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2080 - Nach Karthagos Fall

Titel: 2080 - Nach Karthagos Fall
Autoren: Unbekannt
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als geschähe es in Zeitlupe. „Vortex stabil", plapperte die verzerrte Stimme des Automaten. „Ich ändere die Zielkoordinaten."„Nein, nicht ändern!" stieß er hervor. Die Präzisionsgeschütze der Posbis schickten ihm erneut ihre vernichtenden Energien. Sie rasten auf die Kanzel zu, aber kurz davor zerflirrten sie an dem plötzlich existierenden Paratronschirm des USO-Jägers. Er hielt zwei, drei Sekunden.
    Dann blähte er sich unter dem gezielten Punktbeschuss auf und platzte. Danton hörte keinen Knall, aber er sah den grellen Lichtball des explodierenden Energiespeichers. In einer Feuerlohe platzte ein Stück des Hecks ab. Der Ein-Mann-Jäger bäumte sich auf und schüttelte sich. Einen Sekundenbruchteil später verschwand er in den tödlichen Energien. Roi schrie. Er schrie sich die Wut aus dem Leib und wartete auf den Schmerz. Übergangslos umfing ihn Finsternis. Sie machte seiner Qual ein Ende.
     
    2.
     
    „Sie ... sie kommen!" Tamara Jondell sagte es zögernd. Ihre Stimme klang anders als gewohnt. Brüchig? Noviel Residor vermochte es nicht genau zu beurteilen. Seit seinem schweren Unfall im Jahr 1269 NGZ empfand er keine Gefühle mehr und konnte die Stimmungen seiner Mitarbeiter nicht oder nur ungenügend einschätzen. Bei der Interpretation von Stimmnuancen lag er häufig daneben. In diesen Stunden seit dem Aufmarsch der arkonidischen Flotte vor dem Solsystem und dem Verrat der Posbis empfand er es als ausgesprochene Wohltat, nicht leiden zu müssen. Nüchtern und mit der Präzision eines Uhrwerks gab er seine Befehle, stimmte sie mit den positronischen Systemen ab und dirigierte seine Mitarbeiter in den Tiefen des TLD-Towers, der weit in den Mondboden ragte.
    Die Schlacht war geschlagen. Sie war zu Ende, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Perry Rhodans Entscheidung, symbolisiert durch die Flucht der Solaren Residenz, konnte man kritisieren, wie man wollte. Nüchtern betrachtet - und das war Residors einzige und emotionslose Möglichkeit -, handelte der Aktivatorträger damit nach bestem Wissen und Gewissen. Ein Kampf bis zum letzten Raumschiff hätte den Tod von Millionen oder Milliarden Lebewesen bedeutet. Zusätzlich wären die Siedlungen auf den Monden der großen Planeten sowie Trokan, Terra und Venus durch Strukturerschütterungen und deren Folgen bedroht gewesen.
    Noviel Residor kritisierte insgeheim lediglich den Zeitpunkt, den Rhodan gewählt hatte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er dem Ansturm noch eine Zeitlang standgehalten und versucht, das Flaggschiff Kraschyns zu isolieren und den Mascant und sein Oberkommando gefangen zusetzen.
    So aber hatte der Mascant freie Bahn. Auf der Ortung des TLD-Towers erloschen nach und nach weit über 200.000 Echos. Die LFT-Flotte und ihre Verbündeten zogen sich zurück. War es das, was SEELENQUELL von Anfang an geplant hatte? Oder lag es im Interesse der negativen Superintelligenz, so viele terranische Schiffe wie nur möglich zu vernichten?
    Wohl nicht. Arkon wollte Terra nicht zerstören, sondern sich das Zentrum der LFT einverleiben mit allen seinen Ressourcen und seiner wirtschaftlichen Leistungskraft. Kraschyn würde sein Augenmerk vor allem auf zwei Dinge richten, nämlich auf die lunaren Werften und auf NATHAN, das fast schon legendäre Mondgehirn der Menschheit. Der Mascant ahnte vermutlich nicht einmal, welche Überraschungen ihn dort erwarteten. Am hinteren Ende der Kommandozentrale zeigte ein Panoramahologramm die Situation zwischen Trokan, dem „neuen Mars", wie manche die Welt nannten, und Jupiter. Fünfzigtausend Einheiten des Göttlichen Imperiums umflogen die natürliche Sperre des Asteroidengürtels. Weitere dreißigtausend näherten sich aus dem Raum oberhalb und unterhalb der Planetenbahnen. Gemeinsam rasten sie Trokan entgegen, den sie in einer knappen halben Stunde erreichen würden.
    Die Flottenverbände wechselten in den Hyperraum und fielen auf halbem Weg zwischen Trokan und Terra in den Normalraum zurück. Ein Teil flog den vierten Planeten an, der andere näherte sich dem kugelförmigen Wall aus Wachforts, der Terra im Abstand von fünfzig Millionen Kilometern umgab. In den bis an die „Zähne" bewaffneten Forts fielen die Schutzschirme in sich zusammen. Die Besatzungen hatten Anweisung erhalten, sich kooperativ zu zeigen. Angesichts der gewaltigen Übermacht war jede Gegenwehr sinnlos. „Noviel?"
    Residor wandte sich zu Tamara um. „Wir sind im Zeitplan", stieß sie hervor. Natürlich waren sie im Zeitplan. Der
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