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2255 - Die Distanzspur

Titel: 2255 - Die Distanzspur
Autoren: Unbekannt
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nichts anderes übrig, als untätig abzuwarten.
    Und wir warteten schon eine geraume Weile. Wie schrieben den 7. September 1332 NGZ unserer herkömmlichen Zeitrechnung, wobei die im Sternenozean eine ganz andere sein konnte, falls der hiesige Zeitablauf sich dem des Standarduniversums nicht bereits weitgehend angeglichen hatte.
    Ich trat zu Perry. Er blickte noch immer nicht auf. „Besondere Vorkommnisse?", fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. „Haben die Motana sich vielleicht seltsam benommen?"
    Nun sah er zu mir hoch. „Jetzt, da du es sagst ... Vor ein paar Minuten verstummten sämtliche Gespräche. Alle Motana schienen auf einen Schlag Kopfschmerzen bekommen zu haben. Warum fragst du?"
    „Kommt dir das nicht seltsam vor?" Vor ein paar Minuten, als Zephyda in der Hygienezelle zusammengebrochen war ... In meiner Magengrube bildete sich ein harter Klumpen.
    Du tust gut daran, diesem Vorfall deine Aufmerksamkeit zu widmen, meldete sich der Extrasinn. „Schon", sagte Perry. „Aber ...". Er verstummte.
    In unserer derzeitigen Lage können wir unverhoffte Probleme so gut brauchen wie einen Kropf, dachte ich. Und ich befürchtete, dass sich solch ein Problem gerade ankündigte. „Und dir geht es gut? Du hast keine Kopfschmerzen?"
    „Nein." Perry sah mich argwöhnisch an. „Stimmt etwas nicht?"
    „Ich weiß es nicht." Perry war Terraner, ich Arkonide. Wir beide waren keine Motana ... und ganz bestimmt nicht psibegabt wie die Besatzung der SCHWERT.
    Perry stand abrupt auf. „Du übernimmst?"
    Ich warf einen kurzen Blick zu Lyressea hinüber. Die Mediale Schildwache schien unser Gespräch nicht mitzubekommen oder tat zumindest so. Völlig unbeeindruckt saß sie da, in ihrer ebenmäßigen, schwer fassbaren Perfektion, mit ihrem kahlen Schädel und den eisgrauen Augen, der blauen Haut und den silbernen Fingernägeln wie Raubtierkrallen, ein Wesen von unirdischer Schönheit, nicht wie eine lebendige Frau, sondern fast wie die Schöpfung eines Künstlers.
    Sie trug ein enges, elegantes Kleid, das nicht nur auf Perry, sondern auch auf mich atemberaubend wirkte, hochgeschlossen, ganz anders als die praktischen Lederkluften der Motana-Frauen. Die Schultern waren frei, doch der Stoff umschloss auf beiden Seiten noch einmal die Haut vom Oberarm bis zum Handgelenk. Die linke Seite des Kleides war nachtschwarz, die rechte zeigte ein blasses Blau, das etwas heller als das Blau ihrer Haut war.
    Sie war einfach schön. Schon allein der Anblick ihrer nackten Füße konnte einen Priester der Inquisition dazu verleiten, das Keuschheitsgelübde zu missachten. Ich kannte mich damit aus; ich wusste, wie Perry sich fühlte.
    Aber seine Reaktion war trotzdem nicht zu akzeptieren. „Ich übernehme", sagte ich, und Perry nickte kurz und verließ wortlos die Zentrale der SCHWERT.
    Ich dachte kurz nach, drehte mich dann zu Zephyda um. „Geht es dir wirklich gut?", fragte ich.
    Sie nickte nur. „Kannst du für eine Weile gemeinsam mit Lyressea die Stellung halten?"
    „Natürlich. Was ist los?"
    „Das frage ich mich auch", sagte ich. „Ich versuche, es herauszufinden."
    „Stimmt etwas nicht mit Perry?"
    „Nicht nur mit ihm, befürchte ich."
    „Was hast du vor?"
    „Ich muss ein ernstes Wort mit ihm sprechen", sagte ich. Ich hätte Zephyda gern umarmt, doch wir hängten unser Verhältnis nicht an die große Glocke. Alle wussten, dass wir miteinander schliefen, doch keiner sprach darüber. Also nickte ich ihr nur zu, verließ die Zentrale und machte mich auf den Weg zu Perrys Kabine. 3. Julian Tifflor: Der tote Rochen „Neue Ortung!", rief Oberstleutnant Likorve. „Das Rochenschiff ist siebenzehn Lichtjahre vom Ort der Raumschlacht entfernt in den Normalraum gefallen! Es treibt mit fünfzig Prozent Lichtgeschwindigkeit durchs All, Geschwindigkeit abnehmend. Die Energieortung ergibt nicht die geringsten Emissionen! Als wären ..."
    Als wären auch an Bord dieses Schiffes alle Besatzungsmitglieder tot, ergänzte Tifflor in Gedanken. Was durchaus der Fall sein konnte; wenn das Schiff bei Antritt des Überlichtflugs von dem Dimensionsbeben erfasst worden war, konnte es an Bord zu den verschiedensten Phänomenen gekommen sein, von denen keins der Gesundheit irgendeines Lebewesens zuträglich war.
    Der Residenz-Minister überlegte kurz. Die FRIDTJOF NANSEN befand sich in einer höchst gefährdeten Region des Alls. Seit Anfang August des Jahres 1332 NGZ war es innerhalb und außerhalb der Grenzen des Sternenozeans von Jamondi zu immer
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