Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
AUGENSTERN.
    Drei nebeneinander liegende Sitzgruppen waren von etwa zwanzig Wesen unterschiedlicher Herkunft mit Beschlag belegt worden, die sich um eine renhazsche Philosophin scharten.
    Die meisten dieser Spezies waren mir vertraut. Ich sah einen Tark, einen behaarten Humanoiden mit dichtem braunem Fell. Er saß zurückgezogen auf einem Diwan. Als ein Kasate sich ihm näherte, ein ebenfalls humanoides Wesen, dessen riesige, verknöcherte Ohren in eine Gesichtsmaske übergingen, deren Knochenplatte den halben Schädel bedeckte, vertrieb er ihn mit bellenden Lauten. Tark blieben gern unter sich.
    Der Kasate ging zu einem Motim, einem über zwei Meter großen Humanoiden mit runzeliger Haut, dessen gewaltiger, herzförmiger Kopf in Erwartung eines belanglosen Gesprächs freundlich nickte.
    Ein Sirt stand einem Woslit gegenüber. Diese beiden Spezies gehörten zu den seltsamsten, die ich auf meinen wenigen Reisen jemals gesehen hatte.
    Der Sirt war nur knapp über einen, Meter groß. Er wirkte auf mich überaus unförmig, was allerdings daranlag, dass sein eigentlicher Körper unter einem klumpenförmigen Biopanzer verborgen war. Nur das Gesicht des Wesens ließ eine gewisse Mimik erahnen.
    Und der Woslit bestand praktisch nur aus einem pyramidenförmigen Kopf, der von vier dicken Muskelsträngen getragen wurde und dem zahlreiche tentakelartige Auswüchse unterschiedlicher Größe entsprossen. Zwei kreisrunde Augen saßen auf etwas dickeren Auswüchsen, die sich in Richtung des Sirts drehten.
    Aus dem Mund des Wosliten, der über die gesamte untere Hälfte des Kopfs verlief, tropfte unentwegt Schleim; der Mundraum eines Wosliten muss ja stets feucht sein, daher die übermäßig starke Speichelproduktion. Der Woslit schwankte kurz, als er mit drei seiner vier Muskelstränge, die ihn trugen, den Sirt berührte. Das war einer zu viel; im letzten Augenblick gelang es ihm, sich mit einem Strang abzustützen und das Gleichgewicht zu bewahren.
    Er leckte mit der langen Zunge verlegen über die stets leicht geöffneten, hornigen Lippen, ließ sich in seinem Gesprächsfluss aber nicht unterbrechen.
    Ein Schlomm stand weit abseits von allen anderen in einer Ecke. Er trug ein weites Gewand, das seinen gesamten Körper verbarg, allerdings nichts gegen seinen stechenden, unangenehmen Körpergeruch ausrichten konnte, den ich sogar hier an der Tür wahrnahm. Natürlich umschwirrten ihn die sieben Aasfliegen, die sich an Bord des Raumschiffs verirrt hatten.
    Mehrere Lurikx krochen durch den Raum. Auf den Köpfen der kleinen, gliedmaßenlosen Geschöpfe mit den übergroßen Augen saßen winzige Tentakel, die unablässig hin und her wippten.
    Mein Eiter hielt früher auch eine Hand voll von ihnen in der Zitadelle, daher wusste ich, dass sich empfindliche Sinnesorgane in den Tentakeln befanden, die den Schmutz wahrnahmen, der den Lurikx als Nahrung diente.
    Lurikx sind sehr praktische Helfer. Sie lassen sich leicht auf spezifische Unratarten dressieren, die sie dann vertilgen, und ihre Ausscheidungsprodukte gelten bei einigen Spezies in Tradom als wohlschmeckende Delikatessen, die sich zu hohen Preisen verkaufen lassen.
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die renhazsche Philosophin. Auch diese tonnenförmigen Wesen, die nach Belieben Extremitäten ausfahren können, waren mir wohlvertraut. Mein Eiter beschäftigte sogar zur Zeit meiner Reise mehrere von ihnen als Lehrer, aber auch bei den Führungen durch die Zitadelle, die zu einer wahren Touristenattraktion geworden waren.
    Ihre unförmige körperliche Gestalt täuscht, wie ich seitdem weiß. Die Philosophinnen der Renhaz haben sich der Vermittlung von Wissen in allen Ausprägungen verschrieben und sind auf ihren jeweiligen Spezialgebieten buchstäblich wandelnde Lexika. Ansonsten sind Renhaz sehr angenehme Zeitgenossen.
    Der Fachbereich dieser Reisenden schien die Literatur zu sein. „In der Erzähltheorie unterscheidet man die Ich-Erzählung von der Er-Erzählung", erläuterte sie ihrem mehr oder weniger gespannt lauschenden Publikum. „Ein Roman wird von einem Erzähler erzählt. Der Erzähler ist eine vom Autor geschaffene Instanz ..."
    Ich nahm etwas abseits der Sitzgruppen Platz und lauschte nur mit halbem Ohr. „... mit der einzigen Aufgabe, eine Geschichte zu erzählen. Der Erzähler ist also nicht identisch mit dem Autor..."
    Kaum hatte ich es mir einigermaßen bequem gemacht, als sich aus dem Kreis der Zuhörer eine Rishkanische Kara erhob. Sie schlenderte gemächlich zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher