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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes
Autoren: Unbekannt
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dir selbst.
    Und ..." Er machte eine längere Pause; dann sagte er: „Sei vorsichtig mit dem Buch."
     
    *
     
    Das Buch. Damals war er erstaunt gewesen, dass der Vater davon wusste. Erstaunt, aber zu aufgewühlt, um gründlich nachzufragen. Das Eisenbuch. Das Buch der Herkunft.
    Der Vater hatte noch etwas von „Eisen" und „Geheimnis" gesagt; dann brachte er das Gespräch wieder auf Geon-Durn den Bekenner. Noch mehr Warnungen. Der Sohn, von des Vaters harschen Worten getroffen, schwieg oder suchte sich zu verteidigen. Auch gegen die Gewissheit, bald keinen Vater mehr zu haben.
    Die Mutter war vor Jahren umgekommen, erschlagen von Aufrührern in den Bergen. Nun der Vater. Die beiden Schwestern würden irgendwann Männer nehmen, der Bruder Geon-Yurn musste die Mark lenken, Abgaben eintreiben, Recht sprechen, Ruhe und Ordnung erzwingen und des engere Rudel führen.
    Priester aus dem nächsten Schwarzen Kloster kamen in Abständen vorbei, alle vierzig bis fünfzig Tage. Sie nahmen den Teil der Abgaben mit, der dem Tempel und der Hauptstadt zustand. Dreieinhalb Zehntel aller Erträge hatten die Bewohner der Mark abzuliefern; zwei Zehntel für den Tempel von Grachtovan; vom Rest zwei Drittel für den Herrn von Taraon, ein Sechstel für den Zweitgeborenen, ein Sechstel für die Schwestern.
    Geon-Durn riss sich vom Blick durchs Fenster in die Leere los. Es war nutzlos, sich den kopf über Vaters Kenntnisse des Buchs zu zerbrechen. Und die einfachste Erklärung war womöglich die beste: Der Vater konnte durchaus zu den Eisensuchern gehört haben.
    Ohne viel zu sehen, schaute Geon-Durn auf die Seiten des Buchs, die seine gefalteten Hände trugen. Er löste die Finger aus ihrer Verschränkung und betrachtete die Zeichnungen und Zeichen. Eine Sammlung „erbaulicher und belehrender Geschichten", wie der Untertitel behauptete, Überlieferungen aus dem Königreich Ulusingh, jenseits des Mittleren Ozeans.
    Vor einigen Zehntagen hatte er den dicken Band von einem Reisenden Händler erworben.
    Erbauliche und belehrende Geschichten, fürwahr, von gezähmten Raubtieren und ihren verfeinerten Gebräuchen, aber sehr wenig Wahrheit. Die Hoffnung, bestimmte Lücken in seinen Kenntnissen schließen zu können, hatte sich nicht erfüllt. Bisher jedenfalls, und eigentlich war er ziemlich sicher, dass auch die zweite Hälfte des Buchs, die er noch zu prüfen hatte, nichts Bedeutendes bergen würde.
    Geräuschlos kam Hy'valanna zurück. Er bemerkte sie erst, als sie neben ihm stand.
    „Hast du etwas gefunden?" Sie legte eine Hand auf seine Schulter.
    „Nichts was man verwenden könnte." Mit dem Kinn wies er auf den Stapel umfangreicher Werke, der auf einem Nebentisch lag. „Aber es gibt ja genug anderes, für morgen. Einiges werde ich aus der Bibliothek herschaffen."
    „Hier ist der Schlüssel. Ich habe den Reisighaufen ergänzt", sagte sie leise, „und die Tücher in den Waschbottich gesteckt."
    „Es ist gut." Er steckte den Schlüssel ein, fasste nach ihrer Hand und zog sie an die Nase.
    „Alles, was du tust, ist wohlgetan." Er schnaubte sanft und deutete einige milde Bisse an.
    Sie lächelte. „Wenn man das wirklich wüsste!"
    „Du könntest noch etwas tun."
    „Was, Herr meines Lebens?"
    „Hör dich um, bei den Sklaven."
    „Wonach?"
    Er knurrte. „Taraon", sagte er dann. „Es gab Gerüchte, dann den Brief meines Bruders und seit zwei Zehntagen nichts."
    „Tum war doch auf dem Markt und hat nichts Neues gehört." Sie kniff die Augen zu schrägen Schlitzen zusammen. „Und hast du nicht gestern mit einigen Räten gesprochen?"
    „Das schon, aber ..." Er ließ die Schnauzborsten tanzen, Zeichen der Wirrnis. „Der Rat, die Edlen, die Priester ... wir alle hängen von Berichten ab. Hängen an Berichten und Meldungen. Wir wissen doch, dass Gerüchte schneller sind als Berichte und dass die Schlichten zuweilen mehr erfahren als die Großen."
    „Aber Tum ..."
    „Er ist aus Taraon. Weiß ich denn, ob er nicht Gründe hat, mir zu verschweigen, was er wirklich weiß?"
    Sie nickte. „Ich werde die Ohren aufstellen. Aber ob mir jemand etwas sagt? Sie wissen doch alle, wozu ich gehöre."
    „Sie wissen, aber sie schweigen. Niemand kann etwas beweisen. Und vielleicht reden sie untereinander über Taraon - nicht zu dir, aber du könntest zufällig etwas aufschnappen."
     
    *
     
    Auf dem Weg in sein Denkzimmer lauschte er in sich hinein und stellte fest, dass er sich bedrängt fühlte. Beklommen? Gehetzt? Bedroht? Schließlich sagte
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