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2283 - Zwielichtklingen

Titel: 2283 - Zwielichtklingen
Autoren: Unbekannt
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versuchte, seine Gedanken abzustellen und einfach nur zu sehen und zu fühlen.
    Fast ohne sich dessen bewusst zu werden, begann er leise zu rufen - nur nicht zu laut, um nicht jene zu erschrecken, die hier seit Äonen ruhten. Die Statuen wirkten nur tot. Er machte sich bewusst, dass in ihnen Leben war, das nur aktiviert zu werden brauchte.
    Eine Berührung genügte ...
    Leben, überall um ihn herum. Es schlief nur. Es wartete ...
    Jede Inkarnation ein Kapitel aus der Geschichte ARCHETIMS und der Schohaaken; keine geordnete Historie, sondern ein Kaleidoskop einer glorreichen Vergangenheit...
    Auch seiner Vergangenheit? Orren Snaussenid verlor sich in dem Zauber, der ihn umgab.
    Er wandelte weiter durch endlose Korridore. Er glaubte die Stimmen der Inkarnationen zu hören, der Totenunddochnicht-Toten aus seinem Volk, die ARCHETIM auf seinem letzten Weg begleitet hatten.
    Aber es gab keine Stimmen. Er bildete es sich nur ein. Es war still. Das einzige Geräusch war das seiner Schritte.
    Orren ging weiter, immer weiter, und bestaunte das Wunder. Er vergaß die Zeit, vergaß, wo er war - und warum. Myles Kantor und die anderen, die Mission, die Menschen und die Bedrohung, der sie ausgesetzt waren - all das war so weit von ihm entfernt...
    Er kam zu sich, als sich sein Magen bei ihm meldete. Es war ein ziehender Schmerz, der ihn in die Realität zurückholte.
    Orren Snaussenid warf einen Blick auf die Zeitanzeige seines Anzugs und erschrak. Viele Stunden waren vergangen, seitdem er durch das offene Schott gegangen war. Es war, als tauche er auf aus einer anderen Welt.
    Er kniff die Augen zusammen. Irgendetwas schien sich verändert zu haben. Die Wände waren noch immer so prächtig wie vorher, ehe er sich in Staunen und Ehrfurcht verlor.
    Und überall waren die Statuen. Es mussten Zehntausende sein - aber das wusste er ja von Drüben Eskuri.
    Nein, es war etwas anderes ...
    Er betrachtete die Wände und stellte fest, dass einige der Piktogramme plötzlich leuchteten. Es waren ausnahmslos solche, die mit Pfeilen versehen waren, und all diese Pfeile wiesen in die gleiche Richtung.
    War das der Hinweis, auf den er gewartet hatte? Sollte er diesen Markierungen folgen?
    War dies der Weg zu der vermuteten Zentrale, von der aus er Kontakt aufnehmen konnte - entweder zur Station oder zu seinen Gefährten?
    Seine Unsicherheit wich einem neuen Hochgefühl. Alles um ihn herum schien auf einmal nur für ihn da zu sein. Die Inkarnationen - er konnte sich ihrer bedienen, nichts hinderte ihn daran. Die Pfeile - man gab ihm Hinweise, er musste ihnen nur folgen.
    Alles schien mit einem Mal vorgezeichnet. Alles war für ihn da. Alles gehörte ihm - wem sonst? Die Mausoleumsstation hatte auf ihn gewartet, auf ihn, seit zwanzig Millionen Jahren.
    Mit einem Mal waren alle Zweifel vergessen, die bangen Fragen, was und wer er war und zu wem er gehörte. Die Station lag vor ihm, mit allen Geheimnissen. Er brauchte die Einladung nur anzunehmen, musste nur zupacken.
    Orren Snaussenid setzte sich wieder in Bewegung. Wartet noch, Freunde!, dachte er.
    Haltet aus. Es wird jetzt nicht mehr lange dauern!
    Er ging zielstrebig, obwohl er erst jetzt merkte, wie verschachtelt die Station eigentlich war. Sie musste wahrhaft gigantische Ausmaße haben. Alles, die Korridore, die Schächte, die Verteilerhallen, war ineinander verschlungen und verwunden. Es war ein einziges großes Labyrinth, aber keinen Moment lang machte er sich Gedanken darüber, wie er hier jemals wieder herausfinden sollte.
    Sie würden ihm den Weg zeigen. Sie hatten ihn hier hereingeholt - und nur ihn. Sie würden ihn nicht im Stich lassen. Er musste nur das tun, was sie ihm sagten, ohne Worte, auf viel effizientere Weise ...
    Orren Snaussenid merkte nicht, wie nahe er daran war, den Verstand zu verlieren. Die Magie dieses Ortes hielt ihn gefangen und erstickte jeden Zweifel. Sie hatten auf ihn gewartet. Sie ...
    Das Leuchten der Pfeile schien immer heller zu werden und ihn zu bestätigen. Er tat das Richtige. Es war kein hoffnungsloses Umherirren mehr. Er wusste, wohin er zu gehen hatte.
    Die Inkarnationen rechts und links an den Wänden zogen an ihm vorbei. Er sah nicht einmal mehr zu „ihnen hinüber. Egal, was sie zu erzählen hatten, sie konnten ihm nichts mehr sagen, was er nicht ohnehin bald wissen würde.
    Er, der Verlorene, war zu Hause. Und er konnte es nicht erwarten, dieses Heim in Besitz zu nehmen. Keine Inkarnation konnte ihm mehr bieten. Er brauchte sie nicht. Er ...
    Orren
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