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2309 - Die Augen von Charon

Titel: 2309 - Die Augen von Charon
Autoren: Unbekannt
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die Distanz überhaupt überbrücken zu können. Und überhaupt - wollte das Schiff es in etwa 68 Tagen schaffen, musste es den Rückflug sofort antreten. Außerdem durfte nicht das Geringste dabei schief gehen.
    Ha! Als ob es jemals ohne Probleme abginge!
    Wir mussten zehn Wochen ausharren, etwa siebzig Tage, die die VERACRUZ und die TABASCO hier mehr oder weniger untätig abwarteten, verborgen im Ortungsschutz der Sonne. Zehn Wochen, in denen wir tausendmal dieselben Ortungsroutinen laufen ließen, um uns nicht vor Langeweile gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Zehn Wochen, in denen wir ständig damit rechnen mussten, von dem Potenzialwerfer einer Kolonnen-Einheit getroffen zu werden.
    Zehn Wochen, die selbst meine Geduld bis zum Äußersten beanspruchten, von der der Besatzung der beiden Schiffe ganz zu schweigen. Und in denen die Augen uns unablässig zu beobachten schienen, was unser aller Seelenfrieden nicht gerade förderlich war. „Ortung", wiederholte die Kommandantin, „und gleichzeitig ein geraffter Funkspruch."
    Diesmal blickte ich auf. „Die AU-BERG?", fragte ich.
    Alysha Saronn nickte knapp. „Eindeutige Identifizierung als APOLLO-Klasse. Achthundert Meter Durchmesser, Ringnut in Äquatorhöhe, variabel mit Ringwulst-Modulen versehen.
    LFT-Bauweise und Signaturen."
    „So bald hätte ich nicht mit ihr gerechnet", sagte ich und grinste. „Terranische Sorgfalt und Wertarbeit. Und die Widerlegung des ehernsten Gesetzes, das ich verinnerlicht habe, seit es mich nach Larsaf Drei verschlagen hat."
    Fragend sah die Kommandantin mich an. „Murphys Gesetz, weißt du? Alles, was schief gehen kann, wird schiefgehen", erklärte ich. „Beim Flug der AUBERG muss alles glatt gegangen sein, sonst wäre unser Kurierschiff noch längst nicht wieder hier."
    Hör auf, den Zyniker zu spielen, mahnte der Extrasinn. Alle sind froh, dass das elende Warten endlich ein Ende hat. Alysha weiß nicht, woran sie ist. Sie hat erwartet, dass du in Jubelstürme ausbrichst, und du stößt sie dermaßen vor den Kopf! „Ein Kristallprinz bricht nicht in Jubelstürme aus", murmelte ich so leise, dass niemand es hören konnte,"
    „nicht, nachdem er zehn Wochen auf einen Zylinder von 160 Zentimetern Durchmesser und 275 Zentimetern Länge sowie auf einen jungen Mann gewartet hat, der vielleicht ein Psiont ist, vielleicht aber auch nicht."
    Auf einen Zylinder und einen jungen Mann, den der Kristallprinz höchstpersönlich angefordert hat!, konterte der Logiksektor.
    Ich seufzte. Natürlich hatte mein Extrasinn Recht. „Eine Nachricht von Lomar Hilligor", sagte Alysha. „Die angeforderte Verstärkung von Terra ist eingetroffen!"
    „Koordiniere das Rendezvous", bat ich die Venusgeborene. „Die AUBERG soll ebenfalls in den Ortungsschatten der Sonne fliegen, und Lomar möchte umgehend mit der Verstärkung auf die VERACRUZ übersetzen." Ich erhob mich aus dem Sessel des Expeditionsleiters. „Ich werde sie persönlich im Hangar empfangen."
    Als ich die Zentrale verließ, glaubte ich, die Augen auf dem Ortungsholo würden jeden meiner Schritte verfolgen.
    Kommandant Hilligor hatte den Zylinder mit einer Korvette an Bord der VERACRUZ gebracht. Das Beiboot schleuste gerade einen schweren Lastenschweber aus, und ich betrachtete einen Moment lang den Aggregatquader von dreieinhalb mal zweieinhalb mal zweieinhalb Metern Größe auf der offenen Ladefläche.
    Ein Kantor-Sextant.
    Eines der noch immer viel zu wenigen „Kantorschen Ultra-Messwerke", die gewissermaßen das verspätete Vermächtnis von Myles Kantor an die Menschheit darstellten. In Wissenschaftlerkreisen wurden sie als seine letzte wissenschaftlichtechnologische Großtat bezeichnet, von einigen sogar als seine einzige.
    Ich hatte mich immer gefragt, wieso Myles zum Chefwissenschaftler der LFT ernannt worden war. Sicher, er hatte sein Handwerk beherrscht und manches Mal Entscheidendes dazu beigetragen, kosmischen Rätseln auf den Grund zu gehen, aber meiner Meinung nach hatte es ihm an der Genialität eines Arno Kalup oder Geoffry Abel Waringer ermangelt: Kalup verdankten wir den Kompensationskonverter, den Paratronkonverter und das Dimetranstriebwerk, Waringer entscheidende Verbesserungen am Kompensationskonverter, das Dimetranstriebwerk, den Schwarzschild-Reaktor und das Antitemporale Gezeitenfeld sowie den vektorierbaren Grigoroff.
    Das waren noch Wissenschaftler gewesen. Aber unser Myles ...?
    Nun ja... De mortuis nil nisi bene. Über Tote soll man nur Gutes reden. Myles hatte
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