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2036 - Geheimkonferenz der Blues

Titel: 2036 - Geheimkonferenz der Blues
Autoren: Unbekannt
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ihm!" drohte Smelnyk-Ypküz und fuchtelte mit seiner Waffe.
    Stumm verkroch sich Zym Kirzay in der hintersten Sitzreihe und machte den Hals so kurz wie möglich.
    Die Wohntürme der Hauptstadt endeten oben in einem pyramidenförmigen Aufsatz. Angeekelt wandte Kirzay den Blick und starrte auf die Lehne des Vordersitzes. Ausgerechnet Pyramiden. Wieso hatte ihm das keiner gesagt?
    Der Gedanke, in einer pyramidenförmigen Halle sprechen zu müssen, ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Wie er sich kannte, brachte er unter solchen Umständen kein Wort hervor.
    Tentra besaßen eine instinktive Abneigung gegenüber dieser Bauform. Die Ursache lag in der Geschichte ihres Volkes und des Planeten Roost verankert. Einst waren Pyramiden aus dem All gekommen und hatten die Siedler vertrieben. Der Schock und die überstürzte Flucht hatten sich unauslöschlich in das Bewußtsein eingegraben und waren heute noch gegenwärtig.
    Santanz war nicht seine Welt, das begriff er spätestens jetzt. Und es war auch nicht sein Tag.
    Der Gleiter brachte sie zum Sant-Arginal. Erleichtert stellte er fest, daß es sich um ein quaderähnliches Gebäude handelte. Sekunden später erkannte er, woraus es erstellt war. Sein Körperflaum richtete sich senkrecht auf und ähnelte dünnen, lilafarbenen Drähten.
    Ein riesiges Gebäude aus den Knochen der Toten ...
    Er entdeckte die Gruppen der Jülziish, die im Innern des Totenhauses verschwanden.
    Kirzays Gefühle wirbelten endgültig durcheinander. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit.
    Eine Geheimkonferenz mitten in einem Knochenberg. Wenige Schüsse aus einem Handstrahler reichten vermutlich aus, um das Ganze zum Einsturz zu bringen.
    Kirzay schickte ein Stoßgebet an die weiße Kreatur der Klarheit und flehte um Erleuchtung. Anschließend wandte er sich an den Tlyünosmun und erbat Zuversicht für sein Vorhaben.
    Eigentlich stellte es ein gutes Omen dar, wenn er den Jülziish an einem solch denkwürdigen Ort die Augen öffnete. Er hätte es auch in einer Höhle oder einer Dunggrube getan. Wichtig war nur, daß er ihnen die Wahrheit sagte, bevor sich die Völker gegenseitig zerfleischten und die Eastside in eine Katastrophe schlitterte.
    Ein schmaler, länglicher Schatten tauchte in seinem Blickfeld auf. Hastig riß er den Kopf zur Seite und stieß sich den Tellerrand an der Panoramascheibe. Die Mündung eines Strahlers tanzte vor seinem Hals auf und ab.
    Wenigstens war die Waffe nicht aktiviert. „Entschuldige, ich wollte dich nicht aus deinen Gedanken reißen", sagte Smelnyk-Ypküz. „Die Santanzer fragen an, ob du eine Rede über den Stand der technischen Entwicklung halten willst."
    „Wenn es der gemeinsamen Sache dient, warum nicht?"
    „Der günstigste Zeitpunkt läge nach der Eröffnungsansprache der Roten Santilligenz."
    „Ich bin einverstanden. Alles, was ich für meine Rede benötige, habe ich im Kopf."
    Der Apaso verschwand nach vorn und ließ einen Wissenschaftler zurück, der jetzt fest an die lenkende Hand des Urgottes glaubte. Der Zeitpunkt für seinen Auftritt hätte nicht besser passen können. Vor allem mußte er sich den Weg auf die Rednertribüne nicht erkämpfen, sondern erhielt eine Einladung dazu.
    Fast schien es dem Obersten Koordinator, als warte man auf Santanz nur darauf, daß er seine Stimme erhob.
    Vielleicht stimmte es ja, daß es sich bei der Roten Santilligenz um die Inkarnation des Urgottes handelte und dieser alle Fäden zog.
    Inzwischen wuchs das Sant-Arginal immer höher vor dem Fahrzeug auf.
    Kirzay konnte jeden einzelnen Knochen unterscheiden.
    Der Santanzer landete vor dem einzigen sichtbaren Eingang. Als der Oberste Koordinator nach vorn ging, erhob sich der Pilot hastig. „Erlaube mir, dir einen Gefallen zu tun!" zirpte er schrill und stieß mit einem Messer nach dem Hals des Tentra.
    Kirzay ließ sich geistesgegenwärtig fallen. Das Singen eines Paralysators erklang. Der einheimische Pilot stieß ein schrilles Fiepen aus und brach neben der Steuerung zusammen. „Du hast doch gehört, daß er eine Rede halten muß", sagte der Leibwächter ungnädig und versetzte dem Liegenden einen Tritt.
    Hastig verließ der Oberste Koordinator den Gleiter und schritt zum Eingang hinüber. „Deine Delegation wird sich verspäten", klärte Smelnyk-Ypküz ihn auf. „Wir brauchen nicht auf sie zu warten."
    Der Apaso ging ihm voraus und gab am Eingang seine Waffe ab.
    Bevor der Schlund dieser überdimensionalen Gruft ihn verschlang, blieb Zym Kirzay stehen und warf
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