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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes
Autoren: Unbekannt
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Münzen in den Klapperkasten legen; Gläubiger würden auf alles verzichten, denn von einem Gestürzten nahm allenfalls ein räudiger Torger noch etwas an.
    Der Herr mochte sich ebenso gut in ein Schwert stürzen. Oder sich den Sirips zum Fraß darbieten.
    Unendlich sanft, wie es dem Maß seines Mitleids entsprach, schloss Tum-Tawalik die Tür.
     
    *
     
    ... es gebe in jedem Kasten eine Art Göttlein (?), das immerzu überaus erregt zappelt und dadurch Hitze macht. Wenn axaxaxas (eine Art Leuchten?) geschieht und alles endere bereit ist, kann der Flatterkarren mit großem Lärm hlör ufang mlö (vielleicht steigen? Hoch zu den Monden? Mutmaßung eines früheren Abschreibers) und dann weiter kugelig (?).
    Aus dem EISENBUCH, Kapitel 5
     
    Er war der jüngere Bruder des Herrn der Mark Taraon, deren Bewohner ihnen Dienst und Abgaben schuldeten. Er war Herr eines großen Hauses mit Mauern, Kellern, dreißig Räumen und einem Turm des Wägens und Weitens. Er war Herr über fünf Knechte, fünf Mägde, sechzehn Sklaven. Er war Besitzer einer großen Bibliothek aus kostbaren Handschriften, Eigentümer feiner Wissen schaffender Instrumente. Er war - da sein Bruder die Berge Taraons nicht verlassen mochte - Mitglied des Rats der Edlen und der Gilde der Wissenden.
    Er besaß Vorräte gegen den Hunger und einen tiefen Brunnen: Wasser in der Wüste. Die großen Ausgräber, Erforscher der Vergangenheit, hatten ihm ein kostbares Geschenk gemacht - das einzige vollständige Skelett eines fernen Ahnen, das es in Grachtovan gab, stand mit Bastschnüren befestigt auf einem Kasten in der großen Diele. Ein kauerndes Raubtier mit starken kurzen Hinterbeinen, flacher Stirn und gewaltigen Zähnen.
    Darüber hing, von dem berühmten Maler Zazuqar angefertigt, das Bild Geon-Durns, als habe er sich eben von seinem Vorfahren gelöst und sei aufgestanden, mit langen Beinen, hoher Stirn, abgeflachter Nase und den vorgeschriebenen Lücken, wo einst Reißzähne gewesen waren.
    Oft hatte er versonnen davor gestanden und Dankbarkeit empfunden. Dankbarkeit dafür, innerlich und äußerlich weit von den Ahnen entfernt zu sein - treffliches Ergebnis der Entwicklung von Jahrtausenden.
    Aber in seinem derzeitigen Empfinden war er Diener des Unglücks. Sklave, genauer gesagt. Denn er war ein Bekenner. Dies war nicht sein Wort, sondern eines, das er zuerst aus dem Mund seines Vaters gehört hatte. Manchmal erinnerte er sich an die Rede, die dieser ihm kurz vor seinem Tod gehalten hatte.
    Manchmal. Zu oft, aber vielleicht nicht of genug, um in den Kellerräumen für Ordnung zu sorgen. Geon-Durn von Taraon saß immer noch an der langen Tafel im Herrensaal. Er hatte die Hände auf das offene Buch gelegt, aber dann waren die acht Finger wie selbstbestimmte Geschöpfe zueinander gekrochen, um sich zu verschränken.
    Nun waren die Hände wie zum Gebet gefaltet, ohne dass er es bemerkt hätte. Er starrte blicklos aus dem Fenster. Seine Gedanken flogen zurück durch die Zeit und das Land, in die Burg von Taraon, zu jenem letzten Gespräch.
     
    *
     
    „Sohn, die Welt ist weder gut noch schlecht. Sie ist, wie sie ist. Ein Lager, eine Höhle, die so wohnlich oder lebensfeindlich ist, wie du sie dir sie machst. Manches ließe sich verbessern, aber nicht nach Regeln, die an fernen Sternen ausgerichtet sind, sondern nach dem gewöhnlichen Nutzen."
    „Aber das Edle, Vater, und die Wahrheit!"
    Der alte Mann runzelte die pelzige Stirn. „Edel ist, was die Mächtigen für edel erklären, weil es ihnen nützt. Und Wahrheit ist, worauf sich jene einigen, die ihre Einigkeit durchsetzen können."
    Geon-Durn starrte in das kalte, beherrschte Gesicht des Todkranken. Die Haut um die Nüstern war fransig geworden, und die vergilbten Schnauzborsten sträubten sich nicht mehr.
    In die Achtung vor dem Vater mischte sich Bedauern, aber auch Empörung.
    „Es kann doch nicht sein, dass Wahrheit nur eine Frage des Nutzens ist! Sonst könnten Mächtige doch morgen beschließen, eines und eins sei drei!"
    Der Vater sonderte ein karges Lächeln ab. Es schien sich von seinem Gesicht zu lösen und als Eishauch durch den Raum zu schweben. „Das könnten sie nicht durchsetzen", sagte er. „Jedenfalls nicht schnell und wirksam. Macht, nicht Wahrheit ist alles - und Macht ist die Fähigkeit, das durchzusetzen, was einem wichtig ist."
    Geon-Durn stand auf. Es war, als währe das Leder des uralten Diwans, auf dem er gesessen hatte, glühend heiß geworden. Er ging zum hohen Erkerfenster
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