Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2283 - Zwielichtklingen

Titel: 2283 - Zwielichtklingen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
drei solcher Stationen in der Sonne verankert, um der toten Superintelligenz ARCHETIM das letzte Geleit zu geben. Von Schohaaken, Myles! Das alles hier wurde von Schohaaken für Schohaaken errichtet. Wie Inshanin sagte: für Leute wie - ihn."
    Der Hyperphysiker nickte in Richtung auf einen der Schirme, der Snaussenid zeigte, der sich immer noch im goldenen Licht des Hangars in der Nähe des Schotts aufhielt, das von zwei Statuen eingerahmt war - „Inkarnationen", wie man inzwischen wusste; in einem speziellen Verfahren mumifizierte Schohaaken, die nur zu dem Zweck konserviert worden waren, anderen von ihrem Leben und Wirken - und damit auch dem ARCHETIMS - zu berichten.
    Schohaaken, dachte Kantor bitter. Nicht Menschen. Wir waren es so sehr gewohnt, eines der Schlüsselvölker der Milchstraße zu sein, dass uns diese Erkenntnis besonders trifft.
    Aber die Milchstraße hat lange vor ES und vor der Ersten Menschheit existiert, das vergessen wir nur allzu oft. Früher waren es ARCHETIM und die Schohaaken ... und noch viel früher ... wer weiß ...
    Als Mensch hatte er nicht einmal Zugriff auf Informationen: Er hatte es versucht, nachdem Orren den Kontakt zur Inkarnation Drüben Eskuris beendet und von dessen Leben in den letzten Tagen ARCHETIMS berichtet hatte. Er hatte die Statuen berührt, genau wie der Schohaake, und es war nichts geschehen. Er war nicht in die Erinnerungen der Toten hineingeschlüpft,' hatte nicht einmal etwas gespürt. Inkarnationen funktionierten immer nur unter Mitgliedern der gleichen Spezies.
    Sie hätten einiges zu berichten gehabt, aber die Beschädigungen an der INTRALUX waren zu stark. Die Experimentalplattform konnte nur noch empfangen, aber nicht selbst senden, geschweige denn starten. Und wie auch? Wohin?
    Die Hangaröffnung hatte sich hinter ihnen geschlossen. Sie waren gefangen in diesem riesigen Würfel. Das Schott ließ sich nicht öffnen, und die Station tat es nicht für sie.
    Nicht einmal für Orren Snaussenid. „Die MUNGO PARK, die uns in die Sonne gebracht hat, hat uns nicht aufgegeben", hörte er sich sagen. „Also sollten wir es auch nicht tun."
    Die Worte kamen ihm vor wie ein Hohn auf seine wirklichen Gedanken, auf die sich stauende Angst, die langsam höher kroch und nur darauf wartete, dass die Barrieren fielen, die er in sich errichtet hatte. „Dir ist klar, dass sie wahrscheinlich jetzt der einzige im gesamten Solsystem verbliebene ENTDECKER ist?", fragte Inshanin. „Falls es auch wirklich stimmt und sich die Flotte zurückgezogen hat."
    „Das muss nicht von Nachteil sein", antwortete er störrisch. „Wenn die Kybb-Titanen das System inzwischen kontrollieren, werden sie damit nicht rechnen. Und sie werden die MUNGO PARK hier in hundert Jahren nicht finden."
    Die Plophoserin sah ihn mit gerunzelter, Stirn an, als bezweifle sie seine Worte. „Ich weiß!" Er stieß laut die Luft aus und stand auf. „Verdammt, ich weiß, dass wir uns nur an Strohhalme klammern können! Wir werden weiter warten! Wir haben Atemluft und genug Vorräte für Monate. Wir werden die INTRALUX reparieren und ..." Er hob die Schultern und schwieg. „Machen wir uns doch nichts vor", sagte Attaca Meganon. „Wir sind gefangen und können nicht einmal um Hilfe rufen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für ein Wunder?"
    „Die Berechnung von Wundern ist ein Widerspruch in sich", bemerkte Aileen Helsin, die auf seiner Schulter sitzende Siganesin.
    Meganon lachte trocken. „Bleibt uns also nur eines: abwarten. Er", er deutete in den Hintergrund der Zentrale, „braucht sich wenigstens keine Gedanken mehr zu machen."
    Kantor drehte sich um und starrte auf den Raumanzug am Boden. Das Lebenserhaltungssystem war auf Kühlung geschaltet, sodass der in ihm steckende Leichnam Rui Aghanas nicht verwesen konnte, bis eine angemessene Bestattung möglich war. Die Schohaaken hatten zu ihrer Zeit Leichen vorwiegend desintegriert, auch das war ein Unterschied zur solaren Menschheit, ein kleiner zwar nur, doch in der Summe machten solche Winzigkeiten eine Menge aus.
    Als er Inshanins überraschten Aufschrei hörte, wandte er sofort den Kopf. Sein Blick folgte der ausgestreckten Hand der Physikerin und erfasste gleich die Veränderung auf den Schirmen, die eben noch Orren Snaussenid bei dem einzigen sichtbaren Schott gezeigt hatten.
    Er war nicht mehr da: „Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben", sagte der Expeditionsleiter. .„Vielleicht", sagte Meganon leise, „fängt es jetzt an ..."
    Alle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher