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2233 - Das Specter

Titel: 2233 - Das Specter
Autoren: Unbekannt
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wahllos ein Getränk. „Möchtest du schon zu essen bestellen, Hochedler, oder auf deine Verabredung warten?"
    „Ich warte."
    Das Glas, in dem zehnmal so viel Flüssigkeit Platz gehabt hätte, wie darin herumschwappte, kam zur selben Zeit wie die hoch gewachsene, gertenschlanke, silberhaarige Schönheit. Sie sah derart frisch aus dem Ei gepellt aus, als hätte man sie direkt von der Titelseite eines Model-Katalogs herab bestellt. Und so verhielt es sich wahrscheinlich auch. Die Infrarot-Funktion seiner Kunstaugen zeigte Shallowain, dass sie ein Roboter war, umhüllt von einem Bioplast-Kokon. Mit vollendeter Grazie nahm sie Platz und lächelte ihm zu. „Ich bin Uiitra. Wie geht es dir? Hast du bereits gewählt, mein Kavalier? Was empfiehlst du mir?"
    „Lass uns das Geplänkel überspringen und gleich Klartext reden. Ich habe keinen Hunger und du keinen Verdauungsapparat. Kommen wir zur Sache!"
    Uiitra warf den Kopf zurück, dass die Mähne zeitlupenhaft wogte wie in manchen Werbespots, und lachte glockenhell. „So eilig? Du bist ein Raumoffizier, der nach langem Fronteinsatz endlich seinen Landurlaub genießen darf, stimmt's? Sollen wir uns zurückziehen?"
    Shallowain war mit robotischen Gespielinnen zusammen gewesen und hatte es als entspannend empfunden, nicht selten erfreulicher als mit „echten" Frauen. Doch Uiitra war nicht sein Typ, und außerdem wollte er keine Zeit vergeuden.
    „Nein. Ich suche jemanden; und mir wurde avisiert, er weile heute Abend in diesen Lokalitäten, um Garrabo zu spielen."
    Ihr Schmollmund war äußerst überzeugend programmiert. „Schade, großer starker Mann. Du möchtest also bloß Einlass in die Salons. Dir ist bekannt, dass du das Diner und meine Dienste trotzdem zahlen musst?"
    „Auch wenn ich nichts davon konsumiert habe?"
    Uiitras Lächeln hätte Eisberge geschmolzen. „So sind hier die Regeln."
     
    *
     
    Die Untergeschosse zeigten auch fast eine Woche danach noch Spuren der Brände. Decken und Wände waren rußgeschwärzt, und obwohl die Lüftung auf Volldampf lief, roch es brenzlig.
    Gucky esperte. Filana war nicht da; auch sonst hielt sich niemand im angrenzenden Rechnerbereich auf.
    Gut so.
    Mit einem kurzen Sprung teleportierte er ins Allerheiligste KHASURNS, in den Raum, wo die Bioponblöcke installiert waren. Er sah sich um.
    Dicht an dicht standen, teilweise bis an die Decke übereinander gestapelt, miteinander verkabelte Module. Die meisten wirkten reichlich roh zusammengebastelt, aus sehr verschieden gestalteten Elementen, und erinnerten darin ein wenig an die Fragmentraumer der Posbis. Auf einheitliche Verkleidungsblenden oder sonstige Design-Elemente war sichtlich kein Wert gelegt worden. Entlang der Wände zog sich eine Galerie von derzeit desaktivierten Bildschirmen. „Besuch!", rief Gucky heiter. Er zwinkerte zu einer der an der Decke angebrachten Kameraoptiken hoch. „Na, komm schon, Mole, gib Laut! Ich weiß, dass du da drin bist und mich sehen kannst." Nichts rührte sich.
    Der Ilt stemmte die Fäuste in die Hüften und schnaubte in gespielter Empörung.
    „Nun zier dich nicht so, Maykie. Ich habe keinem Menschen ein Sterbenswörtchen von den Lebenszeichen erzählt, die du mir gegeben hast. Nicht einmal Bully! Und ich verspreche dir hoch und heilig, das auch weiterhin so zu halten. Bei mir ist dein Geheimnis in besten Händen. Ich werde schweigen wie dein eigenes Grab."
    An Stelle einer Antwort schalteten sich die Bildschirme ein. Sie zeigten samt und sonders Gucky, aufgenommen aus so vielen verschiedenen Blickwinkeln, wie es Kameras im Raum gab, und noch aus ein paar extrapolierten dazu.
    Er hüpfte auf dem linken Bein, drehte sich dabei um die eigene Achse und winkte mit dem rechten Arm. Einige Sekunden brauchte er, bis ihm auffiel, dass einer der Ilts Bewegungen ausführte, die nicht den seinen entsprachen, auch nicht seitenverkehrt gespiegelt. Vor diesem Monitor blieb er stehen. „Sieh an", sagte er anerkennend: „Hast du dich einer Image-Korrektur unterzogen? Vom Maulwurf zum Mausbiber? Da könnte unsereins sich ja fast geschmeichelt fühlen."
    „Den Maulwurf gibt es nicht mehr", antwortete der Ilt im Bildschirm mit einer Stimme, die Guckys eigener stark ähnelte, sich aber doch in Nuancen davon unterschied. „Genauso wenig wie Maykie Molinas."
    „Aber das, was du jetzt... bist, ist aus dieser Persönlichkeit hervorgegangen."
    „Aus Teilen davon. Wobei ich mangels Vergleichsmöglichkeit selbst nicht eruieren kann, wie viel von diesen
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