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2110 - Der Gute Geist von Wassermal

Titel: 2110 - Der Gute Geist von Wassermal
Autoren: Unbekannt
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um Tagira!, gab mir der Logiksektor meines Extrahirns zu bedenken. Du hast eine neue Qualität sittlicher Reife erworben.
    Ha!, gab ich zurück. Ich fühle mich wie die frisch geschliffene Klinge eines Samurai-Tashi!
    Genau das ist verkehrt! Denkst du nur an Kampf und Blut und Tod?
    Ich grinste in mich hinein, denn ich hatte meinen Extrasinn nur provoziert.
    Im nächsten Augenblick bäumte ich mich innerlich auf, denn ich wurde so hart von einem unglaublich starken euphorisierenden Impuls getroffen, dass mein Nervensystem in hellen Flammen zu stehen schien.
    Die Schockwelle überrannte mich wie ein Tsunami - und ich sah aus den Augenwinkeln, dass sie alle in gleicher Weise betroffen waren und reagierten: Tekener, Fee Kellind, Mohodeh Kascha und die anderen in der Zentrale der SOL.
    Es währte nur einen Herzschlag lang, dann war alles vorbei. Ich kämpfte gegen das Gefühl eines unwiederbringlichen Verlustes an, denn ich wußte, was geschehen war. Ich allein.
    Tagira und Sershan Contagi Peiragon waren zu einem Wesen verschmolzen, einem Wesen, das nicht nahm und nicht vernichtete, sondern das dem Kosmos gab ...
    Ich war schweißgebadet, als ich die furchtbare Erkenntnis verkraftet hatte - und ich griff, ohne etwas zu denken, an die Außentasche meiner Bordkombination, in der das Rhizom einer Altharea Samarosah von der Welt der Gudda Girran gewesen war, bevor ich es auf dem fliegenden Berg verloren hatte, wo es mitten in einem Glutodem gekeimt hatte.
    Falls ich überhaupt auf diesem Berg gewesen war - und falls meine Erlebnisse dort real gewesen waren, denn dort hatte sich zu vieles ereignet, was eigentlich unmöglich war. Alles hätte sich auch nur in einer Phantasiewelt abspielen können.
    Dann hätte ich das Rhizom noch besitzen müssen. Doch die bewusste Außentasche war leer.
    Und als ich meine Hand von der Bordkombination zurückzog, war sie voll schmierigem Lehm - und die Rücken meiner Hände waren blutig gekratzt von dem Dickicht der Nadelbäume, durch die ich mich gekämpft hatte.
    Ich hob einen Fuß und besah mir die Stiefelsohle. Kein Zweifel: Das Material war angeschmolzen, hatte also unter der Einwirkung großer Hitze gelitten.
    Es war alles wirklich geschehen. Nur in meinem Bewusstsein waren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durcheinander gewürfelt worden - doch schlussendlich in die richtige Reihenfolge gefallen. Dann befand sich auf dem fliegenden Berg tatsächlich eine Pflanze - eine Samarosah von der Welt der Gudda Girran.
    Ich schaltete ein Separatorfeld, das mich diskret einhüllte und mich vor Mithörern schützte und alle Störgeräusche der Umgebung von mir fern hielt, obwohl ich für meine Umwelt sichtbar blieb.
    Danach stellte ich über SENECA eine Interkomverbindung zu Zitonie Kalishan her.
    „Oh, Atlan!", rief sie überrascht. „Was verschafft mir diese große Ehre?"
    „Nur eine Frage, Zitonie. Was hat es mit der Samarosah von der Welt der Gudda Girran auf sich? Bedeutet sie eine Gefahr, wenn sie sich auf einer fremden Welt ausbreitet?"
    Als sie mich nur fragend ansah, erklärte ich ihr, was mit dem Rhizom geschehen war, das sie mir geschenkt hatte. Und sie lachte - glockenhell und unverwechselbar.
    „Sie bedeutet eine Bereicherung für die Schönheit der Natur auf jeder Welt, auf der sie Fuß fasst", sagte sie.
    „Wenn sie blüht, ist ihre Pracht überwältigend."
    Ich war ein bisschen getröstet, weil Tagira auf diese Weise wenigstens ein Geschenk und Andenken von mir bekommen hatte.
    Bevor ich etwas anderes sagen konnte, meldete sich SENECA. „In meine Speichersektion wurde auf rätselhafte Weise ein Datensatz geschrieben. Die SOL soll demnach das vor Wassermal gelegene Stijssen-System anfliegen.
    Ihre Besatzung hat sich in der Station GISTUNTEN-3 einzufinden, um an der LOTTERIE teilzunehmen. Die Koordinaten wurden ebenfalls übertragen."
    Wir innerhalb der Hauptzentrale sahen uns fragend an. Schließlich waren uns die Begriffe fremd, die wir gehört hatten. Bis auf den Begriff „Lotterie". Doch der konnte ganz anders gemeint sein als in unserem Sprachgebrauch.
    Schließlich hatte SENECA zwar das Wort übernommen, aber die wahre Bedeutung nicht erkannt. Das war unmöglich.
    Wir blieben sprachlos, bis Mohodeh Kascha das Schweigen brach.
    „Das ist es, was ich erwartet habe", stellte der Kimbaner fest. „Es war ungewöhnlich, dass wir so lange auf der Stelle treten mussten. Wahrscheinlich wird Atlan uns verraten können, was den Guten Geist von Wassermal dazu bewegen hatte.
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