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2105 - Zuflucht auf Jankar

Titel: 2105 - Zuflucht auf Jankar
Autoren: Unbekannt
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glaubten, dass sie über kurz oder lang die Handelsvorherrschaft im Kugelhaufen erringen würden, unabhängig von der allgemeinen politischen Ordnung.
    In den vergangenen sechs Jahrzehnten hatten sich die Händler seines Volkes mit ihren Schiffen einen Ruf als zuverlässige und faire Partner im interstellaren Geschäft erworben. Sie pflegten Freundschaften und gute Beziehungen zu allen Kontoren und Planeten, ohne das Augenmaß zu verlieren.
    Den Jankaron haftete der Hauch des Exotischen und Geheimnisvollen an. Unzählige Male hatten die Maschiten-Händler versucht, ihnen das Geheimnis ihrer Herkunft zu entlocken.
    Anfangs war in Virginox sogar gemunkelt worden, die Jankaron stammten aus Tradom, der Riesengalaxis nebenan. Aber das konnte nicht sein. Das Reich Tradom hätte es nie zugelassen. Die Beherrscher der Großgalaxis unterdrückten die in ihr lebenden Völker.
    Also blieb nur eine Möglichkeit: Die Jankaron kamen aus Virginox und hielten ihre Herkunft geheim.
    Je mehr Schiffe Kattisch Melchyas Volk besaß, desto besser konnte es sich im Fall einer Bedrohung wehren.
    Die Pulsatortriebwerke stießen das Luftkissenfahrzeug vorwärts. Wie eine Windhose jagte die Barklays des Handelsherrn über die Piste des Tafelbergs, schob immer höher das Wasser vor sich auf und brachte es nach jedem Kiloyabaal in einer riesigen Fontäne zur Explosion. Die Wassermassen schössen nach allen Seiten.
    Kattisch legte die Kopffedern eng an. Er schloss die Augen. Wenn er sowieso kaum etwas erkennen konnte, sollte er seinen Sinnen eine Schonung auferlegen.
    „Sag mir, was du siehst!", zischelte er. „Liegt die Hälfte der Strecke hinter uns?"
    „Natürlich, Sem. Ich sehe den Turmglanz des Kajiin-Lúr."
    „Lúr" bedeutete Nest. „Kajiin" war der Name des Regierungssitzes und bedeutete im Jannik so viel wie „Das höchste Allgemeine". Gemeint war das Nest, das allen gehörte und zu dem jeder Zutritt erhielt, egal, welcher Sippe er angehörte.
    Kajiin-Lúr lag eingebettet in den purpurroten Glanz der Morgensonne, die weit hinter dem Tafelberg über die Flussebene kletterte. Augenblicke später knallte, das Sonnenlicht wie ein heißer roter Fleck in Kattischs Gesicht. Instinktiv öffnete er die Augen. Seine Sehschärfe besserte sich.
    „Jans Glück auf uns!", sprach er die traditionelle Segensformel.
    „Jans Glück auf uns!", wiederholte Vellki Otis.
    Sie drückte den Beschleunigungshebel noch ein Stück nach vorn. Das Boot machte einen Satz. In hektischen Sprüngen hüpfte es über die wassergefüllte Piste.
    Jedes Mal, wenn die Regenzeit kam, ließ der Stadtkämmerer das Wasser zwischen den Leitplanken ab. Der Regen reichte für eine dünne Gleitschicht aus. Mit der Reduzierung ging eine Geschwindigkeitsbegrenzung einher.
    Kattisch hasste solche Einschränkungen. Zwei Meter Wasser unter dem Kissen waren seiner Meinung nach das Mindeste. Drei erschienen ihm optimal. Vier waren schon wieder zu viel. Die Wassersäule staute sich zu hoch, der Widerstand der Flüssigkeit überstieg die Kraft des Pulsatorantriebs.
    Was das bedeutete, vermochte nur einer wie er zu sagen, dem es bei einem Rennen auf dem Fluss einst beide Triebwerke abgerissen hatte. Damals war viel getuschelt worden. Glück hatte er gehabt, dass er mit angeschwärztem Gefieder und ohne Blessuren aus dem zerfetzten Boot herausgekommen und kurz darauf zu einem der wichtigsten Handelsherren aufgestiegen war.
    „Das Kajiin, jetzt sehe ich es auch." Ehrfurcht erfüllte seine Stimme.
    Wie jedes Mal, wenn er sich dem Lúr seines Volkes näherte, spürte er ein Ungewisses Brennen am Eingang seines Körnermagens. Das Feuer des Pioniers erfasste ihn dann. In seinen Tagträumen sah er sich an der Spitze einer tausend Schiffe starken Flotte durch Virginox fliegen und die mehr als hundert Handelsstützpunkte seines Volkes ansteuern.
    Vor solche Träume hatte das Schicksal aber zuerst Gefiederzausen gesetzt.
    „Wir erhalten soeben einen Funkspruch auf der allgemeinen Welle, Alarmkategorie Eins", unterbrach die Stimme der Assistentin seine Gedanken. „Soll ich ihn entgegennehmen?"
    „Auf keinen Fall. Ich mache das selbst."
    Kattisch Melchya erhob sich schwankend. An den hohen Rückenlehnen der Sessel entlang hangelte er sich auf die andere Seite des Pilotensessels. Der Aktivierungsknopf der Funkanlage glotzte ihn an wie ein Fischauge. Allein schon von diesem Anblick lief dem Sem das Wasser im Schnabel zusammen.
    Zweimal verfehlte er den Knopf. Der dritte Schlag traf endlich. Der
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