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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom
Autoren: Unbekannt
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es auf jeder Welt ein Tributkastell gab. Zumindest auf jeder erschlossenen und einigermaßen dicht besiedelten.
    Der Landesherr seufzte erneut und wandte sich vom Fenster ab. Hinter ihm brach die Vergrößerung der Fahne in sich zusammen, als hätte sie nie existiert, wäre immer nur Illusion und Täuschung gewesen.
    Es ist zu unser aller Bestem, dachte er. Und zum Besten von Pombar.
    Ikanema verließ das Turmzimmer. Eine steile, altmodische Treppe führte hinab in die oberste Etage der Herrschaftlichen Zitadelle. Die Stufen waren ausgetreten; an den Rändern des Treppenhauses höher als in der Mitte.
    Schon sein Eiter war diese Treppe hinaufgestiegen, um ins Turmzimmer zu gelangen, und dessen Eiter vor ihm. Ungezählte Generationen von Pombaren hatten diese Treppe benutzt, und auch Ikanema hatte sich stets geweigert, sie durch einen Aufzug oder gar Antigravschacht zu ersetzen.
    Die Zitadelle war oberhalb von Barlofft errichtet worden, der Hauptstadt des Planeten Pombar, und der Landesherr setzte ganz bewusst die Füße auf eine Stufe nach der anderen. Er war der Herrscher seines Volkes, und er stand oberhalb seines Volkes, wie die Zitadelle sich oberhalb von Barlofft erhob.
    Doch er wollte jedes Mal, wenn er das Turmzimmer betrat, daran erinnert werden, dass es kein Vorzug war, Landesherr von Pombar zu sein. Es war eine Last und Bürde, die schwer auf seinen Schultern lag und die bald auf denen eines seiner Kinder liegen würde.
    Auch dieses Kind sollte immer wieder daran erinnert werden, dass es in gewisser Hinsicht genauso schwer war, ein guter Landesherr zu sein, wie es mühselig war, ins Turmzimmer zu gelangen.
    Ikanema hatte den Fuß der Treppe erreicht und zögerte kurz. Aber es gab kein Zurück.
    Er hatte sich mit seinem Laokaon besprochen, das Für und Wider genau abgewogen und seine Entscheidung getroffen.
    Jetzt musste er sie nur noch vertreten.
    Und durchsetzen.
    Der Landesherr öffnete die Tür zum Konferenzraum.
     
    *
     
    Schlagartig verstummten alle Gespräche, seine fünf Kinder schienen mitten in ihren Bewegungen zu erstarren. Doch nur einen Augenblick lang wirkten sie wie gefroren in der Zeit, dann drehten sie sich unisono zu ihm um.
    Ikanema fragte sich, ob sie sich wunderten, wieso er allein kam, ohne seinen Laokaon.
    Der Landesherr freute sich, sie zu sehen. Sie fanden nur selten zusammen, nicht einmal zu den wichtigsten Familienfesten waren all seine Kinder anwesend.
    Sie führen ihr eigenes Leben, dachte Ikanema. In alle Himmelsrichtungen zerstreut, geben sie ihr Bestes, um sich auf Pombar oder sogar den Welten des Reiches Tradom zu behaupten.
    „Du hast ein Fest anberaumt ...", sagte Tickali, der Älteste.
    „... und uns ausdrücklich aufgefordert ...", fuhr Trickore, sein zweites Kind, fort.
    „... ja pünktlich hier zu erscheinen...", sagte Trackino, der Dritte.
    „... weil du uns ..." Tostani, der Vierte.
    „... wichtige Neuigkeiten zu verkünden hast", vollendete Tassoli, sein jüngstes Kind, den Satz.
    „Das ist richtig", sagte der Landesherr. „Aber lasst euch zunächst einmal begrüßen." Er schritt die Reihe seiner Kinder ab, berührte zärtlich ihre Brustgesichter und genoss seinerseits den sanften Druck ihrer Fingerspitzen auf dem nackten Oberkörper.
    „Die Seele in meiner Brust ist froh, euch gesund und wohlbehalten hier zu sehen", sagte er. „Ich weiß, ihr führt euer eigenes Leben und habt genug mit euch selbst zu tun, aber ich habe euch wirklich aus einem wichtigen Grund hierher gebeten." Er kam sofort zur Sache. „Ich beabsichtige, die Regierungsgeschäfte des Planeten Pombar in absehbarer Zeit aufzugeben. Ich möchte die Zeit, die mir noch bleibt, nutzen, um mich ganz meiner Leidenschaft widmen zu können, der Archäologie. Aus diesem Grund gilt es, nun inoffiziell meine Nachfolge zu regeln."
     
    *
     
    Seine Kinder sahen ihn an. Die Mimik ihrer Brustgesichter kündete zwar von Überraschung, doch sie hielt sich in Grenzen.
    Sie haben mit diesem Schritt gerechnet, dachte Ikanema. Natürlich. Ihnen ist nicht verborgen geblieben, dass ich älter geworden bin. Aber sie ahnen nicht, wie schwer die Bürde ist, die ich einem von ihnen auf die Schulter legen werde.
    „Und du hast sicher schon ..."
    „... eine Wahl getroffen ..."
    „... wen von uns ..."
    „... du zu deinem Nachfolger ..."
    „... bestimmen willst?"
    Ikanema seufzte leise. Er war überzeugt, seine Kinder gut erzogen zu haben. Mehr noch, er war ihnen stets mit gutem Beispiel vorangegangen und hatte
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