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2255 - Die Distanzspur

Titel: 2255 - Die Distanzspur
Autoren: Unbekannt
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flüchtig, eigentlich nur dem Namen nach: Naida. Zephyda mochte es nicht, wenn ich mich zu freundlich mit anderen Frauen beschäftigte.
    Als wir dann die Zentrale betraten, hatte ich den Vorfall schon wieder vergessen. Ich merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Perry saß an einem der vier Hufeisenpulte um die kugelförmige Holoprojektion, den Blick gesenkt, den Rücken -demonstrativ, wie es mir schien - der Medialen Schildwache Lyressea zugewandt, und studierte irgendwelche Berichte. Er blickte nicht einmal zu mir auf. Die anderen Motana gingen ihren jeweiligen Aufgaben nach, aber mürrisch und verdrossen, wie es schien. Es war völlig still in der Zentrale; niemand sprach, niemand scherzte oder lachte.
    Hatten sie etwa etwas Ähnliches erlebt wie gerade eben Zephyda? Oder ging ihnen nur das Warten auf die Nerven? Die erzwungene Untätigkeit, das hilflose Hoffen darauf, dass sich etwas änderte?
    Perrys Gesicht wirkte düster, jedenfalls der Teil davon, den ich sehen konnte. Lag es an Lyressea? Ich glaubte zu ahnen, dass er etwas für die Mediale Schildwache empfand.
    Vielleicht täuschte ich mich aber auch; Perry kannte ich seit fast 3000 Jahren, abzüglich die 700 Jahre, die wir gemeinsam in einem Stasisfeld verbracht hatten, während Lyressea ein völlig unbeschriebenes Blatt für mich war.
    Ich warf einen Blick auf die Holoprojektion. Die Lage war unverändert: Die 16 SPURHÖFE projizierten nach wie vor die DISTANZSPUR, jenen Hyperraum-Tunnel, der den Sternhaufen Jamondi vermutlich mit dem Arphonie-Haufen verband. Einen handfesten Beweis dafür gab es nicht, nur die Funksprüche, die der Gärtner Orrien Alar aufgezeichnet hatte. Wir alle gingen jedoch davon aus, dass diese Daten der Wahrheit entsprachen.
    Die SPURHÖFE ... 16 gewaltige Raumstationen, die mit energetischen Zapfstrahlen Energie aus dem Blauen Riesen Tan-Jamondi saugten. Sie bewegten sich auf einer Kreisbahn, hielten dabei einen Abstand zur Sonnenoberfläche von rund 17 Millionen Kilometern ein und bildeten einen Kreisring von 1000 Kilometern Durchmesser. Es handelte sich bei ihnen um jeweils 33 Kilometer lange, tropfenförmige Gebilde, deren größter Durchmesser 16,5 Kilometer betrug. Die Tropfenspitzen wiesen stets zur Sonne und waren als Flächen von 800 Metern Durchmesser geformt. Dort befanden sich wohl die Projektoren der Zapf strahlen, vor denen bei Zapf betrieb ein in grellem Ultrablau erstrahlender „Zapfpol" von etwa 2000 Metern Durchmesser entstand. Der eigentliche hyperenergetische Zapf strahl war überlichtschnell; als konventionelle Sekundärwirkung erschien jedoch entlang der Zapfröhre ein blassblaues Schimmern von etwa einem Kilometer Durchmesser.
    Im Zentrum des Kreises der SPURHÖFE befand sich ein Ballungsfeld von 150 Kilometern Durchmesser. Die Orter, die das Äußere des Ballungsfeldes zeigen sollten, gaben lediglich ein gestaltloses Wallen wieder.
    Das war die DISTANZSPUR, von der sogar die Kybb nur hinter vorgehaltener Hand sprachen. Sie führte angeblich zum Schloss Kherzesch!
    Zahlreiche Anlagen in den Stationen, oft von ungeheurer Größe, funktionierten in hochfrequenten UHF-Bändern, die von der erhöhten Hyperimpedanz nicht betroffen waren.
    Diese Anlagen waren funktionsfähig, nachdem es den Kybb gelungen war, die notwendige gewaltige Energie zum Betrieb sowie die positronische Steuerung bereitzustellen.
    Und im Arphonie-Haufen, so wussten wir seit Lyresseas Bericht, befand sich das Schloss Kherzesch des ehemaligen Schutzherrn Tagg Kharzani. Jenseits der DISTANZSPUR residierte also jener Verräter, der die Blutnacht von Barinx eingeleitet hatte!
    Wie die Ankunft der Kybb-Titanen bewies, schien er über Machtmittel zu verfügen, die der Hyperimpedanz-Schock entweder nicht oder nur teilweise lahm gelegt hatte.
    Auch das Paragonkreuz, das wir unbedingt benötigten, um neue Schutzherren zu weihen, befand sich nach Lyresseas Erkenntnissen im Arphonie-Haufen; möglicherweise sogar die vielleicht letzte Schutzherrin Carya Andaxi, falls sie noch lebte ...
    Nachdem Lyressea uns die Vergangenheit des Sternenozeans von Jamondi enthüllt hatte, war mir sofort klar gewesen, wie unser nächster Schritt aussehen würde. Wir konnten uns gar nicht dagegen wehren, weder Perry noch ich, von Zephyda ganz zu schweigen.
    Der Gedanke, auf die andere Seite zu gelangen, übte einen unwiderstehlichen Reiz aus.
    Wir hatten es tatsächlich unentdeckt bis ins Tan-Jamondi-System geschafft. Nun aber, mit dem Kybb-Titanen im Orbit, blieb uns
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