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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom
Autoren: Unbekannt
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deine Nachkommen festzunehmen."
    Ikanema Two musterte den Di'Valenter. Er und seine Polizisten gehörten eindeutig derselben Rasse an, doch der Landesherr wusste nicht, ob zwischen beiden Varianten einige zehntausend Jahre getrennter Entwicklung oder aber ein gezielter genetischer Eingriff stand.
    „Was wirft man uns vor?", fragte er ruhig.
    Seine offensichtliche Gelassenheit - um die er mühsam ringen musste - schien Le Karanu zu reizen. „Reichsfeindliche Aktivitäten", sagte er barsch.
    Während seine Kinder sich schockiert ansahen, lachte Ikanema Two leise auf. Reichsfeindliche Aktivitäten - das konnte alles und nichts sein, ein beliebiger Vorwand genauso wie Hochverrat.
    Unterschlagung von Tributleistungen genauso wie Kollaboration mit dem Trümmerimperium.
    Le Karanu trat einen Schritt auf Ikanema zu. Der Landesherr blieb ruhig stehen, wich nicht zurück, sah dem Di'Valenter ins Gesicht. Der Polizist hatte den Auftrag, ihn festzunehmen, nicht den, ihn an Ort und Stelle zu töten. Sein Leben war nicht in unmittelbarer Gefahr. Ihm war noch eine kurze Gnadenfrist gewährt.
    Der Eindringling wirbelte herum, stand mit einem Satz vor Ikanemas Kindern, und sie wichen zurück, duckten sich vor der klobigen Gestalt. Der Di'Valenter packte ein Kind - Tickali, das älteste -, zerrte es von seinen Geschwistern fort und holte aus.
    „Nein!", kreischte Tickali. „Nur keinen Schlag vor die Brust!" Er verschränkte die Arme vor dem Brustgesicht, doch Le Karanu riss sie mühelos hoch und zur Seite und grub seine Faust in Tickalis nackten Oberkörper.
    Genau in sein Brustgesicht.
    Ikanemas ältestes Kind brach sofort mit einem dumpfen Stöhnen zusammen.
    Nein!, dachte der Landesherr. Tickali ist nichts passiert. Das ist nur unsere Zivilisations-Paranoia, der heranwachsende Brustleib der Pombaren ist in der Regel äußerst widerstandsfähig!
    Langsam drehte sich Le Karanu wieder zu ihm um. „Etwas mehr Respekt... wenn ich bitten darf!", sagte der Di'Valenter.
    Ikanema nickte langsam. „Ich habe verstanden. Aber du wirst mich nicht zum Pfeifen bringen.
    Auch damit nicht."
    Fragend sah Le Karanu ihn an.
    „Schon gut", sagte der Landesherr. „Was geschieht nun?"
    „Du und deine Kinder ... ihr werdet abwarten, bis wir euch abtransportieren lassen."
    „Abtransportieren? Wohin?" Ikanema stellte die Frage, obwohl er überzeugt war - befürchtete -, die Antwort schon zu kennen.
    Und sie kam: „Nach Sivkadam. Wohin sonst?"
     
    *
     
    Sivkadam!
    Die legendäre Folterwelt!
    „Sivkadam ...", murmelte Ikanema Two. Damit war ihr Schicksal so gut wie besiegelt. Sivkadam war das Fürchterlichste, was einem im Reich Tradom zustoßen konnte.
    Von dieser Welt kehrten nur wenige je zurück.
    Ikanema Two war es einmal gelungen. Er hatte Sivkadam einmal überlebt.
    Der Landesherr war überzeugt davon, dass damit sein Glück völlig ausgereizt war. Ein zweites Mal würde ihm das nicht gelingen.
    Einen Augenblick lang wurde es schwarz um ihn. Er schloss die Augen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, doch das war ein Fehler. Auf der Innenseite der Lider tanzten plötzlich Figuren, die er als die Folterer von Sivkadam identifizierte.
    Ihre Bewegungen blieben undeutlich, doch mit einem Mal wusste der Landesherr, wie sie vorgehen würden.
    Sie würden zunächst vor seinen Augen zwei oder drei seiner Kinder töten, um seinen inneren Widerstand zu brechen. Dann würden sie ihn unter schrecklichsten Foltern einer Befragung unterziehen. Früher oder später würden sie herausfinden, was sie in Erfahrung bringen wollten.
    Nicht, dass es ihnen in erster Linie darauf ankam. Bei den Folterern von Sivkadam war der Weg das Ziel.
    Mittlerweile waren etwa zwanzig E'Valenter in den Ballsaal der Zitadelle eingedrungen. Die eine Hälfte von ihnen trieb die Gäste hinaus, die andere bewachte Ikanema Two und seine Kinder. Als der Saal weitgehend geräumt war, mussten auch Ikanema und die Seinen ihn verlassen.
    Die Polizisten hielten ihre entsicherten Waffen auf sie gerichtet. An Flucht war nicht zu denken.
    „Ins Turmzimmer! Dort werdet ihr warten, bis das Raumschiff eintrifft, das euch nach Sivkadam bringen wird." Der Di'Valenter grinste höhnisch. „Solange ihr euch ruhig verhaltet und keinen Ausbruchsversuch unternehmt, wird es euch an nichts mangeln. Ihr sollt Sivkadam in körperlich einwandfreiem Zustand erreichen. Leistet ihr jedoch Widerstand ..."
    Überall wimmelte es von E'Valentern. Sie hatten die Zitadelle von Barlofft geräumt, und für die
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