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2284 - Die Fliegenden Rochettes

Titel: 2284 - Die Fliegenden Rochettes
Autoren: Unbekannt
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vermeinte, seine Bandscheiben um Erbarmen flehen zu hören. Glücklicherweise ergatterte er sofort einen Taxigleiter. Dessen Pilot, ein Unither, erklärte ihm ungefragt während des gesamten Flugs, dass die Außerirdischen an allem Schuld trügen, und zwar spätestens seit Anbeginn der Raumfahrt
     
    37.
     
    Kurz vor der Nachmittagsshow ging Ashanty allen nur noch auf die Nerven. „Ich kann das nicht", quengelte sie jeden an, der den Fehler beging, in ihre Nähe zu geraten, „muss das auch nicht können, worauf hinauf bitte schön, ich besitze andere Qualitäten, wieso sollte ich mich vor ein-, zweihundert Ignoranten blamieren, wenn ich keine Lust habe, dann lasse ich's halt bleiben, ich gehe einfach nicht raus, und aus, basta, das fällt keinem auf, ich werde doch nicht meinen Hals riskieren für nichts und wieder nichts, ja bin ich denn blöd, .wem will ich imponieren, ich weiß, wer ich bin, was ich kann oder eben nicht kann..."
    Und so weiter und so fort.
    Babett war nachgerade entzückt darüber, dass sich Ashanty vor lauter Lampenfieber nicht einmal mehr ohne Hilfe das Trikot richtig herum überzustreifen vermochte.
    Sie kannte diesen Zustand gut. Bei ihrer eigenen Premiere im Circus Rochette hatte sie sich ähnlich aufgeführt.
    Viele Zuschauer glaubten neidisch, das Artistendasein bestünde nur aus den paar Minuten, in denen man seine Kunst darbot. Locker, lässig, lasziv lächelnd. Die lange Zeit des körperlichen Trainings und der mentalen Vorbereitung zogen sie nicht mit ins Kalkül und schon gar nicht die ungeheure Belastung, unter der man während des scheinbar so kurzen Augenblicks im Rampenlicht stand.
    Zum Lampenfieber - unter dem ausnahmslos alle Artisten litten, wenn auch nicht immer so stark wie bei einer Premiere - hatte Matti einmal eine Theorie geäußert: Es diente, meinte er, der Konzentration auf die entscheidenden Minuten des Auftritts. Körper und Geist zogen sozusagen im Vorhinein Kräfte ab, die später in der Manege benötigt wurden. Deshalb fühlte man sich davor so erbärmlich schwach, hatte die banalsten Dinge vergessen, ja war manchmal nicht einmal mehr fähig, in ganzen, zusammenhängenden Sätzen zu sprechen.
    Oder man schnatterte in einem fort, so wie Ashanty.
    Sämtliche in der Garderobe Anwesenden atmeten auf, als sie endlich dran war und Fryzzils eigens für sie komponierte Musik erklang. „Hals- und Beinbruch!", wünschten Sirene, Gertraudis, deren Partner Liram und Tunc, Babett und die Übrigen unisono. „Wird schon schief gehen", antwortete Ashanty mit flatternder Stimme -bedanken durfte man sich schließlich nicht, wie alle wussten, brachte das Unglück. Sie ballte die Hände, atmete tief durch und schritt hinaus in die Manege.
    Verneigte sich.
    Streifte den mit funkelnden Strass-Steinen besetzten Kunstseidenumhang ab.
    Kletterte unter dem Applaus des Publikums hoch in die Kuppel...
    Als Ashanty ihren Seiltanz begann, hielt ihr Babett die Daumen, so fest sie konnte. In diesem Moment waren alle Anflüge von Neid und Eifersucht vergessen. Auch Vorgeschichte und Altersunterschied spielten keine Rolle mehr.
    Los, Mädel!, rief Babett in Gedanken. Zeig's ihnen!
    Sechste Attraktion: Feuer schlucken, Feuer spucken 24. März bis 2. April 1333 NGZ 38.
    Alles lief gut, sehr gut sogar; fast ein wenig zu gut für Mattis Geschmack. Er klopfte oft auf Holz in diesen Tagen.
    Paz und Frajune fügten sich ins Ensemble, als wären sie tatsächlich schon seit Jahren dabei.
    Fryzzil lobte die Verlässlichkeit und die unfehlbare Notenkenntnis seines Assistenten.
    Mitmusizieren ließ er Paul freilich nicht: „Er spielt exakt, aber er swingt leider wie ein Buchhalter", scherzte der Blue.
    Ashanty blühte auf, entwickelte sich mehr und mehr zum neuen Star der Truppe. Ihre Kunststücke am Hochseil und Trapez erreichten zwar nicht ganz das hohe technische Niveau Babetts. Doch was ihr auf diesem Gebiet fehlte, machte sie durch Ausstrahlung mehr als wett.
    Ihr zuzusehen war die reine Freude; nicht nur Matti nahm immer wieder Wörter wie „Anmut" und „Grazie" in den Mund.
    Da auch Picco seine Krise definitiv überwunden hatte und standhaft trocken blieb, die Besucherzahlen langsam, aber stetig anstiegen und außerdem Babett dank der Physiotherapie bald wieder mit dem Training beginnen würde, herrschte eitel Sonnenschein im Circus Rochette.
    Glücklicherweise fand Sirene dennoch genügend Anlässe, mit Matti zu schimpfen. Sonst wäre ihm das neue Idyll vollends unheimlich geworden.
    Inzwischen
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