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2110 - Der Gute Geist von Wassermal

Titel: 2110 - Der Gute Geist von Wassermal
Autoren: Unbekannt
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bewirkte?
    Ausgerechnet jetzt...?
    Ich schüttelte die Benommenheit ab, die durch meinen Gefühlssturm ausgelöst worden war und mich beinahe handlungsunfähig gemacht hatte.
    Mit einem Mal wurde mir klar, dass die Erhitzung des Zugseils kein Zufall sein konnte. Zu sehr ähnelte sie einem anderen dramatischen Ereignis: der Erhitzung des Kiesbodens auf der anderen Seite der Mauer.
    Ich drehte mich um und sah zurück. Und entdeckte die Gondel der parallel verlaufenden Seilbahn, die sich bereits etwa hundert Meter von der Talstation entfernt hatte und sich mir näherte.
    Sie schien unter keinem Handikap zu leiden und schwebte schnell näher.
    Sekundenlang konnte ich hoffen, dass sich in ihr die Arbeiter befanden, die meine Gondel mit Steinkohle beladen hatten, und dass sie routinemäßig zur Bergstation fuhren. Aber dann entdeckte ich ein Gesicht, das über den Rand der Gondel spähte, und sah die goldfarbenen Augen, die helle Alabasterhaut und das hellblonde, schulterlange Haar.
    Sershan Contagi Peiragon!
    Es war eigentlich unmöglich, doch dieser Kerl lebte tatsächlich noch! Er schien so viele Leben zu haben wie eine Katze.
    Und er kam unaufhaltsam näher - während meine Gondel nur noch dahinkroch.
    Eine rote Woge maßlosen Zornes überschwemmte mein Bewusstsein. Ich handelte wie im Traum - und mir war dabei, als befände sich mein Geist nicht in meinem Körper, sondern schwebte darüber.
    Als die andere Gondel sich auf gleicher Höhe befand, spannte ich den Hahn meines Revolvers. Das Knacken hätte Sershan warnen müssen, aber er grinste nur höhnisch.
    Da drückte ich ab - wieder und wieder.
    Die Kugeln schlugen in die andere Gondel ein, rissen Löcher in ihren Metallaufbau. Schemenhaft tauchte Sershans Gesicht unter.
    Ich stellte das Feuer ein. Die andere Gondel zog vorbei und schwebte weiter bergaufwärts, während meine sich nur ruckend bewegte.
    Hatte ich ihn getroffen?
    Da tauchte sein bösartig grinsendes Gesicht über dem teilweise zerschossenen Rand seiner Gondel auf. Er verhöhnte mich.
    Ich ging mit meiner Waffe erneut ins Ziel, denn ich wusste, ich hatte von sechs Kugeln nur fünf verschossen.
    Doch ich feuerte nicht. Die Zielsicherheit des alten und rostigen Revolvers ließ zu viel zu wünschen übrig, sonst hätte mindestens eine der fünf Kugeln getroffen. Wahrscheinlich konnte man mit dem Ding um die Ecke schießen. Bei der jetzigen und wachsenden Entfernung hätte ich kaum eine Chance gehabt - und es gab nur noch die eine Kugel.
    Vielleicht würde ich sie brauchen, falls ich es irgendwie nach oben schaffte - wenn ich nicht bis in alle Ewigkeit hier hängen blieb.
     
    *
     
    Mit einem Mal war mir, als bewegte sich meine Gondel wieder. Ich schaute nach oben.
    Das Zugseil glühte nicht mehr - und die Seilrollen der Laufkatze glitten quietschend über das Tragseil. Zwar quälend langsam, aber immerhin.
    Dennoch war ich viel zu langsam. Die Gondel meines Feindes hatte sich noch weiter entfernt und befand sich nur noch etwa hundert Meter unterhalb der Bergstation, über der die silberne Burg thronte, irgendwie grazil und gleichzeitig wie massiv gepanzert wirkend.
    Sershan würde das Ziel lange vor mir erreichen, wenn es mir nicht gelang, ihn aufzuhalten.
    Mein Blick fiel auf den nächsten Mast seiner Seilbahn.
    Er wurde von den Halterungen des Zugseils der anderen Gondel wie magisch angezogen. Wenn es mir gelänge, diese Halterungen so zu beschädigen, dass sich das Zugseil in ihnen verklemmte, konnte ich Sershan stoppen.
    Doch ich musste schnell handeln, denn es gab nur noch einen Mast vor der Bergstation!
    Ich schob den Revolver in den Gürtel meiner Bordkombination, dann wühlte ich in den Steinkohlebrocken herum, die meine Gondel zur Hälfte ausfüllten. Drei Brocken schienen mir groß und schwer genug.
    Ich packte den ersten mit beiden Händen, wartete, bis der Mast der anderen Seilbahn nur noch wenige Meter entfernt war, und schleuderte den Brocken auf die Halterungen des Zugseils. Er schlug klirrend auf und prallte ab.
    Ich wartete nicht auf ein eventuelles Resultat, sondern warf bereits den nächsten Kohlebrocken. Auch er traf.
    Diesmal knackte es ziemlich laut. Den nächsten Brocken schleuderte ich, als meine Gondel sich wieder von dem Mast entfernte.
    Abermals knackte, ruckte und klirrte es. Das Zugseil stockte, schien sich verklemmt zu haben. Doch dann glitt es unaufhaltsam weiter durch die Halterung.
    Als ich nach oben blickte, sah ich, dass Sershans Gondel unbeirrt weiterschwebte. In
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