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2141 - Der verlorene Wurm

Titel: 2141 - Der verlorene Wurm
Autoren: Unbekannt
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denken. „Ich stehe voll und ganz im Dienst der Inquisition, mit ungebrochener Loyalität", protestierte Sapritti aufrichtig. Er konnte nicht vermeiden, dass seine Lippen sich allmählich violett verfärbten, ein Zeichen seines wachsenden Zorns. „Die Hintergründe für das Handeln der Inquisition sind für mich nicht von Bedeutung. Wir sind Aarus. Meine Urahnen haben Treue geschworen, und daran fühle ich mich gebunden. Ich bin empört, dass an mir gezweifelt wird."
    Trah Zebuck verharrte, der Arm mit dem Degen sank herab. Er musterte den Schwarmer durchbohrend. „Beweise es mir!" Mit einem beängstigend schnellen Ausfallschritt stand er plötzlich vor dem Aarus, seine Hand zuckte nach oben, und nur fingernagelbreit vor dem außen am Balken liegenden, länglichen, starren schwarzen Auge verhielt die tödlich blitzende Degenspitze. Trah Zebuck hatte außer der Geschwindigkeit einen weiteren Vorteil auf seiner Seite: Aufgrund der weit auseinander liegenden und unbeweglichen Augen hatte Sapritti einen optischen toten Winkel unmittelbar vor sich. Dem konnte er abhelfen, indem er den Kopf leicht zur Senkrechten neigte, doch dazu hatte er jetzt keine Möglichkeit. Sein bedrohtes Auge starrte auf die Waffenspitze. Der Schwarmer bewies Nerven und regte sich nicht, ,nicht einmal die Nickhaut zuckte kurz über das Auge. „Eure Probleme interessieren mich nicht im Geringsten", fuhr der Konquestor kalt fort. „Ich verlange Resultate, und zwar innerhalb der festgesetzten Frist. Ihr habt mich nun lange genug hingehalten, aber ich will mich nicht zu einer Ungerechtigkeit hinreißen lassen. Ich bin geduldig und nachsichtig. Deshalb nenne ich dir einen letzten Termin, den du einhalten wirst - egal wie. Ich gebe dir noch einhundertzwanzig Stunden. Gelingt es dir bis dahin nicht, das Sternenfenster zu öffnen, muss ich davon ausgehen, dass du ein jämmerlicher Versager bist, der nicht aus dem Kokon hätte schlüpfen dürfen. Ich werde dich dann persönlich zur Verantwortung ziehen," Sapritti wusste, was das bedeutete: Er würde nach Ablauf der Frist exekutiert. Aber das überraschte ihn nicht. „Also", wiederholte Trah Zebuck, „einhundertzwanzig Stunden - und keine weiteren Ausflüchte. Hoffentlich ist das nun Ansporn genug für dich."
    Sapritti stand in der Zentrale und sah dem davonfliegenden AGLAZAR nach. Piriin hielt es schließlich nicht mehr aus. „Was hat er gesagt?"
    „Ein Sturm zieht über dem Ozean auf und wird hohe Wellen schlagen", antwortete der Schwarmer. „Wir werden hart darum kämpfen müssen, nicht gegen die Felsen geworfen zu werden. Sorge dafür, dass zwanzigtausend weitere Techniker in die Fensterstation abberufen werden."
    „Aber ... wo soll ich die hernehmen?", stieß Piriin entsetzt hervor. „Wir sind jetzt schon katastrophal unterbesetzt, während in der Fensterstation über achtzig Prozent unseres technischen Personals zugange ist! Sie arbeiten alle mit Hochdruck und unter höchstem Einsatz ..."
    „Piriin, denkst du, ich weiß das nicht? Aber ich habe meine Befehle. Wir haben noch gen au einhundert zwanzig Stunden, und die Frist läuft. Bis dahin müssen wir das Fenster geöffnet haben, egal welche Vernunftgründe du mir dagegenhalten willst. Schick die Leute rüber, von mir aus hole sie noch aus dem Kokon. Aber tu, was ich sage!" Saprittis Tonfall ließ keinen Zweifel offen, dass er als Schwarmer gesprochen hatte und auf sein alleiniges Entscheidungsrecht pochte, was selten genug vorkam. Er war nicht bereit, das Wasser so lange zu filtern, bis alle trübenden Partikel draußen waren. Piriin ließ sich aber nicht so leicht abschmettern. „Und ... was wird dann aus uns? Wir können keine Wartungen mehr leisten ..."
    „Wir werden alle Anlagen stilllegen, die wir nicht mehr benötigen", ordnete Sapritti an. Er hatte sich bereits Gedanken über die Zukunft gemacht. „Darunter fallen die Recycling- und Ernährungsbetriebe." In der Zentrale verstummten alle Geräusche. Die Aarus wandten sich dem Schwarmer zu. Jeder von ihnen begriff sofort, was das bedeutete - etwas nahezu Unvorstellbares. Die Luft lud sich knisternd auf, die Erregung der Aarus überflutete die empfindlichen elektromagnetischen Rezeptoren der Balkennasen. „Dann sind wir nicht mehr autark", wisperte Piriin und spreizte weit die Kiemen. „Wir treiben mit dem Bauch nach oben auf der Oberfläche des Wassers ..."
    Das wichtigste Prinzip des Wurms war es, unabhängig von der Außenwelt zu sein. Der. Wurm war die Heimat, die Sphäre
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