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2308 - Die Schattenlosen

Titel: 2308 - Die Schattenlosen
Autoren: Unbekannt
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seine Götterdämmerung erlebte. Trummstam war längst gestürzt, und auch seinen Schößling suchte man auf Tan-Jamondi II vergebens: Er war, ebenso wie der Ewige Gärtner Orrien Alar, an Bord der Ahandaba-Karawane gebracht worden und hatte die Galaxis schon vor Jahren verlassen.
    Rings um den eigentlichen Dom erhoben sich kleinere, buckelförmige Gebäude, scheinbar wahllos in der Landschaft verstreut. Und rings um diese war wiederum die neue Hauptstadt Thoresch City entstanden, in der heute mehr als 200.000 terranische Kolonisten lebten. Der ehemalige Sitz der Schutzherren selbst war nun das Wahrzeichen der Metropole und diente als Rathaus. Die übrigen Schutzherrenden Kunstplaneten Wanderer. Bei der Gebäude waren ebenfalls in diversen Funktionen von den Terranern übernommen und in ihre Stadt integriert worden.
    Reginald Bull, Gucky, Bré Tsinga, Fran Imith und eine Reihe von Offizieren der EX-1 waren von Julian Tifflor und den Vertretern der Siedler im Dom empfangen worden, die ihnen einen herzlichen Empfang bereitet hatten.
    Dennoch wirkte der Liga-Verteidigungsminister matt und sogar teilweise unkonzentriert, als er Tifflor über die neuesten Entwicklungen im Solsystem in Kenntnis setzte.
    Das beherrschende Thema war natürlich die mutmaßlich im Entstehen begriffene Negasphäre in der benachbarten Galaxis Hangay. Ihre dräuenden Schatten überdeckten alles andere. Die Milchstraße, berichtete Bull, befand sich bereits klar im Visier der Chaosmächte in Gestalt der Terminalen Kolonne TRAITOR. Nachdem das Kolonnen-Fort TRAICOON 0098 vernichtet worden war, hatte der Duale Kapitän ein abgesetztes Chaos-Geschwader unter seinen Befehl genommen und war damit in Richtung Hayok abgeflogen – also in Richtung Sternenozean.
    Zum Glück schienen die Vorposten der Terminalen Kolonne, die sich bereits in der Milchstraße eingefunden hatten, derzeit stillzuhalten. Die Frage war nur: Wie lange noch? Bis ihre gesamten Kräfte sich formiert hatten? Bis Befehle kamen oder ein Kommandeur eintraf? Bull konnte, wie alle anderen, darüber nur spekulieren.
    Was er konkret mitteilen konnte, war, dass Terra derweil mit höchstem Druck die Wiederinstandsetzung und Verbesserung der kleinen LORETTA-Flotte vorantrieb. Ob und wann neuer Kristallschirm gegen die Flotten der Terminalen Kolonne irgendwelchen Schutz bieten konnte, vermochte hingegen zu diesem Zeitpunkt noch niemand zu sagen.
    ein Reginald Bull spulte sein Programm mehr oder weniger lustlos herunter wie ein Automat und antwortete mit der gleichen Begeisterung auf die Fragen, die ihm gestellt wurden. Natürlich entgingen ihm die Blicke der Kolonisten und Tifflors hochgezogene Braue nicht.
    Natürlich bemühte er sich nach Kräften, sich zusammenzureißen – aber, verdammt, dies war offenbar nicht sein Tag!
    Bré Tsinga versuchte, ein möglichst ausdrucksloses Gesicht zu machen, aber er musste kein Telepath sein, um ihre Gedanken zu lesen. Er fühlte sich von ihr wie seziert und wünschte wieder einmal ihre ganze Zunft zum Teufel. Später würde er sich bei ihr dafür entschuldigen. Jetzt sehnte er nur den Moment ihres Abflugs herbei.
    Zu seiner Erleichterung sprang Gucky hier und da ein und übernahm das Antworten für ihn. Ja, die Kantorschen UHF-Messwerke – in den Sprachgebrauch flugs als „Sextanten" eingegangen – wurden mittlerweile in Serie produziert. Auch sonst, versprach er, kümmere sich die LFT darum, die Energieversorgung und Fünf-D-Technik „auf stabile Beine zu stellen".
    Bull machte drei Kreuze, als dieser Pflichtteil ihres Besuchs endlich abgeschlossen war. Er hatte keinen Appetit, als es an das opulente Mahl ging, das die Siedler mit viel Liebe für die Besucher hergerichtet hatten. Dafür sprach er umso mehr dem servierten Wein zu und zwang sich, wenigstens etwas Konversation zu betreiben, um nicht allzu unhöflich zu erscheinen.
    Dennoch kam der Moment, in dem Julian Tifflor, der neben ihm saß, ihn so unauffällig wie möglich zurücknahm und flüsternd fragte: „Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen, Bully? Wie lange kennen wir uns? Du kannst es mir sagen. Bereust du die Hochzeit etwa?"
    „Nie und nimmer", versicherte der Unsterbliche. „Aber mit ›Laus‹ lagst du gar nicht so falsch."
    Tifflors Braue war schon wieder oben.
    „Jan Shruyver", brachte Bull hervor, als würde er von einem giftigen Unkraut sprechen.
    „Shruyver?", wunderte sich Tiff.
    „Sollte ich den Mann kennen?"
    „Das fehlte noch!" Bull winkte barsch ab.
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