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2036 - Geheimkonferenz der Blues

Titel: 2036 - Geheimkonferenz der Blues
Autoren: Unbekannt
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benutzt. „Sie erkennen jetzt die Wärmeabdrücke deiner Stiefel und wissen, in welche Richtung du dich gewandt hast."
    „Violette Kreatur der Täuschung, steh mir bei!"
    In Streßsituationen suchte jeder Jülziish nur allzugern Zuflucht bei den göttlichen Kreaturen der weitverzweigten, buntschillernden Mythologie.
    Auch wenn die meisten in Wirklichkeit nicht an sie glaubten.
    So schnell die kurzen Beine den langen Körper trugen, jagte der Tentra die Stufen hinauf. Stockwerk um Stockwerk brachte er hinter sich. Die Treppe schien kein Ende zu nehmen.
    Kirzays Schritte wurden langsamer. Er keuchte aus vollem Hals und spürte die bleierne Schwere, die von seinen Muskeln Besitz ergriff. „Ich kann nicht mehr", stöhnte er.
    Er blieb stehen und lauschte. Der aufkommende Lärm zeigte ihm, daß er noch lange nicht in Sicherheit war. „Weiter!" mahnte der Syntron. „Es sind nur noch zwölf Stockwerke. Du schaffst das."
    Zym Kirzay wurde das Gefühl nicht los, daß der Syntron ihn maßlos überschätzte. Vielleicht lag es aber auch an dem Psychologie-Programm, das er vor Monaten in die mikrokosmischen Felder eingespeist hatte.
    Er stapfte weiter. Sein Atem ging rasselnd, aber der Lärm der Verfolger übertönte jedes Geräusch. Um die Sauerstoffzufuhr zu beschleunigen, ließ er die Hornzunge aus dem Halsmund hängen.
    Auf diese Weise schaffte er das nächste Stockwerk und das übernächste.
    Das Blut staute sich in den Beinen, während sein Kopf erste Anzeichen der Unterversorgung aufwies. Vor seinen Augen bildeten sich Schlieren und trübten den Blick auf die Stufen.
    Der Tentra geriet ins Stolpern und hielt erneut an. Es war sinnlos. Sie würden ihn einholen, ehe er den Ausgang erreichte. „Ich gebe auf", zirpte er leise und blieb stehen. „Geh weiter! Drei Stockwerke hast du schon!"
    Er hatte zwei gezählt. Aber dem Syntron glaubte er.
    Zym Kirzay schöpfte neuen Mut und schleppte sich weiter. Wieder schaffte er zwei Stockwerke und danach nochmals drei. Sein Körper schien innerlich zu glühen. Der letzte Rest Methylalkohol vom Vorabend war längst verdampft.
    Der Hohe Kommissar versuchte seine Gedanken zu ordnen, aber es ging nicht. In seinem Kopf raste ein einziger chaotischer Wirbelsturm.
    Undeutlich hörte er das Flüstern des Syntrons. „Sie werden langsamer.
    Auch ihnen macht das Treppensteigen zu schaffen."
    Kirzay ließ sich auf die Stufen fallen und stützte den Tellerkopf mit den Händen ab.
    Beim Tlyünosmun und allen seinen Kreaturen! Die Erschaffung des Universums und der Jülziish war gewiß nicht anstrengender.
    Die Verfolger verkürzten den Abstand zu ihm auf vier Stockwerke. Dann mußten auch sie eine längere Ruhepause einlegen.
    Mühsam richtete Kirzay sich an der Wand auf und stieg weiter. Zwei Etagen schaffte er aufrecht, dann verließen ihn erneut die Kräfte. Auf Händen und Knien kroch er weiter, Stufe für Stufe. Noch setzten die Verfolger ihren Weg nicht fort.
    Wenn er es in dieser Zeit schaffte ...
    Jedes Stockwerk besaß vierzig Stufen. Von den letzten achtzig brachte er zehn hinter sich, dann zwanzig. Der Lärm unter ihm zeigte an, daß die Verfolger aufrückten. „Noch dreißig Stufen!" flüsterte der Syntron unter seinem Körper. „Das schaffst du locker."
    Der Apparat log schamlos, und Zym Kirzay verfluchte das Programm, das ihn durch Falschinformationen offenbar in den Wahnsinn treiben wollte.
    Mit allerletzter Kraft konzentrierte er sich und zählte die Stufen eine nach der anderen. Der Lärm der Verfolger entrückte seiner Wahrnehmung und wich der Stille völligen Insichgekehrtseins.
    Der Tentra zählte exakt dreißig Stufen und hielt verwirrt an. „Aufstehen, Tür öffnen!" zischte es irgendwo aus der Bauchgegend. „Mach schon! Sie sind zwei Stockwerke unter dir."
    Er überlegte, ob er seine Identität nicht einfach lüften sollte.
    Aufstehen und an die Brüstung treten, ihnen zurufen, daß sie sich Zeit lassen sollten ...
    Mit den Handflächen tastete er sich an der Wand hoch. Eine warme Plastikfläche - das mußte der Kontaktgeber sein.
    Die Tür glitt zur Seite. Frischer, würziger Wind wehte ihm entgegen, begleitet von einem Donnern und Rauschen, wie es nur die Meeresbrandung erzeugte.
    Ein Impuls in seinem Innern trieb ihn hinaus. Blind und mit ausgestreckten Armen tappte er ins Freie, während hinter ihm im Treppenhaus zorniges Geschrei erklang. Er stolperte über eine Stufe und wäre ums Haar gestürzt. „Zehn Sekunden tief durchatmen!" erklang der nächste
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