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2224 - Spezialagent 707

Titel: 2224 - Spezialagent 707
Autoren: Unbekannt
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auffällt. Manchmal ist aber gerade der Auffälligste am besten getarnt.
    Glücklicherweise steht gerade kein betont unauffälliger, etwas zu gelangweilter Typ herum. Ich husche in die Herrentoilette.
    Alles leer. Darauf hatte ich spekuliert: Gerade wird im Festsaal der Hauptgang verzehrt. Mittendrin aufzustehen gilt als unhöflich.
    In die Decke des Waschraums sind Kameras integriert, mein geübtes Auge entdeckt die winzigen Aufnahmegeräte sofort. Nach meinen Informationen sind sie allerdings für die Dauer des Festes desaktiviert. Einige hochedle Mäzene aus einflussreichen Familien haben darauf bestanden. Wer will schon dabei gefilmt werden, wenn er purevainisches Marschierpulver schnupft?
    Ich löse ein Stück der Verkleidung unter einem der zwanzig Waschbecken. Lege mich in den Hohlraum, als hätte ich etwas am Siphon herumzumurksen.
    Und warte.
    Claryoon stellt das Zentrum der theoretischen Positronik-Forschung auf Hayok dar. Seit KorraVir hat diese Disziplin einen ungeahnten Aufschwung erfahren, der durch Perry Rhodans Warnungen vor einer in naher Zukunft möglichen Erhöhung der Hyperimpedanz noch verstärkt wurde.
    Arkon investiert zwar bei weitem nicht so viel in entsprechende Vorkehrungen wie Terra. Hochrangige Positronik-Spezialisten sind dennoch überaus gefragte Leute.
    Hier auf Claryoon und in den Fabriken und Wohnsiedlungen von Fremor hält man sie in einem marmornen, mit Gold und Edelsteinen besetzten Käfig.
    Einer von ihnen ist seit gestern Beodur da Progeron. Von allen, die wissen sollten, wovon sie reden, wird ihm eine große Zukunft prognostiziert. Er hat es auch, trotz seiner jungen Jahre, schon weit gebracht: Erst vor wenigen Tagen wurde er zum persönlichen Assistenten keines Geringeren als Cuk Alster befördert. Nun soll er im Rahmen des Festbanketts seinem neuen Chef erstmals persönlich vorgestellt werden. Aber nicht, wenn's nach mir geht. Beodur hat bis gestern in Vhalaum gelebt und gewirkt. Und gegessen. In einem über jeden Zweifel erhabenen Restaurant, das vom berühmtesten Feinschmecker des Planeten, dem Tai-Laktroten Dario da Eshmale, regelmäßig die besten Kritiken bekommt.
    Auch am Vorabend war die Speisenfolge originell – jedes einzelne Gericht ein Gedicht, speziell für Beodur zubereitet. Insbesondere die appetitlichen, daumennagelgroßen Kapernhäppchen auf einem der unwiderstehlich angerichteten Käsestückchen.
    Danach ist Beodur da Progeron nach Claryoon gereist. Er hat unzählige Sicherheitsschleusen und persönliche Überprüfungen überwinden müssen, bis er endlich seine ID-Karte bekommen hat und auf die Insel übersetzen durfte.
    Der ganz besondere, im Mikrogramm-Bereich auf Beodurs Körperwerte abgestimmte Pharma-Cocktail in der Kaper ist dabei niemandem aufgefallen.
    Wie auch – er entfaltet seine Wirkung erst jetzt, punktgenau in diesen Minuten. Fast tut er mir Leid, der gute Beodur.
    Schweißnassen Gesichts, wie von Furien gehetzt, kommt er in den Waschraum gestürmt. Er würdigt mich keines Blicks, sondern hechtet geradezu in die erstbeste Kabine.
    Die Geräusche und Gerüche, die Sekunden später hervordringen, entsprechen ganz und gar nicht dem Bild, das man sich gewöhnlich von hochedlen Arkoniden macht. Und das armselige Häuflein, das mir aus wässrigen Augen entgegenstiert, nachdem ich die Kabinentür eingetreten habe, schon gar nicht.
    Ich betäube ihn mit einem einzigen Schlag. Er kommt nicht mehr dazu, einen Ton von sich zu geben.
    Seine Kleidung passt mir perfekt. Wir haben nämlich dieselbe Konfektionsgröße. Das ist kein Zufall: Ich habe drei Wochen gehungert, um die überzähligen Kilos abzunehmen.
    Auch unsere Physiognomien gleichen einander bis ins kleinste Detail. Wir könnten eineiige Zwillinge sein. Allerdings muss er in den letzten Tagen einen Frisör aufgesucht haben. Das macht aber nichts, meine Perücke ist schnell nachgeschnitten.
    Ich verschnüre Beodur fachgerecht und setze ihn so auf die Toilette, dass seine Füße durch den Spalt unter der Tür nicht zu sehen sind. Dann verriegle ich dieselbe von außen, wasche mir die Hände und eile beschwingten Schritts in die Galaräume.
     
    *
     
    Cuk Alster hat ein seltenes Laster: Er raucht; Zigarren, die man ihm extra vom Planeten Olymp einfliegen lässt. Claryoon weiß, was es seinem besten Fang schuldig ist.
    Wie immer hat er auf die Nachspeise verzichtet. Ich finde ihn allein im, gemessen am sonstigen Prunk, winzigen Rauchersalon.
    „Ich bitte vielmals um Vergebung, Erhabener", säusle
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