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2308 - Die Schattenlosen

Titel: 2308 - Die Schattenlosen
Autoren: Unbekannt
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Hyperimpedanz. Das erste Symptom war eine sukzessive Lähmung des Körpers unterhalb des Genicks. Später kam es zum Absterben sämtlichen Körpergewebes.
    Die Ärzte gaben Eizmet noch maximal ein Jahr zu leben. Allein sein Gehirn war bislang nicht betroffen, dies würde auch erst im Endstadium geschehen. Das änderte nichts daran, dass er momentan noch eine hochklassige Besetzung war. Und da an Emotionauten nach wie vor großer Mangel herrschte, würde Eizmet Dienst tun, bis sein Einsatz seitens der Mediker als „schiffsgefährdend" eingestuft wurde oder er selbst um seine Entlassung bat.
    Bull rief Informationen auf und speicherte sie in seinem Gedächtnis. Er wollte so gut wie möglich vorbereitet sein, wenn er Julian Tifflor und den Kolonisten gegenübertrat. Neben ihm würden so prominente Vertreter der LFT wie der Mausbiber Gucky und Bré Tsinga Terra repräsentieren. Niemand würde behaupten können, man brächte den neuen Welten nicht genug Aufmerksamkeit entgegen – gerade in diesen Tagen, da TRAITOR über die Milchstraße hereinzubrechen begann, war dies eine nicht zu unterschätzende Geste.
    Und natürlich war auch Fran Imith mit von der Partie, gewissermaßen als provisorische Hochzeitsreise. Es war längst überfällig gewesen, die Zeremonie abzuhalten, die sie enger aneinander band als jedes andere Versprechen.
    Er liebte Fran, so wie sie ihn, trotz des Alterungsunterschieds, der sie irgendnicht heilbar war. Die Coldox-Pest war wann auseinander treiben würde in dieser unabwendbaren Art. Diesmal würde er die Zeit nicht als Gegner sehen, sondern als Ressource, und davon hatte er vor, so viel wie möglich mit Fran zu teilen.
    Es war ein gutes Gefühl.
    Bré Tsinga – der Gedanke an die blonde Kosmopsychologin, die nach fünf Jahren Absenz auf ihrem Heimatplaneten Sabinn wieder in die Öffentlichkeit zurückgekehrt war, erinnerte ihn, ob er wollte oder nicht, an jenen anderen Vertreter dieser ihm im Grunde seines Herzens zutiefst suspekten Wissenschaft. Dies ging nicht zuletzt auf einen Mann zurück, der ihn als jungen Astronauten mehr Nerven gekostet hatte, als gut für ihn war. Shriver war seit mehr als dreitausend Jahren tot, und Bully wünschte seiner armen Seele wirklich alles Gute.
    Aber es gab ihm doch immer wieder noch einen kleinen Stich, wenn er ihn erblickte.
    Und dennoch ...
    Reginald Bull besprach sich kurz mit dem Kommandanten, einem düster wirkenden, hageren Plophoser von 72 Jahren, der sich mit etlichen Prothesen und Implantaten hatte „nachrüsten" lassen, wie er stets betonte, und hinterließ danach, wo er während der restlichen Flugzeit von einer knappen Stunde zu finden sei. Amodo Sunto sagte nichts, sondern nickte nur. Die verständnislosen Blicke seiner Leute war Bull inzwischen gewohnt, sie überraschten ihn nicht mehr.
    Er verstand sich ja selbst manchmal nicht. Vielleicht hatte Bré doch nicht so ganz Unrecht.
    Bully verließ die Zentrale und begab sich auf direktem Weg in die Medo-Abteilung der BUENOS AIRES, wo er sein „Problem" in der Café-Nische vorfand.
    Hätte er etwas anderes erwarten dürfen?
    „Wo waren wir stehen geblieben?", fragte er, nachdem er sich gesetzt und prüfend die Luft eingesogen hatte. Es roch süßlich, natürlich. Und der Kerl trug noch das gleiche vergammelte T-Shirt, in dem er die BUENOS AIRES betreten hatte – vor sechs Tagen.
    „Beim Homo superior", sagte Jan Shruyver und schnippte mit einem Finger die selbst gedrehte Zigarette in den Abfallvernichter.
     
    *
     
    Tan-Jamondi II war eine paradiesische Welt. Reginald Bull erinnerte sie an Landung hatte sich unter der BUENOS AIRES eine idyllische Marschlandschaft mit einem Tausende Kilometer langen, mäandernden Fluss gezeigt, dem Rogantoh. An einer Flussgabelung waren zwei Arme entstanden, die etwa in dieselbe Richtung flossen und sich vierzig Kilometer weiter wieder vereinigten. Die Insel Rogan, die auf diese Weise gebildet wurde, war also vierzig Kilometer lang und maß an der breitesten Stelle rund zwölf Kilometer.
    Auf dieser Insel stand der Dom Rogan als zapfenförmige, elegante Erhebung, 230 Meter hoch und an der dicksten Stelle dreihundert Meter im Durchmesser. Ein Viertel war „herausgeschnitten" und bildete den Domhof, den ein Park von überwältigender Schönheit ausfüllte. Dort hatte einst Uralt Trummstam gestanden, ein Baum – wenn er denn nicht in Wahrheit viel mehr als das war –, von dem es geheißen hatte, dass, wenn er einst verginge, auch der Orden der Schutzherren
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