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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme
Autoren: Christian Schwarz
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ihn aber noch ein Weilchen zappeln zu lassen, erbat sie sich Bedenkzeit, die Daa’tan missmutig gewährte.
    Wer weiß, dachte Elloa. Vielleicht ergibt sich ja noch eine Gelegenheit, ihn aus dem Weg zu räumen, bevor ich dem größenwahnsinnigen Bürschlein das Jawort geben muss.
    Es war gut, dass Daa’tan und Grao’sil’aana ihre Gedanken nicht lesen konnten…
    ***
    Am Weißen Nil, Mitte bis Ende April 2524
    Nefertari stand am Ufer und blickte der davon segelnden STOLZ DES NILS nach. Sie hielt ein Stück Treibholz in der Hand, das im selben Moment angespült worden war, als Sükar sie mit dem kleinen Boot am Ufer abgesetzt hatte. Zu ihren Füßen lag ein Ledersack, der ihre Besitztümer enthielt. Darüber ruhte ihr Schwert. Der Schiffsführer hatte es ihr, noch immer voller Zorn über ihre Hochmütigkeit, vor die Füße geworfen.
    Und dann auf ihre schönen neuen Schuhe gespuckt. Nur die Gewehre der drei Matrosen im Boot hatten sie davon abgehalten, Sükar auf der Stelle zu durchbohren.
    Immerhin hatte er ihr ihre gesamten Besitztümer gelassen, auch den Beutel mit den Pjastern. Nefertari seufzte.
    Das hast du wirklich gut gemacht, Königin, ließ sich Aruula vernehmen. Ganz toll. Nun haben wir einen tagelangen Fußmarsch vor uns. Und das in diesen wunderschönen, unbequemen Schuhen. Ich bin sicher, dass die Snaaks sie bewundern werden. Oder die Beduuns, die uns jagen.
    Vielleicht werden sie von der Schönheit dieser Schuhe ja so geblendet, dass sie unsere Spur verlieren.
    Deine Worte sind wie Fliegengesumm in meinen Ohren, zischte Nefertari. Auch du bist mit Mist zwischen den Zehen geboren und wirst niemals begreifen, was eine echte Königin ausmacht.
    Sie stapfte los. Die Windhose hatte das Schiff nicht erwischt. Nachdem sie vorbei gezogen war, hatte sich der Nil schnell wieder beruhigt. Das Schlimmste war überstanden, auch wenn sich noch immer das gelbe Auge mit den Kreisen darin am allmählich verblassenden rosaroten Himmel zeigte.
    Ein paar kleine, aber harmlose Windhosen, die sich hinter der großen gebildet hatten, ragten noch immer empor.
    Nefertari warf keinen Blick zurück. Ohne einmal zu klagen, marschierte sie die nächsten fünf Tage nach Süden, bis sie Kartheem ohne größere Zwischenfälle erreichte. Selbst die Blasen, die sie in den Schuhen bekam, konnten sie nicht zum Jammern bringen.
    In der riesigen Stadt rastete sie und erkundigte sich, wie sie weiter nach Süden kommen konnte. Da der Nil südlich von Kartheem versiegte, musste sie über Land reisen. Sie suchte eine Karawane, fand aber keine. Dafür hörte sie zum ersten Mal von der Todeswüste, aus der bisher niemand zurückgekommen war.
    Dann kaufen wir eben Kamshaas und brechen alleine auf, sagte Nefertari wild entschlossen. Das schaffen wir. Dieser Körper ist zäh und mein Geist unbezwingbar. Zudem steht uns Harv’ah bei, der große weiße Thunfisch.
    Als Nefertari die Kamshaas in einem Stall kaufte und ihre Absicht kundtat, in die Todeswüste zu reiten, lachte der Verkäufer mitleidig. »Viele Jahre lang traut sich niemand dort hinein, und nun wollen es innerhalb von ein paar Wochen gleich drei Lebensmüde versuchen.« Er zuckte die Schultern.
    »Mir soll’s recht sein. Ich glaube zu wissen, dass meine Warnung bei dir genauso wenig fruchtet wie bei den beiden zuvor.«
    Nefertari ließ sich die Männer auf Aruulas Drängen hin beschreiben.
    Das waren Daa’tan und Grao, kein Zweifel, erkannte Aruula aufgeregt. Wir müssen hinter ihnen her!
    Zwei Tage später brach Nefertari Richtung Süden auf. Sie saß auf einem Kamshaa und führte zwei schwer beladene hinter sich her. Trotz ihres Optimismus’ wurde ihr beim Gedanken an die Todeswüste bereits jetzt ein wenig mulmig.
    Gab es bei Kartheem noch reichlich Vegetation, so wurde diese nach etwa einem Tagesritt deutlich weniger. Die Landschaft ging allmählich in eine Stein- und Geröllwüste über, in der sich bis zum Horizont schroffe, bisweilen bizarre Felsformationen erhoben. Weiße Linien und Flächen zogen sich durch die trostlose Landschaft. »Salz«, mutmaßte Nefertari.
    Ende April 2524 ritt sie in die Todeswüste ein.
    ENDE
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