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2224 - Spezialagent 707

Titel: 2224 - Spezialagent 707
Autoren: Unbekannt
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zerplatzt.
    Leider muss ich den Anzug anbehalten. Er macht das Schwimmen zur Tortur, aber ich benötige die Ausrüstung noch.
    Ich habe Triathlons absolviert, ein Dutzend davon. Nicht gerade mit Spitzenzeiten, aber im guten Mittelfeld. Dennoch bin ich mehr als einmal der Verzweiflung nahe. Die Insel Claryoon will einfach nicht näher kommen. Ich zwinge mich, jeweils nur an das Schwimm-Tempo zu denken. Rechter Arm, linker Arm, atmen. Rechter Arm, linker Arm, atmen. Rechter Arm, linker Arm ...
    Endlich gelange ich an den Punkt, an dem ich eigentlich hätte landen sollen. Hier gibt es eine Meeresströmung, die in Richtung der Insel und um diese herumführt.
    Ab jetzt geht es etwas leichter. Trotzdem kraule ich mit voller Kraft weiter. Ich muss die Verspätung aufholen. Schaffe das auch, aber nicht ganz.
    Mit einem Zeitdefizit von sieben Minuten erreiche ich die Bucht, den Einschnitt im Herzen. Ich klappe den Helm wieder aus der Halskrause hoch, schließe ihn, tauche unter.
    Mit dem Bolzenschneider schaffe ich mir eine Öffnung in dem Stahlnetz, das räuberische Meerestiere abhalten soll. Schwimme dann unter Wasser weiter bis zu den Klippen. Taste den stellenweise mit Stahlträgern verstärkten Fels ab.
    Ich suche nach einem ganz bestimmten Abflussrohr.
    Und finde es nicht.
    Mein knapp bemessener Sauerstoffvorrat geht zur Neige. Buchstäblich mit dem letzten Atemzug ertaste ich die Öffnung des zwei Meter durchmessenden Rohres und schwimme hinein.
    Es kostet mich alle Willenskraft, nicht zu schnell und ohne Druckausgleich aufzutauchen. Zwar habe ich Präparate eingenommen, die es mir erleichtert haben, mit den gewaltigen Höhenunterschieden fertig zu werden. Doch deren Wirkung hat bereits nachgelassen.
    Als perfekt austrainierter Athlet bin ich in die Kapsel der ZEPPELIN eingestiegen. Als menschliches Wrack entsteige ich, kaum eine Stunde später, dem brackigen Wasser eines Abfluss-Sammelbeckens.
    Der Spion, der aus der Kloake kam... Na toll!
    An dieser Stelle wäre eine Regenerationsphase von zehn Minuten eingeplant gewesen. Davon bleiben mir, da ich um sieben Minuten zu spät dran bin, schäbige drei.
    Na ja. Besser als nichts.
    „Die Sternengötter mögen uns vor allem bewahren, was besser als nichts ist", hat eine meiner Tanten immer gesagt. Oder war das ein Zitat aus einem alten Buch?
    Egal. Mein Hirn ist leer, mein Körper ausgepumpt. Ich versuche, die Zeit so gut wie möglich zu nutzen.
    Atem beruhigen, Muskeln entspannen und...
    Ich fingere ein Döschen aus dem Anzug, würge einige Pillen hinunter, kräftigende und aufbauende Medikamente. Zu viele, zu starke.
    Aber ich habe in der letzten Zeit so viel Schindluder mit meiner Gesundheit getrieben, da fällt das auch nicht mehr ins Gewicht.
    Wie langsam drei Minuten vergehen, wenn man sie im Feuer von Strahlenkanonen verbringt – und wie schnell, wenn du dich ein klein wenig erholen willst! Eine vierte Minute lege ich noch drauf, irgendwie wird's mir schon gelingen, die wieder hereinzuholen.
    Obwohl mein Zeitplan denkbar knapp kalkuliert ist. Aber ich darf mich nicht beschweren, ich habe ihn selbst entworfen.
    Zwei Minuten, um vom Sammelbecken über die Wendeltreppe nach oben zum Kontrollraum zu gelangen. Dreißig Sekunden, um das Türschloss zu knacken (eine einfache Übung – hier, am hintersten Ende der Höhle des Löwen, ist die Sicherheitsstufe vergleichsweise gering). Vierzig Sekunden, um die Montur abzulegen und meine Maske und die Verkleidung nachzujustieren.
    Als arkonidischer Wartungstechniker der im wahrsten Sinn des Wortes untersten Stufe verlasse ich den Kontrollraum und betrete den Antigravschacht, welcher hinauf ins Allerheiligste führt. Hochbetrieb ist gar kein Ausdruck für das, was in der Küche herrscht. Draußen ist das Gelage in vollem Gang; hier drin werden gerade die Desserts vorbereitet.
    Keiner der unzähligen Köche und Patissiers widmet mir einen zweiten Blick.
    Irgendetwas geht immer kaputt in einer ausgedehnten Anlage wie dieser. Und irgendein schmuddliger, unterbezahlter Lohnknecht schlurft immer herum, um es wieder zu reparieren, trotz der Servoroboter. Unbehelligt durchquere ich den riesigen Küchenbereich. Daran grenzen die Toiletten für die VIP-Gaste: prunkvolle Hallen, ausgekleidet mit Marmor, Gold und Edelsteinen.
    Hier muss ich bedeutend vorsichtiger sein. Jemand in meinem Outfit hat hier nichts zu suchen. Aber das wissen nur die Leute von der internen Sicherheit, nicht die Gäste. Obwohl unter denen jemand wie ich gewiss
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