner Geschichte.
    Zu sich. „Du solltest mich kennen. Ich habe bei der Vollversammlung gesprochen. Aber klar, viereinhalbtausend Friedensfahrer sind eine Menge Leute. Da kann man schon den Überblick verlieren."
    Ich redete mich in Rage und fand nichts dabei. „Du, Patron, hast nämlich schon vor langer Zeit die Übersicht verloren! Und das rechte Augenmaß dazu. Wofür haltet ihr zwanzig Schrumpfköpfe euch eigentlich? Und wofür haltet ihr uns, dass ihr uns dumm sterben lassen wollt?"
    Seine Augen weiteten sich. Diesen Ton hatte er wahrscheinlich seit Jahrtausenden nicht gehört. „Was hättet ihr euch vergeben, wenn ihr uns reinen Wein eingeschenkt hättet?
    Glaubst du, wir würden euch nicht trotzdem schätzen und ehren, auch wenn ihr zugegeben hättet, dass ihr nur noch zwanzig seid? Dass ihr euch in die Hosen macht vor Angst, noch einmal ein Debakel zu erleben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher