Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Tum-Tawalik.
    Der Alte nickte. Mit geschickten Fingern trug er Schicht um Schicht von dem Stapel ab.
    Die Blätter wurden gewöhnlich in kleineren Mengen verkauft und waren so gestapelt: fünfundzwanzig längs, fünfundzwanzig quer. „Hast du noch Familie in Taraon?"
    „Einen Bruder und zwei Schwestern", sagte Tum. „Die Eltern sind schon lange tot."
    „Brüder werden in Taraon zuweilen vermindert." Der Alte nahm eine Schicht von einem anderen Stapel, dann weitere vier vom ersten. „Fünfhundert", sagte er. „Tintenstein - einen?"
    Ach, gib mir zwei."
    Der alte Mann wickelte zwei klebrige schwarze Steine in ein schmieriges Blatt. „Und wie alt bist du denn wohl?", fragte er dabei.
    „Siebenundsiebzig."
    „Ah, die Jugend die ferne!" Er fauchte leise und legte vier Schwammstifte mit Bronzefedern neben die Steine, dazu sechzehn einfache Stifte ohne Schwämme. „Dann solltest du, wenn du es noch nicht getan hast, ein Mädchen suchen und mit der Fortpflanzung beginnen."
    Reshaq murmelte etwas Unverständliches und grinste.
    Der Händler kicherte. „In neun Tagen ist Ein-Mond; eine wunderbare Nacht, um derlei zu beginnen. Aber auch Paarung ohne Zeugung schadet dann nicht. Wann denn auch!"
    „Vielleicht findet sich bis dahin ein Schöne", sagte Tum. „Was schulde ich dir?"
    „Zwei und zwei und zwei und zwei - selten kommt so ein Preis zustande."
    Tum-Tawalik kramte im Beutel und zog eine Eisenmünze heraus. Er erhielt zwei Bronze-, eine Kupfer-, eine Silber- und eine Goldmünze zurück. Die zusammengerollte Weltkarte kam in eine von Reshaqs Taschen, die anderen Waren verstaute Tum in seiner. Er nickte dem Alten zu und wandte sich zum Gehen.
    „Was war das denn?", fragte Reshaq, als sie aus dem Gewirr der Stände heraus waren.
    „Ein Spiel. Alte Männer sind manchmal merkwürdig. Aber hast du die Preise verglichen?
    Billiger als im Laden, ich nehme an, das kommt vom Eingehen auf sein Spiel."
    Der Sklave legte die Stirn in Falten. Er schien zu rechnen oder angestrengt nachzudenken.
    Jedenfalls schwieg er länger.
    Das gab Tum-Tawalik die nötige Zeit, seinerseits nachzudenken. Neun Tage bis Ein-Mond - am Abend des Tages, so hatten die Mond-Deuter errechnet, würden alle sieben Monde hintereinander am Himmel stehen und dann nach und nach wieder hinter Iseka, dem nächsten Mond von Dyons Erde, hervortreten. Tag des trefflichen Beginnens, Nacht der Verheißungen. Man schärfe die Krallen, verlasse die Höhle und jage mit dem Rudel erlesene Beute.
    Tum schob wie nebenbei die rechte Hand in die Korbtasche. Das unterste Blatt der fünftletzten Schicht fühlte sich ein wenig anders an. Vier Schwammstifte mit Federn statt der gewöhnlichen Stifte - Schwämme mit Ledersäckchen, für einen Vorrat an Tinte oder anderer Flüssigkeit. Der Preis war zu günstig, aber vier mal zwei ergab acht. Und Tum-Tawalik hatte keine Geschwister.
     
    *
     
    Gegen Mittag stand Dyon fast senkrecht über Grachtovan. Die Träger, die im Schatten gekauert hatten, folgten Tum und Reshaq zum Tor des Hauses, durch den Garten, zum Lagerraum neben der Küche. Als alles verstaut war, erhielt jeder die zwei verheißenen Bronzetropfen und außerdem einen Becher mit frischem Brunnenwasser; dann gingen sie zurück in die glühende Stadt.
    Ein paar Augenblicke sah Tum der Köchin und den Küchensklaven zu, die mit dem Ordnen der Vorräte begannen. Körbe voller Pilze und Beeren, Säcke mit weißem und grauen Mehl, frisches und getrocknetes Obst, bastumwickelte Schinken, Kisten voller Gemüse, zwei Säcke mit Bierpulver, ein Dutzend Korbflaschen mit Wein, zwei halbe Axilim, deren Fleisch, am Spieß gebraten, allein ausreichen würde, vierzig Männer zu sättigen ...
    Aber Geon-Durn von Taraon hatte an die hundert Gäste geladen, sich am nächsten Tag abends bei ihm einzufinden. Zu schmausen und zu lauschen. Ein teures Fest.
    Es kostete Tum-Tawalik ein wenig Mühe, seine Gesichtszüge zu beherrschen, damit das, was er empfand, nicht für alle sichtbar wurde. Er nahm die Karte aus Reshaqs Tasche, wandte sich ab, durchquerte die große Diele und kratzte an der Tür des Herrensaals.
    Und während er darauf wartete, dass man ihn einließ, zog er das eine Blatt, das sich anders anfühlte, aus der Korbtasche, faltete es, schob es seitlich in seinen Leibschurz und nannte sich einen Trottel, weil er nicht eher daran gedacht hatte.
    Es dauerte einige Zeit, bis Hy'valanna öffnete. Wortlos nickte sie ihm zu, drehte sich um und ging zurück zum Kopfende der langen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher