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2255 - Die Distanzspur

Titel: 2255 - Die Distanzspur
Autoren: Unbekannt
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Tifflor vorerst verzichten. Er wollte bei der ersten Kontaktaufnahme nichts tun, was die Besatzung des Mantas - falls sie überlebt hatte - als unfreundlichen oder gar feindseligen Akt auffassen konnte.
    Der Residenz-Minister richtete seine Aufmerksamkeit auf die Holos, die Bilder der Aufnahmegeräte von Restil Ellernasts Kampfanzug zeigten. Der Missionsspezialist im Rang eines Captains der Abteilung Schiffsverteidigung näherte sich mit seinem Einsatzkommando langsam dem fremden Schiff.
    So beeindruckend es auch sein mochte, energetisch war es völlig tot. Es mutete an wie ein Geisterschiff, das schon seit Äonen durchs All trieb.
    Darum handelte es sich wohl kaum. Wahrscheinlich war das Schiff erst vor kurzem, bei dem Sturz aus dem Sternenozean von Jamondi, beschädigt worden. Tifflor befürchtete, dass die Mannschaft ums Leben gekommen war. Es bestand allerdings auch die Möglichkeit, dass sie ja nur desorientiert war - wie die meisten Wesen, die gerade den Sturz aus dem Hyperkokon erlitten hatten. Dem widersprach, dass die Ortungsgeräte kein einziges Energieecho auffingen. Vielleicht, war das Innere des Schiffes völlig zerstört, ein einziger verschmolzener Schlackehaufen, und nur die Hülle hatte die Katastrophe unversehrt überstanden.
    Tifflor schaute zu Tione Kollisk hinüber. Der Kommandant beobachtete den Vorstoß des Kommandotrupps anscheinend völlig reglos und unberührt. Der Residenz-Minister konzentrierte sich wieder auf die Holos.
    Auf einigen war zu sehen, wie der Manta durch die Dunkelheit des Alls trieb, auf anderen schien er allmählich größer zu werden. Das waren die Bilder, die Captain Ellernast zur FRIDTJOF NANSEN schickte.
    Tifflor konnte nun Einzelheiten ausmachen. Die Hülle war grau, braun und ocker gemasert. Sie kam Tifflor fast wie die Haut einer lebendigen Kreatur vor, wie das Tarnkleid eines riesigen Tiers. „Das ist interessant!" Captain Ellernast drehte sich mit Hilfe seines Gravo-Paks. Das System für vektorierbare gravomechanische Emissionen in Schutzanzügen kombinierte Antigrav-, Prallfeld- und andere Projektoren und ermöglichte es dem Anzugträger, sich im freien Raum fast ungehindert zu bewegen.
    Der zwischen zwei Auslegern befindliche Bug kam ins Bild. Timor kniff die Augen zusammen. Hier war die Hülle halb transparent gestaltet, und hinter dem Material konnte er schemenhaft Räumlichkeiten erkennen. Doch sosehr er sich auch bemühte, Details blieben ihm verwehrt; letzten Endes erwies das Material sich doch als zu undurchsichtig.
    Der Bug schien in den Darstellungen nach oben wegzugleiten. Tifflor war klar, dass Ellernast vor der Hülle „hinab"schwebte. Natürlich gab es im All kein „Oben" und „Unten", doch der Einfachheit halber hatte man sich an der Lage des fremden Schiffes orientiert und darum herum ein Koordinatensystem errichtet. „Wir haben eine weitere Mannschleuse gefunden!", meldete Captain Ellernast.
    Die insgesamt vierte, dachte Tifflor. Auf der Rumpfoberseite des Raumers hatten sie bereits drei weitere entdeckt. Tifflor hatte bislang gezögert, ihnen den Befehl zu erteilen, in das Schiff einzudringen. Er hielt es für angebracht, noch zu warten und weitere Informationen zu sammeln. „Keine Reaktion auf unsere Funksprüche?", fragte er. „Nicht die geringste", bestätigte Likorve. „Und noch immer nicht die geringste energetische Aktivität an Bord!"
    „Captain Ellernast?"
    „Ich höre!"
    „Wir gehen rein!", entschied Tifflor.
    Tifflor beobachtete, wie die Raumsoldaten ein Prallfeld um die Mannschleuse errichteten und die Luke mit fein gebündelten Desintegratorstrahlen aufschweißten. Die Entscheidung war gefallen; er konnte nur auf die Vernunft der Besatzungsmitglieder hoffen. Wenn die Terraner ihnen zu Hilfe kommen wollten, mussten sie sich Zutritt zum Schiff verschaffen. Ihr Vorgehen handelte sich also keineswegs um einen feindseligen Akt.
    Das Prallfeld verhinderte, dass die schiffseigene Atmosphäre ins All entwich.
    Captain Ellernast flog als Erster durch die Öffnung in das Schiff. Seine Anzugscheinwerfer erhellten eine düstere Umgebung; offenbar war an Bord tatsächlich die gesamte Energie ausgefallen, sogar die Notsysteme.
    Seine Leute folgten ihm schnell, und je mehr Mitglieder des Kommandos das Schiff betraten und ihre Scheinwerfer die Umgebung erhellten, desto besser konnte Tifflor Einzelheiten der Decks und Wände ausmachen.
    Boden, Decke und Wände des Schleusenhangars bestanden aus dem gleichen seltsamen Lamellenmaterial in
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