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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme
Autoren: Christian Schwarz
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vermeidbaren Zwangslage zu befreien.
    Und das musste er wohl, wenn er Daa’tan weiter begleiten wollte.
    Seit er der vermutlich letzte Daa’mure auf diesem Planeten war, hatte die ihm einst vom Sol erteilte Mission, Daa’tan zu erziehen, noch mehr an Bedeutung gewonnen. Denn es gab ansonsten nichts mehr, was seiner Existenz noch irgendeinen Sinn verliehen hätte. Aus diesem Grund hatte er sich auch Aruula vom Hals geschafft, sie in ein Pharaonengrab eingeschlossen, wo sie inzwischen längst verdurstet war.
    Daa’tan hatte er vorgegaukelt, sie hätte ihren ägyptischen Gastgeber umgebracht und sei geflohen.
    Daa’tan riss sein Tsebra herum. Er dirigierte es über steile Hänge in die Grasebene hinunter. Grao blieb dicht hinter ihm.
    Dabei schraken die Tiere mehr als einmal zusammen, denn das Heer veranstaltete einen Höllenlärm. Der kam hauptsächlich von den zwei- und vierrädrigen Dampfmaschinen, die die seitliche Begrenzung bildeten und knatterten und fauchten. Der weiße Rauch, den sie in die Luft stießen, war fast so dicht wie der schwarze, den die Vulkane ausspuckten.
    Nach etwa einer halben Stunde waren Daa’tan und Grao unten angelangt. Schräg von vorne ritten sie auf den riesigen Tross zu, der sicher eine Breite von hundert Metern einnahm.
    Sie erreichten die vordersten Reihen. Hier gingen mit Speeren und Lanzen bewaffnete Krieger, auf deren Köpfen bunte Federbüsche wippten. Trommler waren unter ihnen. Sie verharrten im Angesicht der Reiter, die da so plötzlich aus dem hohen Gras aufgetaucht waren.
    Ein Standartenführer trat vor. Der noch junge, durchtrainierte Mann zog ein grimmiges Gesicht und hob den Speer. »Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr?«
    Daa’tan zügelte sein Tsebra. Er verstand kein Wort. »Bring mich zu eurem Anführer«, antwortete er auf Arab und deutete in Richtung des mächtigen Throns. Das fellbezogene Holzmöbel wogte in der ungefähren Mitte des Heeres mit und war von hier aus zu sehen.
    Der Standartenführer kapierte. »Warten«, befahl er und schickte einen Laandser zum König. Kurze Zeit später kam er zurück und flüsterte dem Standartenführer etwas zu.
    Der nickte. »Los, mitkommen.« Er ging im Laufschritt voraus. Daa’tan und Grao trabten hinterher. Die lose gehenden Soldaten machten ihnen nur widerwillig Platz. Der Junge musterte beeindruckt die mächtigen eisernen Dampfdruck-Kanonen, die auf Lafetten standen und von Wakudas gezogen wurden. »Wunderbar. Damit hol ich jede Wolkenstadt vom Himmel«, murmelte er zufrieden.
    Dann standen sie vor dem Thron. Die acht Träger, die sich damit abmühten, hatten ihn längst auf den Boden gestellt.
    Neben dem Thron lag ein zahmer Lioon auf einem edlen Tuch.
    Er war an eine Kette gelegt.
    Daa’tan sprang elegant von seinem Tsebra und drückte dem Standartenführer frech die Zügel in die Hand. Dann musterte er die Front aus schwarzen Leibern und bunten Kleidern.
    Mindestens zwanzig Mann hatten sich um den Thron versammelt und starrten ihn erwartungsvoll an. Und eine wunderschöne Frau, die wie er auf einem Tsebra ritt. Sie hatte ihre Haare zu tausend Zöpfchen und bunte Bänder hinein geflochten. Er konnte seinen Blick kaum von ihr wenden. Sie musterte ihn ebenfalls neugierig.
    Bei der zweiten auffälligen Gestalt handelte es sich um einen wahren Hünen, der selbst die größten Krieger noch um Haupteslänge überragte. Und als sei dies noch nicht genug an Größe, trug er zusätzlich den Schädel eines Lioon auf dem Kopf. Dessen Fell fiel in Form eines Capes bis auf die Schulterblätter herab. Im Gürtel des Riesen, den er über seinem knielangen Hüfttuch trug, steckten neben mehreren Messern und einem Schwert auch zwei Pistools.
    Nichts aber war so faszinierend wie die beiden grünen Steine, die die Augenhöhlen des Lioon-Schädels ausfüllten.
    Vor allem Grao starrte sie wie ein Heiligtum an. Und das waren sie wohl auch für ihn.
    »Daa’muren-Kristalle«, flüsterte er ergriffen. »Das sind echte Daa’muren-Kristalle! Wo hat der Kerl die her?«
    Daa’tans Blick wanderte weiter zu dem ebenfalls großen, muskulösen Mann, der breitbeinig auf dem Thron saß, die Hände auf die Knie gestützt hatte und ihm ausdruckslos entgegen sah. Er trug ein Lepaadenfell um die Hüften und eine Kopfbedeckung aus dem gleichen Material. In seiner Hand hielt er einen Stab, während an seinen Ohren silberne Scheiben hingen, die auf der einen Seite irgendwelche Bilder zeigten.
    »Bist du der Anführer?«, fragte Daa’tan wieder auf
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