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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom
Autoren: Unbekannt
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das Gefühl ein, in das Innere eines riesigen Fisches aus Metall geführt zu werden, der mich nie wieder ausspucken würde.
    „Das ist der Passagierbereich", sagte der Saral schließlich. „Hier befindet sich deine Kabine, und hier findest du sämtliche Annehmlichkeiten, die wir dir während des Flugs bieten können. Kantinen, Räume zur Körperertüchtigung, zum geselligen Beisammensein, Bars, in denen Getränke und Rauchwaren angeboten werden ..."
    Er drückte mir einen Lageplan in die Hand, der aussah wie die Urinspur eines Wachternes auf gefrorenem Raureif.
    Meine Kabine war ... ein Verschlag. Die Wände, der Boden und die Decke waren so kahl wie die Gänge, durch die ich dem Saral gefolgt war. Sie bestanden aus einem Kunststoffmaterial, das so grau wie die lederartige, haarlose Haut der Saraler und genauso grob und hart war.
    Die Nasszelle war keine Zelle, sondern ein leicht erhöhter und umrandeter Boden ohne Wände. Sollte ich die Dusche benutzen - was ich natürlich niemals tun würde! -, stünde innerhalb kürzester Zeit die gesamte Kabine voll mit abscheulicher Flüssigkeit. Das Bett war eine Pritsche auf halber Körperhöhe und die einzige Gelegenheit, das Gepäck unterzustellen. Es gab in diesem Raum, in dem ich mich nicht drehen konnte, ohne mit dem Hinterteil gegen eine Wand zu stoßen, weder einen Schrank noch eine Kommode oder sonst ein Möbelstück.
    Ich verstaute die Tasche, schaute mich in dieser Zelle um, die kaum größer war als ich selbst, und sah mir den Plan an, den der Saral mir gegeben hatte.
    Der „Raum zum geselligen Beisammensein" kam mir ganz interessant vor. An Bord dieses Schiffes befanden sich Tausende anderer Passagiere, und ich wollte zumindest einige kennen lernen, um mehr über die Vielzahl der Wesen des Reiches Tradom zu erfahren. Zahlreiche Spezies waren mir natürlich aus den Handelszentren meiner Heimatwelt bekannt.
    Ich musste sie kennen lernen, um nicht vor Langeweile zu sterben. Der Passagierraumer war ein ziviles, kein militärisches Schiff, und seine Geschwindigkeit war eher gering. Zwar ging die Reise nur über neunzig Lichtjahre, aber unterwegs klapperte das Schiff mehrere Planeten ab, um Passagiere aufzunehmen oder abzusetzen. Zumindest war das der Plan.
    Was bedeutete, dass diese unerträgliche Passage umso länger dauern würde.
    Außerdem spürte ich schon die Einsamkeit, unter der Pombaren stärker leiden als Wesen anderer Spezies. Der Kuscheltrieb löste eine starke Sehnsucht nach fast permanentem Körperkontakt mit Angehörigen des eigenen Volkes aus. Ich war aber, soweit ich wusste, der einzige Pombare an Bord, und mir war mittlerweile jegliche Gesellschaft recht.
    Ich verließ die Kabine, um den „Raum zum geselligen Beisammensein" aufzu suchen.
    Schon dreißig Schritte später hatte ich mich heillos verirrt.
     
    *
     
    Alle Gänge waren so niedrig, dass ich unablässig befürchtete, mit dem Kopf gegen die Decke zu stoßen. Kein Wunder, die Saraler waren nur drei Viertel so groß wie ich, und obwohl die gewaltige Walze als Passagierschiff konzipiert worden war, schien bei der Planung die Sparsamkeit eine große Rolle gespielt zu haben. Je niedriger die Gänge, desto mehr Decks konnten eingezogen werden, und das war gleichbedeutend mit einer höheren Beförderungskapazität und damit höheren Gewinnen für die privaten Eigner.
    Vor mir zweigten zwei Korridore ab. Ich suchte vergeblich nach Schildern, Tafeln oder Holos mit Richtungshinweisen.
    Beide Gänge waren so grau wie der, in dem ich mich befand.
    Ich wählte den linken und ging bis zur nächsten Abzweigung. Zwei weitere graue Gänge.
    Ich versuchte, mich anhand des Plans zu orientieren, den der Saral mir in die Hand gedrückt hatte, konnte ihm jedoch nicht den geringsten Sinn entnehmen.
    Zwar scheute ich die Anstrengung, doch ich sah keine andere Möglichkeit mehr: Ich richtete meine langen, bis zur Hüfte hinabfallenden Haare wie einen Strahlenkranz auf und gab mit den Gaumen klickende Geräusche von mir. Im nächsten Augenblick fingen meine Haare die Ultraschallwellen wieder auf, und für meine nun vollständig dreidimensionale Sicht gab es keine toten Winkel mehr.
    Aber mein Ultraschallsinn half mir nicht weiter. Ich ortete lediglich ein Labyrinth aus Gängen, die überall und nirgends hinzuführen schienen.
    Ich senkte die Haare wieder.
    An eine der zahlreichen Kabinentüren zu klopfen, einen anderen Passagier nach dem Weg zu fragen kam mir nicht in den Sinn. Privatsphäre ist den Pombaren
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