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2309 - Die Augen von Charon

Titel: 2309 - Die Augen von Charon
Autoren: Unbekannt
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nahm zum Zentrum hin steil zu, von etwa einer Sonnenmasse pro Kubiklichtjahr in einer Distanz von 300 Lichtjahren bis zu etwa 12.000 Sonnenmassen in nur drei Licht-Jahren Entfernung. Mit rund 20 Milliarden Sonnenmassen umgab ein ellipsoider, rund 16.000 Lichtjahre durchmessender „Bauch" dieses Zentrum, aus dem die Spiralarme der Milchstraßenhauptebene entsprangen.
    Mir fiel ein blauer Riesenstern auf, der in einer sehr exzentrischen Bahn - die Positronik errechnete Werte von 5,5 Lichttagen bis nur 17 Lichtstunden Entfernung - das Dengejaa Uveso umkreiste. Noch war der Stern nicht gefährdet; er näherte sich dem Schwarzen Loch jedoch immer mehr und würde irgendwann, bei einer Entfernung von 16 Lichtminuten, von der Anziehungskraft des Schwarzen Lochs zerrissen und dann von ihm verschluckt werden.
    Das war das nächste Opfer, das Dengejaa Uveso forderte, um weiterhin wachsen zu können.
    Diese extreme Sternendichte mit ihrer starken Radio- und Röntgenstrahlung hatte die Navigation natürlich auch schon vor dem Hyperimpedanz-Schock beeinträchtigt. Doch nun tobten hier unablässig Hyperstürme, und es bildeten sich immer wieder Tryortan-Schlunde wie der, dem wir gerade mit knapper Not entkommen waren.
    Und noch ein weiterer Faktor beeinträchtigte die Raumfahrt in dieser Region. Schon aus der Zeit vor 1331 NGZ war bekannt gewesen, dass der Hyperimpedanz-Wert bis zu einem gewissen Grad mit der Sternendichte korrelierte: In Sternenreichen Sektoren wie dem galaktischen Zentrum war der Wert also schon von jeher höher gewesen.
    Dieser Effekt wurde durch die allgemeine Hyperimpedanz-Erhöhung weiter verstärkt. Ein deutliches Anzeichen dafür waren die extrem starken Hyperstürme im Zentrumsbereich und der angrenzenden Umgebung, die fast permanent Werte um 150 Meg erreichten.
    Vor dem Hyperimpedanz-Schock galten rund 27 Meg als Durchschnittswert auf der nach oben offenen Meganon-Skala, mit der die Hypersturmstärke gemessen wurde; pro Jahr waren nur einige wenige Hyperstürme angemessen worden, die Werte bis zu 50 Meg erreichten. Doch nun hatten sich sämtliche großräumigen, meist viele tausend Lichtjahre großen Hyperstürme dauerhaft mit Mittelwerten zwischen 50 und 100 Meg festgesetzt, erreichten sogar häufig Spitzenwerte von 200, 250 oder mehr Meg.
    Die Stürme bewirkten Störungen hyperphysikalischer Aggregate bis hin zu deren Ausfall; ihre Nebenwirkungen glichen mitunter starken elektromagnetischen Pulsen, die auch konventionelle Technik und Geräte beeinträchtigten oder sogar zerstörten.
    Extrem starke Hyperstürme hatten stets auch normalphysikalische Auswirkungen, die die Navigation stark beeinträchtigten - unter anderem eine erhöhte Strahlung des gesamten Spektrums, extreme Magnetfelder, flammende Gasnebel und starke Partikelströme.
    Hinzu kamen hyperphysikalische Effekte, die wesentlich gefährlicher waren. Aufgrund von Überlagerungs- und Zerreinflüssen waren Ortung, Tastung und Hyperfunk extrem eingeschränkt und nur auf geringer Entfernung von mitunter nur wenigen Lichtmonaten nutzbar und Überlichtflüge nur über ähnlich kurze Entfernungen und mit geringen Faktoren möglich.
    Bis in eine Distanz von etwa 1000 Lichtjahren vom Dengejaa Uveso waren Linearetappen meist auf rund ein Lichtjahr beschränkt. Im Bereich zwischen 1000 und 2000 Lichtjahren Entfernung erhöhte sich dieser Wert auf etwa fünf bis zehn Lichtjahre Etappenlänge, und selbst in Distanzen bis etwa 5000 Lichtjahren waren meist nur Etappen von etwa 25 Lichtjahren möglich.
    Das waren die Bedingungen, mit denen wir uns auseinander setzen mussten, wollten wir die Charon-Wolke erkunden.
    Wir befanden uns aus einem ganz bestimmten Grund hier im Zentrum der Milchstraße. Ich erinnerte mich noch genau an das Gespräch. Es war am 10. Oktober 1335 NGZ gewesen, auf Tan-Jamondi II, im Sternenozean von Jamondi.
    Diesen Tag würde ich auch ohne fotografisches Gedächtnis niemals vergessen. An diesem Tag war das Paragonkreuz mit Uralt Trummstam verschmolzen, und an diesem Tag hatte ich von Zephyda Abschied genommen. Wir beide hatten schon eine geraume Weile gewusst, dass sie sich für die Zukunft der Motana und nicht für mich entscheiden würde, aber keiner von uns hatte es auszusprechen gewagt. Oder auch nur daran gedacht, es auszusprechen.
    Ich war alt und erfahren genug, um zu wissen, dass es so kommen würde. Aber sie, meine bislang letzte große Liebe, tat mir leid, so leid. Unsere Beziehung war von Anfang an einem vorgezeichneten Weg
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