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2284 - Die Fliegenden Rochettes

Titel: 2284 - Die Fliegenden Rochettes
Autoren: Unbekannt
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Oxtornerin die ersten zwanzig Personen der langen Warteschlange auf der anderen Rampe abzählte, ihre Fahrscheine kontrollierte und sie in die quaderförmige Kabine winkte. Die Prozedur besaß etwas pittoresk Anachronistisches, aber gerade dafür bezahlten die Schaulustigen ja.
    Nachdem sich das stählerne Rad, gemächlich, knirschend und knarzend, weitergedreht hatte, öffnete der Überschwere die Schranke sowie die Tür der nächsten Gondel: „Bitte."
    Selbst dieses Wort klang bei ihm unfreundlich. Vielleicht lag das auch bloß daran, dass sich die Angehörigen seines ursprünglich von den Springern abstammenden Volkes körperlich an Planeten mit hoher Schwerkraft angepasst hatten und über ein entsprechend anderes Stimmvolumen verfügten. Außerdem hatten Überschwere generell ein schlechtes Image in der Galaxis.
    Homer ärgerte sich insgeheim ein wenig, dass offenbar auch er nicht völlig gegen Rassen-Vorurteile gefeit war. Was konnte dieser junge Mann denn für die lang zurückliegenden Verbrechen mancher seiner Ahnen oder für den Verrat der Pariczaner?
    Er stieg ein, der Rezeptionist hinter ihm. Niemand sonst befand sich im Inneren, das wie eine Mischung aus plüschigem Salon und Wintergarten eingerichtet war. „Was ist mit meinem Geschäftspartner?", fragte Homer. „Steigt erst bei der zweiten Runde zu. Nach der Leibesvisitation."
    „Ausgeschlossen."
    „Dann erscheint er nicht."
    „Es war vereinbart, dass ich unbewaffnet bin. Das kannst du gern mit so vielen Scannern überprüfen, wie du willst. Aber mehr kommt nicht in Frage."
    Inzwischen war die Tür von der Oxtornerin geschlossen worden und die Gondel losgefahren.
    Der nahezu würfelförmige Koloss drehte Homer den Rücken zu, wobei der Kabinenboden erzitterte, und murmelte etwas, wahrscheinlich in ein Akustikfeld.
    Homer fuhr den Hörverstärker des Exoskeletts hoch. So bekam er mit, dass der Überschwere von jemandem, den er „Boss" nannte, per Funk die Anweisung erhielt, sich mit einem Scan auf Metalle, Explosiva und Hochenergie-Magazine zufrieden zu geben.
    Als das erledigt war, trat Homer an eines der mit staubigen Vorhängen umrahmten Fenster.
    Der Ausblick war in doppelter Hinsicht sehr bemerkenswert.
    Unter ihnen breitete sich das nächtliche Wien aus. Manche Sektoren waren unbeleuchtet.
    Weitere orangefarbene und blauweiße Inseln im funkelnden Lichtermeer der Wohnhäuser und sonstigen Gebäude markierten die zahlreichen Baustellen, an denen rund um die Uhr gearbeitet wurde.
    Ein Hauch von Stolz erfüllte Homer: Dass die terranische Wirtschaft und das Alltagsleben schön langsam wieder in Gang kamen, war zu einem gewissen Teil auch sein Verdienst.
    Dann aber schrak er zurück, als er plötzlich das Bild erkannte, das sich ergab, wenn man die unzähligen Lichtquellen in ihrer Gesamtheit betrachtete: Alle zusammen formten, durch geschickt abgestimmte Farbgebung und Intensität, deutlich das Symbol eines gewaltigen, erhabenen Schwertes auf einem ovalen, ein großes Gebiet der Metropole umfassenden Schild.
    Homer presste die Lippen zusammen.
    Carlosch Imberlock hat Wien - und wohl auch vielen anderen Städten der Welt - das Wappen seines Gottes Gon-Orbhon eingraviert!
    Dass er sich dazu der Hilfe NATHANS bedient hatte, lag auf der Hand. Deswegen wirkte der Akt auf Homer um nichts weniger obszön.
    Er drückt uns seinen Stempel auf, und wir müssen es uns gefallen lassen.
    Glaubt er.
    Homer setzte sich auf eines der abgewetzten Sofas. Nach ziemlich genau zehn Minuten ging die erste Runde zu Ende, und sie kamen wieder zur Zustiegsstelle.
    Jedoch passierten sie diese, ohne dass das Riesenrad abgebremst hätte.
    Homer war durchaus aufgefallen, dass normalerweise immer nur jede zweite Gondel anhielt.
    Er hatte allerdings erwartet, dass für die komplett gemieteten Waggons Ausnahmen gemacht wurden. Der Überschwere hatte schließlich gesagt, sein Geschäftspartner würde zusteigen.
    Was wurde hier gespielt?
     
    44.
     
    „Alles in Ordnung? Kannst du etwas erkennen?", fragte Picco.
    Sie lehnten, eng umschlungen wie ein Liebespaar, am Stamm eines Laubbaums der so genannten Prater-Hauptallee, etwa dreißig Meter vom Riesenrad entfernt. Ashanty - unter deren Verkleidung Picco den äußerst knackigen Körper Mondra Diamonds spürte - beobachtete durch eine Zoom-Brille das altertümliche Lustbarkeits-Vehikel.
    Welches, wie Picco von einer Barbekanntschaft geflüstert worden war, diese Bezeichnung zu Recht trug. In der Tat hatte es hauptsächlich deshalb
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