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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme
Autoren: Christian Schwarz
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Quan’rill war, die Jahrhunderte lang von einem menschlichen Körper zum nächsten gewechselt war – bis ihr eigener Sohn ihren Geist hier lebendig begraben hatte.
    Und nun… hatte sie eine neue Bleibe gefunden.
    Nefertari, was tust du mir an?
    Irgendwann erwachte das Bewusstsein der Königin und machte sich sofort breit. Es war jetzt um ein Vielfaches stärker als im Zustand der Bewusstlosigkeit. Rasch verstärkte Aruula die mentale Abschirmung und spürte bangen Herzens, dass Nefertari begann, die Glieder ihres Körpers zu bewegen. Die rechte Hand hob sich ein wenig und strich kraftlos über die Seitenwand des Sarkophags. Dann bewegten sich die Zehen, die Muskeln der Oberschenkel zuckten plötzlich unkontrolliert.
    Danach schlossen sich die Augenlider und öffneten sich kurz darauf wieder. Anschließend versuchte Nefertari, Arme und Beine gleichzeitig zu bewegen.
    Das eigentlich Entsetzliche daran war, dass Aruula keinerlei Einfluss mehr auf ihren Körper besaß, solange sie sich derart stark auf ihre mentale Abschirmung konzentrieren musste. So war sie erst einmal gezwungen, der Königin das Feld zu überlassen.
    Aruula schauderte, als sie die ersten vorsichtigen Tastversuche an ihrem Geist spürte.
    Bist du da, fremde Frau?
    Die Kriegerin glaubte, ihr Trommelfell müsse platzen – eine völlig abstruse Annahme, die allerdings von ihren gewohnten Denkmustern herrührte. Etwas Herrisches schwang in der mentalen Stimme mit. Aruula blieb stumm.
    Melde dich, fremde Frau. Ich tue dir nichts. Ich möchte nur mit dir reden. Die Stimme hörte sich nun leiser, weicher, fast lockend an.
    Wieder reagierte Aruula nicht.
    Der Überfall kam blitzartig. Nefertaris Mentalenergie überflutete Aruulas Kokon. Das höhnische Lachen der uralten Königin breitete sich im Bewusstsein der Kriegerin aus.
    Aber noch hielt sie ihr stand…
    ***
    Vulkanberge von Raanda, Afra, Anfang Juni 2524
    Daa’tan drückte seinem Tsebra die Fersen in die Flanken.
    Die linke Hand am Zügel, die rechte am Schwertgriff, preschte er am Rand des Hochplateaus entlang. Dabei stieß er jauchzende Schreie aus. Tief unten in der Grasebene, vor der prächtigen Kulisse zweier rauchender Vulkane, die hoch und steil aus dem grünen Meer des Dschungels ragten, zog ein riesiges, schwer bewaffnetes Heer schwarzer Krieger dahin.
    Und genau diesem wollte Daa’tan seine Aufwartung machen.
    Grao’sil’aana war zurück geblieben, völlig überrascht vom plötzlichen Losreiten seines Schützlings. Der Daa’mure zog sein Tsebra herum und spornte es ebenfalls an. Grassoden flogen, als er hinter Daa’tan her galoppierte. Er erreichte den jungen Mann nach einigen hundert Metern, drängte sein Tsebra so knapp neben Daa’tans, dass sich ihre Schenkel berührten, und griff ihm in die Zügel. Dann zwang er die beiden Tiere in einen Kreis. Schnaubend blieben sie schließlich stehen.
    Daa’tan schaute böse. »Was soll das?«, fuhr er Grao an.
    »Du bist im Begriff, eine Dummheit zu begehen«, erwiderte der Daa’mure, der das Aussehen eines etwa vierzigjährigen, bärtigen Mannes angenommen hatte. In seiner ursprünglichen Echsengestalt konnte der Gestaltwandler momentan nicht auftreten, da er damit die Tsebras in Panik versetzte. »Ich rate dir, gut zu überlegen, was du tust, Daa’tan. Bis vor fünf Minuten hast du nicht die geringste Ahnung gehabt, dass dieses Heer überhaupt existiert. Du weißt nicht, um wen es sich bei diesen Soldaten handelt und was sie wollen. Mit denen kannst du dich nicht einfach anlegen. Das sind grob geschätzt tausend Mann!«
    »Umso besser. Ich kann jeden einzelnen gebrauchen, wenn ich die Fliegenden Städte erobern will.« Daa’tan lachte laut und ließ sein Tsebra durch einen scharfen Zügelruck steigen.
    Empört trommelte es mit den Hufen in die Luft. Als es wieder stand, fixierte Daa’tan seinen Begleiter und Mentor mit eisigem Blick. »Mach das nie wieder, Grao. Verstanden? Ich bin alt genug und entscheide selbst, was ich tue. Und ich hasse es, wenn du meine Entscheidungen ständig anzweifelst und zu boykottieren versuchst. Ich habe entschieden, dort runter zu reiten und das Heer zu übernehmen. Dabei bleibt es.«
    Grao wollte noch etwas sagen, unterließ es aber und seufzte stattdessen nur – eine überaus menschliche Geste, wie so viele kleine Details, die er sich in den letzten Monaten angeeignet hatte.
    Er fluchte nur innerlich jetzt schon über die Schwierigkeiten, die es ihm bereiten würde, Daa’tan mal wieder aus einer
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