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2283 - Zwielichtklingen

Titel: 2283 - Zwielichtklingen
Autoren: Unbekannt
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Myles und die anderen, so doch wenigstens Mondra bei sich zu haben - Mondra Diamond, seine erste und einzige wirkliche Freundin unter den Menschen. Sie hätte ihm bestimmt helfen können.
    Oder Alexander Skargue! Der große Mann, der ihn in Schnee und Eis gefunden hatte. Er verstand nicht so viel von Technik wie Mondra, aber er hätte ihm das Gefühl der Geborgenheit gegeben, das er jetzt so vermisste. Skargue, der ihn häufig besucht hatte und wieder ganz gesund geworden war - er und sein vierbeiniger Freund Sam, sie würden ihm Halt geben.
    Aber so ...
    Orren ging weiter, immer tiefer hinein in eine Wunderwelt voller geheimnisvoller Symbole und technischem Zauber. Er ahnte, wenn er damit hätte umgehen können, ließen sich all seine Probleme -und die seiner Freunde - schnell lösen. Ganz bestimmt gab es nach all den Jahrmillionen, seitdem das Mausoleum in der Sonne verankert worden war, keine lebende Seele mehr hier. Aber es musste etwas geben, was alles steuerte; was ihm das Schott geöffnet und ihnen die Luft zum Atmen gegeben hatte. Einen zentralen Rechner oder mehrere Sektorenrechner. Das Innere der Station war für die Ewigkeit konserviert.
    Es gab keinen Staub, dafür Licht, Luft und Wärme im Überfluss. Die Technik der Ahnen funktionierte tadellos. Wenn er sich ihrer nur bedienen könnte!
    Er folgte dem Korridor und kam nach ungefähr hundert Schritten zu einer runden Halle, von der mehrere Gänge gleichzeitig abzweigten. Wie sollte er weitergehen?
    Noch als er sich unschlüssig um die eigene Achse drehte, entdeckte er die ersten Inkarnationen.
    War das die Antwort? Sollte er wirklich bei einer der Statuen, die in Wahrheit alle mumifizierte Schohaaken waren, Rat suchen, indem er sich in sie „einklinkte"? Vielleicht waren sie zu genau diesem Zweck hier. Vielleicht war es tatsächlich ihre Aufgabe, jenen als Führer zu dienen, die einmal hierher kommen würden und suchten wie er.
    Er näherte sich einer von ihnen. Vergeblich suchte er nach Täf eichen wie im Clateaux der Zeiten auf Oaghonyr, auf denen zu lesen war, woher und aus welcher Zeit die betreffende Inkarnation stammte. Auf denen auch vor Inkarnationen gewarnt wurde, die gefährlich waren. Drüben Eskuri hatte eine solche Warnung missachtet und fast den Verstand verloren. Ihm, Orren, hätte das genauso passieren können, als er in Drüben „hineinschlüpfte". Es war reines Glück gewesen, dass es nicht so gekommen war. Nicht, dass er Derartiges hier erwartete, oh nein. Alle Inkarnationen hier waren zur Erinnerung an ARCHETIM und die Schohaaken aufgestellt worden, jede von ihnen war von seinem - nein, von Drubens - Vater dafür ausgewählt worden. Allerdings würde eine wahllose Suche ihn womöglich zu lange aufhalten: Während er noch Geschichte erlebte, starben vielleicht seine Reisegefährten, oder der Stationsrechner stufte ihn als träge oder ungeeignet ein. Wie sollte er vorgehen?
    Er streckte die Hand nach der Statue aus und verhielt mitten in der Bewegung. Wenn er sie berührte, konnte es zu spät sein. Er zog die Hand zurück und schob es auf, wenn es denn sein musste. Noch war die Scheu zu groß. Vielleicht fand er doch noch auf andere Weise, wonach er suchte.
    Orren Snaussenid nahm den Korridor, der jenem genau gegenüberlag, aus dem er gekommen war. Wenn er tiefer in die Station hineinwollte, konnte das nicht falsch sein.
    Er ging weiter, vorbei an immer mehr Inkarnationen, und begann mehr und mehr zu staunen. Bisher hatte die Furcht verhindert, dass er die Pracht, die ihn umgab, richtig wahrnahm. Jetzt erdrückte sie ihn fast. Er ging wie durch ein Märchenland. Das goldene Licht, so angenehm für die Augen, schälte die kunstvollen Arbeiten unbekannter Meister aus den Wänden heraus und ließ sie leben. Orren fragte sich, ob es nur Ornamente waren oder ob mehr dahinter steckte: Er folgte den Pfeilen jetzt automatisch, ohne sich zu viele Gedanken zu machen. Der goldene Glanz schlug ihn in seinen Bann, der Zauber, der eine Ewigkeit hier überdauert hatte, als sei er nur dazu geschaffen worden, sich dem zu offenbaren, der einmal den Weg hierher finden würde ... Ihm?
    Das war Unsinn, sagte sich Orren. Niemand hatte dies voraussehen können - vor zwanzig Millionen Jahren!
    Und doch wartete diese Station, hatte immer gewartet und würde vielleicht noch Millionen von Jahren warten, bis ... was geschah?
    Er hatte Angst vor der Vorstellung, dass er in eine Rolle gedrängt wurde, der er nicht gewachsen war. Wer war er denn schon?
    Orren
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