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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom
Autoren: Unbekannt
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Jahren, lag eine schwere Last auf meinem Brustgesicht.
    Denn ich war der jüngste Spross der Herrscherfamilie, definitiv das begabteste Kind von sechs Geschwistern, und mein Eiter hatte bereits zu diesem frühen Zeitpunkt vorgesehen, dass ich einmal sein Nachfolger werden sollte.
    Doch der Landesherr von Pombar benötigt eine gute Ausbildung, und es war beschlossene Sache, dass ich auf dem 90 Lichtjahre entfernten Planeten Zaujanji einige Jahre lang das Studium der galaktischen und planetaren Ökonomie betreiben würde.
    Falls ich dieses Studium erfolgreich bestand - immerhin eins der schwierigsten im Siepan-Sektor, und wohl auch im benachbarten Mintanz-Sektor -, hatte ich beste Aussichten, eines Tages die Nachfolge meines Eiters anzutreten.
    Ich würde das kleine Paradies, das die Stadt Barlofft für mich war, am kommenden Morgen verlassen.
    Aber nicht deshalb lag die schwere Last auf der Seele in meiner Brust. Sondern Wegen dem, was ich aufgeben würde, sollte ich meine Ausbildung antreten.
    Denn schon damals, Tassoli, galt meine ganze Leidenschaft der Archäologie. Man sagte mir zwar auch ein ausgeprägtes Talent für Wissenschaft und Technik nach, aber das war nur eine Begabung, kein Interesse.
    Doch ich war der junge Thronfolger. Schon als mein Eiter mich zum ersten Mal ins Turmzimmer mitgenommen hatte, hatte er mir klar gemacht, dass dieses Privileg kein Luxus, sondern eine Verpflichtung war. Und ich war bereit, das Studium der Ökonomie zu absolvieren. Ich war zu diesem großen Opfer bereit, das ich für mein Volk erbringen musste.
    Ich hatte natürlich auch Angst vor der Trennung von meinem Laokaon. Mein Eiter hatte mir versichert, dass ich meinen Seelenspiegel, jenen Pombaren, dem ich mit Herz, Seele und Verstand äußerst eng verbunden war, nicht mehr vermissen würde, sobald ich meinen Heimatplaneten verlassen hatte, dass dieses enge Band nur auf Pombar selbst Bestand hatte. Nur ... so recht glauben konnte ich ihm nicht.
    Als ich vor all diesen Jahren im Turmzimmer stand, nahm ich also traurig Abschied - aber nicht nur von Barlofft oder Pombar oder meinem Laokaon, sondern hauptsächlich von der Zukunft, die ich für mich erhofft und nun freiwillig aufgegeben hatte.
    Ich wandte den Blick nach Norden. Das Vergrößerungsfeld zoomte ein riesiges, walzenförmige Raumschiff heran, das sich langsam auf ein Landefeld des Raumhafens senkte. Trotz seiner Größe und Unförmigkeit wirkte es irgendwie leicht und grazil, als es schwerelos immer tiefer sank.
    „Vergrößerungsfeld aus!", sagte ich und wandte mich ab.
    Das war die AUGENSTERN, der Passagierraumer, der mich am nächsten Morgen nach Zaujanji bringen würde.
     
    *
     
    Die AUGENSTERN war riesig, schmutzig und unpersönlich.
    Ich wusste, wie viele CE-Tradicos mein Eiter für die Passage bezahlt hatte, und mir war vom ersten Augenblick an klar, dass man uns betrogen hatte.
    Die Besatzung bestand hauptsächlich aus Saralern, und einer von ihnen nahm mich an der Schleuse in Empfang, plusterte kurz sein Riechorgan vorn auf der Stirn auf, um meine Körperausdünstungen ein für alle Mal zu speichern, fragte mich nach meinem Namen und der Passage-Kodenummer und überprüfte dann die Daten auf seinem tragbaren Rechner.
    Er nickte stumm und forderte mich mit einer Geste auf, ihm zu folgen.
    Saraler kommunizieren fast ausschließlich nur untereinander, nicht mit anderen Spezies. Das liegt an dem komplexen Beziehungsgeflecht, das sie untereinander aufgebaut haben. Saraler sind nicht nur viergliedrig, sondern auch viergeschlechtlich, was zu schwierigen und spannungsgeladenen gesellschaftlichen Beziehungen führt, und unterhalten sich in Anwesenheit Außenstehender prinzipiell nicht über sexuelle Belange. Da in ihrer Gesellschaftsstruktur praktisch fast alle Probleme auf ihre komplizierte Sexualität zurückzuführen sind, sprechen sie mit Wesen anderer Gattungen so gut wie gar nicht.
    Sie verbreiten zwar durch ihr natürliches Verhalten die Aura einer hochmütigen Erhabenheit, üben ihre Pflichten jedoch gewissenhaft aus und sind deshalb im Reich Tradom sehr beliebte Dienstleister. Aber das weißt du ja sicher selbst.
    Der Saral, der sich mir nicht einmal vorstellte, führte mich in das Innere des Walzenschiffes. Sämtliche Gänge, durch die ich schritt, sahen für mich völlig gleich aus. Nachdem wir zwei Transmitter und drei Antigravschächte benutzt hatten, verlor ich völlig die Orientierung. Ein Korridor war für mich wie der andere, und bei mir stellte sich
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