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2117 - Der 5-D-Planet

Titel: 2117 - Der 5-D-Planet
Autoren: Unbekannt
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war in seine Augen getreten.
    Was Tess noch sah, waren Dutzende, vielleicht Hunderte von etwa zehn Meter hohen Säulen, die alle so aussahen, als seien sie mit einer lumineszierenden blauen Flüssigkeit gefüllt. Sie waren ohne ein erkennbares System über den felsigen Untergrund verteilt und in ihm verankert.
    Das Luftschiff näherte sich dem Gebäudekomplex. Benjameen steuerte genau darauf zu. Und als Tess Qumisha fast sicher war, dass sie spätestens jetzt entdeckt werden würden, da bekam die RIGO Bodenkontakt und blieb auf dem einzigen Gipfel am Rand des Tales hoch über dem Becken mit der gallertartigen grauen Masse hängen.
    Sie waren gestrandet. Der Weg war zu Ende.
     
    *
     
    Das Luftschiff war vollständig zum Stillstand gekommen. In der Gondel herrschte betretenes Schweigen. Sie alle warteten darauf, dass jetzt irgendetwas geschah, aber nichts tat sich. Eshmatay Amgen hatte zu beten aufgehört. Aber er atmete kaum noch.
    „Wir befinden uns in einem Strom von verschobener Realität", brachte Tess schließlich hervor. „Wir sind vor den Augen sämtlicher Betrachter verborgen."
    „Das Gesicht!", sagte Benjameen plötzlich. Es klang nicht wie Angst, aber es klang auch nicht unbedingt nach Triumph. „Das Gesicht...!"
    Tess war schnell bei ihm und folgte seinem Blick. Er starrte auf das Becken hinab, und sie sah es ebenfalls. Die graue Gallertmasse spaltete sich farblich auf, in klar erkennbare weiße und schwarze Anteile.
    „Was ist das, Ben?", fragte Tess und rüttelte an seinen Schultern. „Was hat das zu bedeuten?"
    Der Arkonide wiederholte nur: „Das Gesicht..."
    Tess sah hinab. Die Masse in dem Becken erschien ihr einige Sekunden lang wie ein Fleckenmuster, in dem sich seltsame Gestalten bewegten und die rätselhaftesten Formen bildeten. Dann aber ordneten sich die Muster, wie von Geisterhand bewegt. Tess Qumisha schrie auf, als sie aus den schwarzweißen Elementen eine Formation entstehen sah, die ganz offensichtlich ihr eigenes Gesicht darstellte.
    „Nein!", schrie sie auf. „Ben, was ist das?"
    Sie hatte keine Antwort erwartet. Aber wie war das möglich? Ausgerechnet ihr Gesicht! Die Masse musste wissen, dass sie in der Nähe war, aber woher? War sie etwa intelligent - oder nur Rezeptor für Mentalimpulse?
    Erfuhren in diesem Moment die Valenter und Messerwerfer, dass sie hier waren? Handelte es sich um ein Alarmsystem? Tess schwitzte noch mehr. Wenn sie sich selbst wiedererkennen konnte - mussten nicht auch automatisch die Wächter dieser Anlage im selben Moment wissen, dass Fremde in der Nähe waren?
    „Oh nein!", hörte sie Eshmatay Amgen sagen, und Ailey stieß einen Laut der Verzweiflung aus.
    Beide waren zum Fenster gekommen, und Tess ahnte mehr, als dass sie es wußte, was sie sahen: nämlich ihre eigenen Gesichter in der Gallertmasse.
    „Es ist das Gesicht", sagte Benjameen gedehnt und bestätigte ihre Gedanken. „Mein Gesicht..."
    So war es also. Die Masse zeigte jedem, der in sie hineinsah, exakt sein eigenes Gesicht. Das musste auch für die Valenter gelten. Sie sahen nicht die Eindringlinge, sondern sich selbst.
    Aber was war mit den Messerwerfern? Diese trugen ja über ihren Köpfen die schwarzweißen Masken, die für Tess jetzt eindeutig dem Riesengesicht in dem Becken nachempfunden waren. Was also hatten die Messerwerfer mit dem Gallertgesicht zu tun? Verehrten sie es auf diese Art und Weise?
    Wurden sie gar von ihm gelenkt?
    „Weißt du etwas, Ben?", fragte sie. Als sie keine Antwort erhielt, drehte sie sich um. „Ben!"
    Sie sah ihn an der Wandung der Gondel zusammensinken, mit weit geöffneten Augen und einem röchelnden Laut. Als er am Boden lag, sanken seine Lider herab. Tess wollte in einem ersten Impuls zu ihm springen, aber dann besann sie sich gerade noch rechtzeitig.
    „Was ist mit deinem Freund?", fragte Eshmatay Amgen. Jetzt konnte er wieder die Kontrolle über sein Schiff übernehmen. Aber das nützte ihm gar nichts, solange sie hier festsaßen.
    „Lasst ihn!", sagte Tess leise. „Ich kenne diesen Zustand. Benjameen ist in einen Traum gefallen, einen Zerotraum. Niemand weiß, mit wem er jetzt Kontakt hat."
    „Ich verstehe das alles nicht mehr", bekannte Amgen. Er drehte sich zu Ailey um. „Ich habe dich noch nie so schweigsam erlebt. Sag doch auch etwas!"
    Aber der Maschinist schwieg. Er hatte Todesangst wie sein Kapitän.
    „Wir dürfen Benjameen jetzt nicht stören", hörte Tess sich sagen. „Wir müssen Vertrauen zu ihm haben. Er hat uns hierher
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