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2110 - Der Gute Geist von Wassermal

Titel: 2110 - Der Gute Geist von Wassermal
Autoren: Unbekannt
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untermauern, aber bei solchen Schätzungen konnte ich mich recht gut auf meinen sechsten Sinn verlassen.
    Ich lag horizontal ausgestreckt, war aber nicht schwerelos, folglich musste ich mich auf der Oberfläche eines Himmelskörpers mit natürlicher Schwerkraft oder eines Objekts mit künstlicher Schwerkraft befinden. Mit ungefähr einem Gravo Schwerkraft, das konnte ich aus Erfahrung beurteilen.
    Ich richtete mich auf, drehte mich. In kniender Haltung musterte ich meine Umgebung.
    Als Erstes stellte ich fest, dass ich auf losem Kies kniete. Gelbbraune Kieselsteine von der Größe einer Murmel bis zu Eigröße bildeten einen etwa sechs Meter hohen Hügel, der sich mitten aus einer gut dreißig Meter durchmessenden Kiesfläche erhob. Bergaufwärts blickte ich auf einen breiten Kiesweg, der in Serpentinen durch einen fremdartigen Park nach oben führte. Fremdartig war allerdings nur die Pflanzenwelt - geheimnisvoll, bedrohlich und von abweisender Kälte -, die Architektur dagegen erinnerte mich in vielen Dingen an die Architektur anderer künstlich angelegter Parks, die ich gesehen hatte.
    Nach unten hin schien der Berg im freien Weltraum zu enden - und nach oben zu mochte er sich steil bis in etwa vier Kilometer Höhe zu erstrecken und endete wahrscheinlich kegelförmig in undurchsichtigem Dunst oder Hochnebel.
    Zweifellos existierte ein die Atmosphäre haltendes Energiefeld, denn ich konnte trotz offener Bordkombination ganz normal atmen und empfand die Luft weder als zu warm noch zu kalt.
    Aber war das alles Realität - oder wurde mir alles nur vorgegaukelt?
     
    *
     
    Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die Fülle der fremdartigunnahbaren Vegetation, die diesen im All schwebenden Berg überzog - und plötzlich schweifte mein Bewusstsein ab wie in einem Traum ...
    In eine andere Welt...
    In eine vertraute Welt.
    Sie wirkte real und gegenwärtig - und konnte doch nur die Rückspiegelung einer Erinnerung sein.
    Suchte mein Unterbewusstsein nach einem Rettungsanker, weil sich die Ereignisse dem logischen Verstehen entzogen?
    Und doch: Es war absolut wirklich. Zumindest stammte es aus dem Fundus meines fotografischen Gedächtnisses.
    Jedes Mal, wenn ich Zitonie Kalishans Reich betrat, fühlte ich mich in eine andere Welt versetzt. Und das traf auch jetzt zu.
    Wobei es keine richtige „Welt", war, kein natürlich entstandener Himmelskörper, der seine Sonne umkreiste. Es war kein Planet, sondern das Innere der SOL, des legendären Hantelschiffes der Menschheit.
    Eine kolossale technische Monstrosität, ein zugleich grauenhafter und erhebender Alptraum. Licht und Dunkelheit vermischt, total unmenschlich und dennoch voller Menschlichkeit und Geborgenheit - ein durchs All rasendes Maschinenungeheuer, das zahlreichen intelligenten Lebewesen Heimat war und optimalen Schutz bot.
    Derzeit bewegte sich das Hantelschiff im Hypertakt auf die Galaxis Wassermal zu - eine eigentlich unvorstellbar große Strecke, auf der zudem Pannen geschahen. Die SOL war keine Welt. Sie war ein gigantischer, mit beinahe perfider Perfektion funktionierender Schrotthaufen.
    Ich holte tief Luft und betrat den sonnendurchfluteten Grasweg, der sich schnurgerade unter einer von Rosen berankten Pergola hinzog. Die warme, mäßig feuchte Luft war von einem Duft erfüllt, der ein tiefes Glücksgefühl erzeugte.
    Balsam für die Seele ...!
    Mein Logiksektor war wieder einmal vorwitzig. Er hatte zwar Recht, aber im Grunde genommen war er für Gefühle nicht zuständig.
    Ich wollte deine Gedanken nur wieder auf die Reihe bringen. Sie konzentrierten sich eben noch auf die Definition des Begriffes Welt.
    Ich lachte spöttisch. Du bist der gute Hirte, ich weiß.
    Der Logiksektor mochte es nicht, wenn meine Gedanken abschweiften. Natürlich hatte er Recht. Doch das galt für den Normalfall.
    Folglich nicht für jetzt. Denn war es etwa normal, wenn ich alter Arkonidenadmiral und ehemaliger Imperator mich von Gefühlen umgarnen ließ, die eigentlich irreal waren?
    Und dass ich den Rosengarten unserer reizenden Kamashitin sogar als Welt empfand, obwohl er nicht auf einem Planeten lag, sondern im Innern einer gigantischen Weltraummaschinerie?
    Unwillkürlich holte ich tief Luft, dann schritt ich über den Grasweg bis ans Ende der Pergolen - und befand mich plötzlich in einer ganz anderen Landschaft.
    Ein kleiner Bach mit plätscherndem Wasserfall, der in steingestützten Ufern zahlreichen Pflanzen zu ihrer wahren Wirkung verhalf. Allein die vor mir liegende
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