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220 - Die Reise nach Taraganda

220 - Die Reise nach Taraganda

Titel: 220 - Die Reise nach Taraganda
Autoren: Ronald M. Hahn
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Victorius die Geschichte, die er auch schon Rulfan berichtet hatte, und schloss wieder mit den Worten: »Wenn mich nicht alles täuscht, müssten sie und ihre beiden Begleiter auf dem Weg hierher sein und bald eintreffen.«
    »Dann werde ich ihr mit einer Roziere entgegen fliegen!«, entschied Matt. »Ich lasse sie nicht länger als nötig in der Gewalt dieser beiden… Freaks.«
    »Wenn ich dir davon abrate, mon ami«, erwiderte der Prinz und beugte sich über den Tisch, »tue ich dies nicht etwa deswegen, weil Seine Excellenz zu knickrig wäre, um dir einen so wertvollen Gegenstand wie eine Roziere anzuvertrauen.« Seine Augen schauten so ehrlich drein, dass Matt keinen Grund hatte, an der Aufrichtigkeit seiner Worte zu zweifeln. »Ich tue es vielmehr aus dem Grund, weil ich um dein Leben fürchte. Die Große Wüste mit ihren tückischsten Fallwinden wartet nur darauf, dass ein Pilot in ihre Nähe kommt. Neun von zehn Fliegern, die versucht haben, sie zu überqueren, blieben verschollen.«
    Matt schaute nachdenklich vor sich hin.
    Auch er ging davon aus, dass Daa’tan – und damit Aruula – inzwischen wusste, wo das Reich des legendären Weißen Kaisers lag. Sicherlich waren sie und der Daa’mure längst hierher unterwegs.
    Matt kannte inzwischen die Zügellosigkeit seines Sohnes und war der Meinung, dass man sie nicht mit den Flegeljahren eines pubertierenden Knaben erklären konnte – zumal er nicht wie ein Kind von fünf Jahren aussah, sondern wie ein knapp Zwanzigjähriger. Dafür waren die Dämonen verantwortlich, die in seiner Brust tobten: einerseits das Erbe einer von den Daa’muren genmanipulierten Pflanze, andererseits deren Erziehung: Daa’tan war am Kratersee aus Aruulas Leib geraubt und von den außerirdischen Invasoren aufgezogen worden, die ihm ein reichlich verqueres und gegen die Menschen gerichtetes Weltbild eingehämmert hatten, mit seinem Vater als Oberbösewicht. Daran hätte sich vermutlich sogar die Supernanny die Zähne ausgebissen…
    »Ich habe Rulfan zugesagt, ein Geschwader am südlichen Rand der Großen Wüste patrouillieren zu lassen«, fuhr der Prinz fort. »Seit seinem Aufbruch nach Taraganda halten sie alle Augen offen.«
    In Matt breitete sich Ernüchterung aus. Victorius hatte recht. Die Wüste war riesig. Er hatte keine Ahnung, auf wie vielen Wegen man sie passieren konnte. Daa’tans Ziel war die Wolkenstadt des Kaisers; hier würde sich ihrer aller Schicksal entscheiden.
    »Wie heißt der Ort, zu dem Rulfan unterwegs ist?«, fragte Matthew.
    »Taraganda.«
    Taraganda war das Suaheliwort für »Gastfreundschaft«. Das klang nicht übel. »Weiß man, wo es liegt?«
    Victorius nickte. »Ich kann es dir auf der Karte zeigen.«
    »Und Seine Majestät ist wirklich so großzügig, mir eins seiner Luftschiffe zur Verfügung zu stellen – für den Fall, dass es meiner Erheiterung dienen könnte, mich auf die Suche nach meinem Blutsbruder zu begeben?«
    »Da bin ich mir ganz sicher«, sagte Victorius. Er kniff die Augen zusammen. »Und so gern ich als Pilot mit dir käme, mon ami – leider bin ich momentan unabkömmlich, denn Seine Excellenz braucht aufgrund der noch nicht ganz stabilen Lage dringend einen vertrauenswürdigen Mann, der ein paar Aufgaben für ihn erledigt und die Gespräche mit den Kindern der Nacht führt.«
    »Schade«, sagte Matt ehrlich enttäuscht. »Ich hatte tatsächlich gehofft, du könntest mich begleiten. Zwar kenne ich mich inzwischen ganz gut mit den Rozieren aus, aber…« Er dachte an den Zwischenfall, der auf ihrem Weg nach Madagaskar fast zum Absturz geführt hatte. Ohne de Rozier wäre er verloren gewesen.
    Victorius stand auf. Chira kam unter dem Tisch hervor. Die beiden Hünen am Eingang knallten die Hacken zusammen. »Wir finden schon eine Lösung«, sagte Victorius.
    ***
    Casablanca, Februar 2011
    Ostwald brauchte sich nicht an irgendwelchen Laufbändern anzustellen, um aus dem Flughafen herauszukommen: Multimillionäre waren einflussreich.
    Dietherr gehörten Musikverlage in aller Welt. Überall buhlten Anwälte um seine Gunst, damit sie für ihn als Abmahner tätig sein durften.
    Der Learjet-Pilot, ein Sudanese, brachte Ostwald über halbdunkle Schleichwege und durch die Büros internationaler Luftfrachtspeditionen zu einem schwarzen Maybach, der leicht angestaubt im Morgengrauen vor einer Halle parkte. Der Chauffeur sprach Ostwald gleich auf Kölsch an. Er war, wie sich herausstellte, in Kalk zur Welt gekommen, hatte Papas Leichnam in
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