Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2283 - Zwielichtklingen

Titel: 2283 - Zwielichtklingen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sahen ihn an, aber niemand fragte, was er genau meinte.
    Sie wussten es auch so, aber nicht,.ob sie deshalb Hoffnung haben sollten oder Angst.
    Noch mehr Angst. Angst vor dem, was über ihre Köpfe hinweg geschah, vielleicht schon seit Tagen.
    Sie waren hierher gekommen in der Hoffnung, etwas zu finden, was Licht in die Rätsel um ARCHETIM, den psionischen Jetstrahl und die Gefahr aus Magellan bringen konnte.
    Etwas, das ihnen eine Waffe gegen den „Gott" Gon-0 in die Hand geben könnte.
    Sie waren gekommen, um Wissen zu suchen, um zu forschen und zu studieren.
    Und nun, schien es Kantor, wurden sie selbst studiert.
    Etwas geschah. Etwas regte sich, aber sie hatten weder Augen noch Ohren, keine Sinne, um es zu erfassen.
    Sie konnten nichts tun. Sie waren ausgeliefert. Statisten in einem Spiel, in dem vielleicht gerade das Urteil über sie gefällt wurde...
    Die Angst kroch weiter. Die Barrieren begannen zu bröckeln. Kantor begehrte dagegen auf. Er rief über die Außenlautsprecher nach Orren Snaussenid.
    Die einzige Antwort bestand im Widerhall seiner eigenen Stimme.
    Wenige Minuten vorher...
    Orren Snaussenid wusste nicht, wie lange er schon allein vor dem Schott stand und sich den Kopf darüber zerbrach, was er auszurichten vermochte -und vor allem: wie. Er zählte die Stunden nicht. Manchmal ging er vor den beiden Statuen auf und ab und blieb wieder stehen, um die Liebenden der Zeit anzusehen und darauf zu warten, dass sie es ihm sagten. Aber Drüben Eskuri, in dessen Erinnerungen er vor sieben Tagen geschlüpft war und mit dem er ARCHETIMS Geist, Pracht und schließlich Tod gespürt hatte, schwieg, so, wie er für zwanzig Millionen Jahre geschwiegen hatte. Er hatte gesagt, was er sagen konnte. Für Snaussenid hatte er keinen Ratschlag parat.
    Aber wenn diese ganze Expedition hierher in die TRIPTYCHON-Station einen Sinn haben sollte, einen Sinn für ihn, dann musste etwas geschehen. Irgendetwas, das ihm zeigte, wie es weiterging, nachdem er erfahren hatte, was Drüben Eskuri über die Vergangenheit berichten konnte. Er brauchte vielleicht nur einen weiteren „Führer", eine weitere Inkarnation, um mehr herauszubekommen.
    Er wusste von Drüben, dass vor ihm und seiner Gefährtin Eidoa viele tausend Schohaaken in dieses Mausoleum gegangen waren, um Auskunft zu geben -bestimmt auch darüber, wie die Station zu bedienen war; wo ihre Schaltzentren lagen. Drüben und Eidoa hatten darüber nichts gewusst. Die anderen Schohaaken aber waren eigens zu diesem Zweck ausgebildet worden. Sie mussten ihm sagen können, was er wissen musste, um nicht elend in diesem Hangar zugrunde zu gehen.
    Aber zwischen ihnen und ihm war das Schott. Er kam nicht an sie heran. Er war isoliert - und nicht nur von den Inkarnationen.
    Orren Snaussenid drehte sich um und sah zur INTRALUX zurück. Er ahnte, dass Kantor und die anderen ihn beobachteten. Er wusste, was sie von ihm erwarteten. Ihre ganzen Hoffnungen ruhten auf ihm, solange die Beschädigungen an der Plattform jeden Kontakt nach außen unmöglich machten.
    Aber er konnte ihnen nicht helfen. Er musste aufpassen, dass ihn seine Gefühle nicht übermannten, vor allem das Gefühl des Alleinseins, das er selten so stark empfunden hatte wie jetzt.
    Denn auch wenn er nun einen Teil der Geschichte seines Volks kannte, das einst als ARCHETIMS auserwähltes Volk diese Galaxis - Phariske-Erigon -bewohnt hatte, über sich selbst wusste er immer noch so gut wie nichts. Er war ein „materieller Aktionskörper", einer von einigen Tausend, die ARCHETIMS Leichnam nach dem Hyperimpedanz-Schock ausgestoßen hatte. Doch was war er davor gewesen? Und weshalb war er da?
    Orren Snaussenid blieb wieder stehen und atmete tief ein. Die Luft war gut und würzig.
    Wenigstens würde er so schnell nicht ersticken. Wie lange er es ohne Nahrung aushalten konnte, war eines von den Dingen, die er nicht wusste.
    In seinem Kopf drehte sich alles. Was muss ich tun?, fragte er sich. Myles erwartet etwas von mir. Was kann ich tun, um ihn nicht zu enttäuschen?
    Mit dieser Frage lebte er, seitdem sie in den Hangar geholt worden waren. Und er war darauf vorbereitet, dies noch länger ertragen zu müssen. Nicht vorbereitet war er darauf, dass das Schott plötzlich offen stand.
    Er blinzelte. Er schloss die Augen und öffnete sie wieder.
    Er machte einen Schritt zurück und wiederholte es. Doch alles Blinzeln half nichts. Das Schott stand immer noch offen.
    Warum zögerst du?, hallte es in ihm. Darauf hast du doch gewartet!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher