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216 - Jenseits von Raum und Zeit

216 - Jenseits von Raum und Zeit

Titel: 216 - Jenseits von Raum und Zeit
Autoren: Jo Zybell
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Zeitstrahls, ließ sich in eine Strömung fallen und wurde augenblicklich zum Spielball bunter Spiralen und rotierender Lichtschleier.
    Er fühlte sich vollkommen ausgepumpt. Der Angriff auf Gilam’esh hatte ihn an die Grenzen seiner Kraft geführt. Also überließ er sich einfach nur dem Sog. Irgendwann würde er schon irgendwo ankommen – hoffentlich weit genug von Gilam’esh entfernt.
    Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, ließ der Sog auch schon nach. Die Lichtwirbel verblassten und standen still, und seine Sohlen fanden plötzlich wieder Halt.
    Waren es seine Gedanken gewesen, die den rasenden Sturz gestoppt hatten? Gehorchte die scheinbar unkontrollierte Reise durch den Zeitstrahl also dem Willen? Oder hatte Gilam’esh ihn gestoppt?
    Matt Drax blickte um sich. Ein Ding schwebte nicht weit entfernt inmitten des Raumzeittunnelfeldes, die Blaupause eines alten Flugzeugs. Dort konnte er in Deckung gehen. Aber vorsichtiger diesmal; er durfte nicht zu nahe heran, um nicht wieder in ein Zeitloch zu geraten.
    Er stieß sich ab und glitt auf die Maschine zu. Eine Gänsehaut nach der anderen rieselte ihm über Nacken, Rücken und Oberarme. Er war für die Erde geschaffen, für einen festen Boden unter den Füßen. Allenfalls noch für das Wasser und die Fliegerei – aber nicht für ein unbegreifliches Medium wie einen Zeitstrahl.
    Wenigstens war Gilam’eshs Aura nirgends zu entdecken, und das war im Moment schon die halbe Miete.
    Langsam näherte er sich der Blaupause des alten Flugzeugs. Das Original war eine zweimotorige Dornier gewesen, Baujahr Ende der vierziger, Mitte der fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, schätzte Matt. Er fand die Andeutung eines Rechtecks auf der flimmernden Straffierung des Rumpfes. Hier hatte das Original die Farben seiner Flagge getragen, doch Farben hatten sich in den Blaupausen nicht erhalten, und so konnte er die Nationalität der Dornier nicht ausmachen.
    Matt hielt respektvollen Abstand zu der Blaupause. Im Cockpit saßen die energetischen Schattenfelder eines Paares. Der Kleidung und der Frisur der Frau nach mussten die bedauernswerten Leute irgendwann in den sechziger Jahren den Zeitstrahl passiert haben. Der Mann war ziemlich jung. Er trug eine Art Overall mit einem Namensschild über der Brusttasche. Sogar den Namen konnte Matt Drax entziffern: Hagen Berger. (Leser des 18. MADDRAX-Hardcovers »Der lange Weg nach Waashton« werden sich erinnern)
    Matt glitt um die Maschine herum. Der Laderaum stand offen, merkwürdig. Neugierig spähte er hinein. Er sah ein paar Blaupausen großer Kisten. Gewehre lagen darin, Kalaschnikows. Eine zweite Kiste schien Munition zu enthalten.
    Was würde passieren, wenn er so eine Kopie mit aus dem Strahl nehmen würde, die Blaupause eines Gewehres etwa? Ließe sich das energetische Gebilde überhaupt transportieren?
    Natürlich! Matt Drax erinnerte sich der Gegenstände, die der Oberste Baumsprecher Sternsang von seinen Geistwanderungen aus dem Strahl mitgebracht hatte: die Schiffslampe von der U.S.S. HOPE zum Beispiel, oder die Geige. Es musste also möglich sein, Gegenstände – wenn sie denn transportabel waren – aus dem Zeitstrahl hinauszuschaffen…
    Während ihn diese Frage beschäftigte, näherte er sich weiter dem offenen Laderaum – bis ihn heißer Schrecken durchzuckte.
    Halt! Dem energetischen Gebilde nur nicht zu nahe kommen! Drei Schritte vor der Flugzeugblaupause hielt er an. Doch der Anblick der automatischen Gewehre ließ ihn nicht los. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. Wie sollte er an die Waffen und die Munition herankommen? Sternsang hatte es irgendwie geschafft, einige der Strahl-Kopien an sich zu bringen. Doch wie?
    Plötzlich geschah etwas Unerwartetes.
    Ohne erkennbaren Grund schwang das Schattenfeld des Flugzeugs herum – und kam ihm entgegen! Der Schreck fuhr Matt in die Glieder. Er versuchte noch nach hinten auszuweichen, doch es war zu spät: Die Öffnung des Laderaums fing ihn ein wie der Käscher eines Anglers die Beute…
    ***
    Gilam’esh raste, seine Aura changierte zwischen himmelblau und tiefviolett. Sie pulsierte nicht mehr, sie zuckte. Vor Zorn konnte er kaum noch einen klaren Gedanken fassen.
    All die endlosen Umläufe der Vergangenheit, die Einsamkeit und die Verzweiflung. Und nur eine Chance, dem Tunnelfeld doch noch zu entkommen: Maddrax.
    Schändlicher Verräter! Überflüssiger Trockengründler! Elender Lügner…!
    Nur allmählich legten sich seine mentalen Wutausbrüche, und sein
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