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2037 - Der Gejagte von Santanz

Titel: 2037 - Der Gejagte von Santanz
Autoren: Unbekannt
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vorn. Aus seinem Halsmund sickerte Sekret und lief an dem bemalten Körper hinab. Er bäumte sich auf, als müsse er sich mit aller Kraft gegen etwas wehren. Tifflor hatte es angesichts der mechanischen Bewegungen des Blues bereits geahnt. Jetzt wusste er endgültig, was los war. Seine Vermutung, die ihn seit dem Vortag begleitet hatte, erfuhr in diesen Augenblicken ihre Bestätigung. Morkhero Seelenquell hatte mittlerweile immer mehr Santanzer übernommen und benutzte sie als seine Helfershelfer - dieser Angreifer hier gehörte eindeutig dazu. Über das Gesicht des Terraners glitt ein schwaches Lächeln. „Unsere erste Begegnung hast du dir sicher ein wenig anders vorgestellt, Morkhero", sagte er.
    Der Speichelfluss aus dem Halsmund des Blues hörte auf. Er entspannte sich. „Ich werde dein Schiff zerstören", sagte der Santanzer. „Du wirst den Planeten als mein Gefangener verlassen oder gar nicht."
    Tifflor rief sich in Erinnerung, was die Terraner über die technischen Möglichkeiten der stacheligen Kugel in Erfahrung gebracht hatten. Morkhero Seelenquell bluffte nicht. Die Paratronstaffel der AMMENHAK stellte für sein Schiff kein großes Problem dar.
    Also galt es zu verhindern, dass er die Drohung wahr machte. Tifflor musste so schnell wie möglich in den 100-MeterKreuzer zurückkehren. Wenn Morkhero Seelenquell soviel an dem Terraner persönlich gelegen war, wie es bisher den Anschein hatte, bedeutete das eventuell die Rettung für das Schiff und seine Insassen. „Nicht alle Kinderwünsche gehen in Erfüllung", antwortete Tiff.
    Der Satz war einfach auf Verdacht gesagt und bezog sich auf die Berichte des ,Morkhero-Spürers Trim Marath. Er hatte mehrfach behauptet, dass es sich bei Seelenquell um ein junges, noch unerfahrenes Wesen handelte.
    Die Worte trafen ins Schwarze. Der Blue geriet in wilde Zuckungen und brach mit einem Schrei zusammen. Tifflor überschritt die selbst gezeichnete Linie und ging auf den Gleiter zu. „Faiind Yarinsa, komm mit erhobenen Händen heraus! Und bring alle mit, die sich mit dir im Fahrzeug aufhalten!"
    Der Galaktische Rat leistete der Aufforderung Folge. Er kam allein und machte einen großen Bogen um den Terraner. „Kümmere dich bitte um den Mann!" forderte Tifflor ihn auf.
    Der Gleiter war leer. Die Steuerautomatik ließ keine Manipulation erkennen, aber das wollte nichts heißen. Tifflor schaltete die Energiezufuhr für die Tür ab. Den Einstieg ließ er offen. Er löste den Gleiter vom Boden und flog langsam und dicht über den Wipfeln nach Süden.
    Als er einen Abstand zur Stadt erreicht hatte, den er als sicher empfand, ließ der Terraner den Gleiter anhalten, knapp einen Meter über einer Baumkrone. Von dort aus ließ sich Tifflor ins Blätterdach fallen, fing sich an einem Ast auf. Während er auf den Boden kletterte, flog der Gleiter weiter.
    Die Strecke zum Kraterwall schaffte der Terraner von dieser Stelle aus in weniger als fünf Minuten. Als er ihn überkletterte, sank gerade die dunkelgelbe Sonne unter den Horizont.
    Morkheros Versuch, ihn in seine Hand zu bekommen, war so dilettantisch verlaufen, dass Tifflor argwöhnisch geworden war. Er musste noch umsichtiger sein als bisher.
    Irgendetwas nagte und bohrte in ihm, aber er kam nicht darauf, was es war. Ein, zwei Stunden Talosh-Meditation hätten ihn bestimmt darauf gebracht. Aber dazu fehlte ihm die Zeit.
    So schnell es der steile Hang erlaubte, machte er sich an den Abstieg zum Raumhafen.
    Die Diskusschiffe standen dort, wo sie in den Tagen zuvor gelandet waren. Sie verzichteten auf den Einsatz von Schutzschirmen. Ihre Waffen waren unmissverständlich auf die AMMENHAK gerichtet. Sollte sich der LFT-Kreuzer bewegen, würden die Kanonen wohl mit Thermo- oder Desintegratorstrahlen feuern. Gegen die Paratronschirme nützte das im Prinzip nichts, und stärkere Kaliber verboten sich in der dichtbesiedelten Gegend von selbst. Tifflor ging aber davon aus, dass im All einige Raumschiffe in Warteposition schwebten. Würde die AMMENHAK starten, käme sie im All unter Beschuss. Aber irgendwie werden wir das schon schaffen, machte er sich selbst Hoffnung.
    Einsätze dieser Art hatte er in den letzten zweieinhalbtausend Jahren zur Genüge erlebt.
    Aus hundert Metern Höhe entdeckte Tifflor den Patrouillenring. Bewaffnete Santanzer gingen in Gruppen am Fuß des Kraterwalls entlang; die Abstände zwischen den einzelnen Gruppen waren nicht sehr weit, und die Soldaten verständigten sich gelegentlich durch Zurufe.
    Mehr
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